SCHWERPUNKTTHEMA

MEINE PHANTASTISCHE BIBLIOTHEK


Andreas Leder


Als Bruder einer zwei Jahre älteren Schwester musste ich mich in Kindertagen bei manchen Spiel unterordnen, sonst wäre es kein Spiel geworden. Streiten sollten wir Geschwister ja nicht, arbeiteten doch die Eltern in der gleichen Wohnung, im Zimmer nebenan, im väterlichen Schneidereibetrieb.

So eine Nähe zu den Eltern erstickte manch brüderliches Aufbegehren und so spielten wir ab meinem fünften Lebensjahr "Schule" - davor war es offensichtlich aufgrund meines kindlichen Unvermögens nicht möglich. Das "Schule spielen" brachte mir natürlich einen gewissen Vorsprung für meine eigene Volksschulzeit, konnte ich doch mit Schuleintritt perfekt lesen und schreiben.

Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass ich - im Gegensatz zu meinen Schulfreunden - gerne las.

Der Titel des erste Buches mit phantastischem Inhalt, ich habe es bereits vor einiger Zeit vorgestellt habe, lautete: "Hans Hardts Mondfahrt". Diese Zukunftsgeschichte begeisterte mich, der ich damals etwa 7 Jahre alt war, so sehr, dass meine Eltern daran nicht vorüber gehen konnten. Es folgte "20.000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne, das ich genauso begeistert verschlang wie das Raumfahrerbuch zuvor. Von diesem Zeitpunkt an war ich der Phantastik verfallen. Ich las Jules Verne rauf und runter, vom "Stahlelefanten" bis zu den "500 Millionen der Begum", natürlich auch der Flug zum und der um den Mond und was es sonst noch aus der Feder Vernes zum Lesen gab.

Sicher, auch Karl May hatte seinen Stellenwert in meinen jungen Jahren aber Stanislav Lem war zu dieser Zeit noch zu hoch - was mein Vater nicht verstand - ich war eben noch zu jung.

Nach der Scheidung meiner Eltern (als ich 11 war) hatte ich etwas mehr Taschengeld zur Verfügung (klar, sponserte nicht nur Mama, sonder auch Papa), jetzt begeisterte ich mich für die Heyne Science Fiction-Taschenbücher. Meist bekam ich sie antiquarisch. Im Laufe der nächsten Jahre werden es wohl einige hundert gewesen sein, die ich verschlungen habe. Asimov (der sich zu so etwas wie einem Lieblingsschriftsteller entwickelt hat), Zelazny (den würde ich an die zweite Stelle reihen), Moorcock, Burgess, die Strugazky Brüder, ..... ich wurde einfach nicht satt, konnte nicht genug bekommen.

Irgendwann fiel mir dann ein Perry Rhodan-Heft in die Hände. Ich kann mich noch gut erinnern, Sandal Tolk hieß einer der Protagonisten - irgendwie faszinierend der "Wilde" mit seinem Pfeil und Bogen in einer hochtechnisierten Welt. Das war eines der 500er Hefte und weitere Hefte waren nicht schwer zu bekommen. Ja, ich hatte auch einmal die Nr. 1 der ersten Auflage, aber das ist hier nicht unbedingt der richtige Platz um von diesem Heft zu schwärmen.

Daneben gab es die Terra-Hefte, Terra Nova, Terra-Astra, Utopia, Raumschiff Prometh und vieles mehr.

Immer mehr Hefte aus dem Perry-Rhodan-Universum stapelten sich in meinem Kasten, besonders faszinierend war natürlich der noch nicht so weit zurückliegende Zyklus um die Meister der Insel. Das ging sogar so weit, dass ich ein Heft, das meine Mutter zerrissen hatte, weil ich wieder einmal "Schundhefteln" gelesen und nicht gelernt hatte, Seite für Seite wieder zusammenklebte.

Lange, lange Jahre war dieser Zyklus für mich das Maß aller Dinge.

Dann kam zu meinem Leidwesen das große Sterben der Heftromane - ein einziger hat es überlebt, Perry Rhodan. Obwohl auch hier mit den Auflagezahlen gekämpft wurde und die zweite und vierte Auflage eingestellt werden musste, lebte die Serie weiter.

Vieles kam, vieles ging, dazwischen machte ich auch eine lange Pause von der Welt der Phantastischen Literatur, ich holte meine Matura nach. Nach der notwendigen Dienstprüfung packte mich aber das phantastische Fieber wieder und schon nach kurzer Zeit hatte mich die Perry Rhodan Serie wieder. Ein guter Freund, der sie die ganzen Jahre hindurch gelesen hatte, half mir beim Wiedereinstieg und als dann die Nr. 1400 auf meinem Tisch lag, kam es mir vor, als wäre ich gar nicht so lange weg gewesen. Ich wusste um den Herren der Sieben Tage, ich wusste um Hangay, ich wusste, dass die Protagonisten nach einer anstrengenden Zeit wieder einmal nach Hause kamen. Dass eine noch viel schwerere Zeit von der Autorenschaft erdichtet wurde, ahnte damals noch kaum einer. Back to the roots hieß das Motto und das schafften sie ganz brillant.

Natürlich gab es nicht nur Perry Rhodan für mich, ich blickt auch ziemlich weit über den Rand dieses Universums hinaus in die unendlichen Weiten des phantastischen Universums und hatte CONTACT. Da gab es eine kleine Gruppe Begeisterter, die sich anschickten, ein Fanzine auf die Beine zu stellen, was mir unheimlich imponierte. Ich schreib die Macher an und prompt wurde ich eingeladen, mitzumachen - was keiner ein zweites mal wiederholen musste.

Die Technik damals war geprägt vom Klebeumbruch und dem sauberen Arbeiten mit der Schreibmaschine. Glücklicherweise konnte ich bereits auf ein Textverarbeitungssystem zurückgreifen und so klopfte ich meine Beiträge in die Elektronik. Ein Laserdrucker (4-Seiten pro Minute) stand auch zur Verfügung und zu vielen Ausgaben konnte ich meine Beiträge beisteuern. Das Fanzine hieß FUTURE MAGIC, den Rest dazu kennt ihr sicher schon.

Future Magic ist nun schon seit 7 Jahren ein Hobby von mir, das doch auch ziemlich viel Zeitbeansprucht. Da kommt auch schon mal das Lesen zu kurz, aber natürlich habe ich weitergelesen und lese auch jetzt wieder Phantastisches. Zu Hause stehen (natürlich) Isaac Asimov, Robert A. Heinlein, Piers Anthony, Marion Zimmer Bradley, J.R.R.Tolkien, usw.

Bücher haben einen großen Stellenwert für mich, meine Frau und unsere Kinder; alleine in unserer Wohnung stehen über 2000 davon. Natürlich nicht nur Phantastisches, jeder hat eben einen anderen Geschmack.


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