REZENSION


HARRY POTTER UND DER GEFANGENE VON ASKABAN (III)

von Andreas Leder



Regie: Alfonso Cuarón
Darsteller:
Daniel Radcliffe (Harry Potter),
Rupert Grint (Ron Weasley),
Emma Watson (Hermine Granger),
Tom Felton (Draco Malfoy),
Michael Gambon (Rubeus Dumbledore),
Alan Rickman (Severus Snape)


Wieder einmal sind Sommerferien und Harry muss diese elendiglich langen Wochen bei seinen unausstehlichen Verwandten, den Dursleys, verbringen. Es geht auch alles ziemlich gut, Harry kann sich zurückhalten, aber nur, bis Tante Magda zu Besuch kommt. Dann ist es aus mit seiner Selbstbeherrschung, er bläst Tante Magda zu einem gigantischen Ballon auf und lässt sie davonfliegen.

Jetzt ist es geschehen. Es hat außerhalb der Schule, in der nichtmagischen Welt, gezaubert und damit gegen alle Regeln verstoßen, das wird noch ein böses Nachspiel mit dem Zaubereiministerium haben. Er flieht hinaus in die Nacht, alleine mit seinem Koffer - mehr hat er ja nicht.

Trotzdem er inzwischen ganz schön gewachsen ist, in diesem Moment ist er noch ganz schutzbedürftiges Kind, das sich sogar vor den Schatten in der Finsternis fürchtet, oder sind es gar keine Schatten?

Ganz plötzlich taucht ein Stockautobus auf, fast so, wie die, die in London herumkurven. Doch dieser ist nicht rot, er ist violett; außerdem hat er nicht ein Stockwerk, er hat davon zwei. Es ist der fahrende Ritter, der gestrandete Zauberer und Hexen aufliest. Harry möchte zum Gasthaus "Zum Tropfenden Kessel", also bringt ihn der fahrende Ritter auch dorthin. Und da wartet auch schon Cornelius Fudge auf ihn, der Zaubereiminister höchstpersönlich. Harry ist ganz mulmig im Magen, denn er erwartet eine anständige Bestrafung für das Aufblasen von Tante Magda. Zu seinem erstaunen erweist sich Cornelius Fudge mehr als väterlicher Freund, der ihn nicht bestrafen sondern beschützen will. Harry muss die Nacht im Tropfenden Kessel verbringen und anschließend nach Hogwarts reisen, um sein drittes Ausbildungsjahr zu beginnen.



Auch in der Schule ist es dann nicht so wie immer, Prof. Dumbledore macht den Schülern gleich klar, dass ein böser Zauberer aus dem Zaubergefängnis Askaban ausgebrochen ist und deshalb die Gefängniswärter von Askaban, die Dementoren, schreckliche Geister, die nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden (können), an den Grenzen von Hogwarts über die Schule und die Schüler wachen werden.

Angeblich war der Gefangene von Askaban, Sirius Black, verantwortlich dafür, dass Lord Voldemort Harrys Eltern aufspüren und töten konnte. Alle glauben also, dass er jetzt auch Harry töten will.

Harry hat so seine Probleme mit den Dementoren, denn diese saugen ihren Opfern die Seele aus, alles was gut und schön ist verschwindet aus dem Kopf und das Opfer stürzt in schwärzeste Depression. Er scheint besonders anfällig und praktisch hilflos gegenüber den Dementoren zu sein, bis ihm der für die Verteidigung gegen die dunklen Künste zuständige Professor Lupin beibringt, wie er sich mit dem Patronus-Zauberspruch gegen die lähmende Macht der Dementoren schützen kann.

Eine Episode, die die Arroganz von Draco Malfoy zeigen soll ist der Unterricht von Prof. Hagrid (ja, er ist jetzt Professor in Hogwarts) über die Fabelwesen. Es ist ein Hippogreif, den er den Schülern vorgeführt, ein stolzes Tier, dem man sich vorsichtig und sehr höflich nähern muss. Harry gelingt es sogar, dass ihn der Hippogreif auf seinem Rücken mitfliegen lässt, doch als sich Draco Malfoy dem "Vieh", wie er es nennt, nähert, holt er sich nur einen schmerzhaften Armbruch.

Harry begegnet der unheimlichen Professorin für Wahrsagerei, Sibyll Trelawney und dem Todesomen, das als "der Grimm" bezeichnet wird. Die Abenteuer führen ihn und seine Freunde auf heimliche Ausflüge ins Zauberdorf Hogsmeade und er erfährt das Geheimnis der magischen "Karte des Rumtreibers". Ebenso erlebt er die Schrecken der Heulenden Hütte, die von mehr Geistern heimgesucht wird als sonst ein Haus in England. Außerdem versucht er Hermines sonderbares Erscheinen und Verschwinden zu begreifen.

Ganz besonders schlagkräftig erweist sich Hermine, sie weist Draco Malfoy in seine Grenzen, aber nicht mit einem gefinkelten Zauberspruch, es ist eine gestreckte Gerade, die sie ihm auf die Nase setzt.

Die Konfrontation zwischen Harry und dem schrecklichen Sirius Black scheint unausweichlich. Ist Harry der mächtige Zauberer, für den ihn alle halten? Kann er gegen die finsteren Mächte bestehen? Sind seine Freunde treu auf seiner Seite? Also von Hermine kann man das auf alle Fälle sagen, sie läuft mit ihren Ideen und Aktionen fast allen den Rang ab. Fast könnte man meinen, der Titel des Films ist schlecht gewählt, er sollte eher heißen "Harry Potter und Hermine Granger ergründen das Geheimnis des Gefangenen von Askaban". Tatsächlich sind es Hermines außergewöhnliche Ideen und Fähigkeiten, die Harry durch diese schweren Zeiten helfen.



Im Vorfeld hat man schon viel über den Film und den neuen Regisseur gelesen, vor allem, dass die Inszenierung viel düsterer sein soll. Ich kann dem nicht ganz zustimmen. Meiner Meinung nach ist die Inszenierung viel realistischer, außerdem haben die jugendlichen Hauptdarsteller an Können und Ausstrahlung gewonnen. Es gelingt Daniel Radcliffe sehr gut rüberzubringen, dass er zwar ein sehr mächtiger Zauberer ist - oder sein wird - derzeit davon aber noch nichts ahnt.

Emma Watson spielt die Perfektionisten, als wäre ihr die Rolle auf den Leib geschrieben. Sie wird auch einmal eine sehr gute Zauberin sein, aber mehr aus ihrem angesammelten Wissen heraus, eben auf eine ganz andere Art als Harry Potter.

Ron Weasly kommt diesmal nicht sehr gut weg, er ist eher das fünfte Rad am Wagen, ja, er gehört zum Freundeskreis, kann aber selbst nicht wirklich punkten.

Viel zu kurz ist diesmal der Auftritt von Alan Rickman. Als Prof. Severus Snape trifft seine gewohnt finstere Art alles und jeden.

Wir achten ja viel zu wenig auf die sprechenden Namen. Wer anders als Prof. Lupin (David Thewlis) könnte der Werwolf in der Geschichte sein?

Sehr überzeugend spielen David Thewlis und Daniel Radcliffe die Vater-Sohn-artige Beziehung, die sich zwischen ihnen entwickelt. Vielleicht kann es weitergehen?

Ich selbst kenne ja keines der Bücher, habe sie nicht gelesen. Ich lasse mich immer voll und ganz von den Filmen überraschen und verzichte auch auf das Erzählen der Geschichte durch meinen jüngsten Sohn - der ja alle Bücher regelrecht verschlungen hat.

Ich muss mich auch auf sein Statement verlassen wenn er sagt, dass der Film dem Buch entspricht (oder auch nicht). Es scheint, dass auch diesmal so ziemlich alles Wichtige getroffen worden ist, das eine oder andere kommt im Buch aber anders rüber, hörte ich. Mich hat das nicht wirklich gestört, ich fand den Film ausgezeichnet.

Manche Special-Effects werden einem sehr klar, andere wieder sind so locker und lässig in die Handlung gestreut und wirken dabei derart realistisch, dass ich hiezu nur herzlich gratulieren kann. Wer den Film gesehen hat wird verstehen, wenn ich den "fahrenden Ritter" für einen sehr aufgesetzten Effekt halte, die peitschende Weide aber so gut rüberkommt, als wäre sie total real.

Ich kann jedem Liebhaber phantastischer Filme nur empfehlen: anschauen!


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