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DER MANN IM MOND

von Fred H. Schütz



Der Mann im Mond ist auch das Sandmännchen. Natürlich wird's mir keiner glauben, weil ich der einzige bin, der's gesehen hat, aber glaub's ruhig: es ist so! Ich habe gesehen, wie er den Kleinen Schlafsand in die Augen streut und, schwupp! Kaum hat er's getan fallen sie in tiefen Schlummer. Dabei lächelt er mir verschmitzt zu, weil er genau weiß, daß ich mit dieser Behauptung allein dastehe, denn es gibt keine Zeugen die's verbürgen. Dann wendet er sich um und schlurft mit langen, eines Skilangläufers würdigen Schritten über die Mondlandschaft. Dabei zieht er lange Furchen über das Antlitz des Mondes, die von hier aus aussehen wie Tränenspuren.

Ob der Mond traurig ist? Ich glaub's schon.

Also streut er den Kleinen Schlafsand in die Augen, aber warum tut er es nicht bei mir? Warum muß ich als einziger wach bleiben? Ob er sauer auf mich ist, weil ich die Geschichte von Rakus erzählt habe und ihm damit die Schau stahl?

Es ist die Geschichte von Rakus, wie sie des nachts in ihrem Lichtboot über das Himmelsmeer fährt. Das Kielwasser des Nachens kräuselt die Oberfläche der See und darum glitzern die Sterne. Die Sterne sind natürlich nichts anderes als die Lichter von Lampions, die sie auf dem Wasser treiben läßt.

Rakus ist traurig, weil sie nachts ihrer Tätigkeit nachgehen muß, während Boldan nur tagsüber sein Sonnenpferd auf der Himmelsweide grasen läßt. Warum der Himmel nachts ein Meer und tagsüber eine Weide sein kann, darfst du nicht mich fragen; frage die Leute die vor tausenden von Jahren die Mythen erfanden.

Rakus und Boldan lieben einander, und weil sie im Himmel nicht zueinander finden können, steigt Rakus gelegentlich auf die Erde herunter. Hier arbeitet sie als Barmädchen bei Ibin Kandume, der in der Einöde eine Taverne betreibt. Ibin Kandume ist der einzige Mensch, der weiß, wer Rakus wirklich ist. Sie verzieht das Gesicht zu einer Grimasse, damit sie häßlich aussieht, und die wenigen Kunden, die bei Ibin Kandume einkehren, fühlen Mitleid mit dem armen Ding, dessen Eltern ihr in einem Anfall von Größenwahn den Namen der schönen Himmelsgöttin gegeben haben.

Wann immer Boldan kann, kommt auch er zur Erde, wo er sich Dan nennt und als einfacher Knecht verdingt. Die Nächte, die er mit Rakus verbringt, sind für sie der Himmel auf Erden, aber am Himmel steht dann kein Mond und die Menschen nennen das Mondfinsternis.

Tags darauf steht kein Wölkchen am Himmel, die Sonne strahlt in goldenem Glanz und der volle Mond ist hell wie Kaiserjade. Kaiserjade ist nicht grün wie gewöhnliche Jade, sondern nahezu weiß.

In Japan ist der Mond ein Gott. Er muß wohl auch ein Kriegsgott sein, denn er kommt ziemlich geharnischt daher. Dennoch gibt es dort gleichfalls eine Mondprinzessin, und auch sie kommt gelegentlich in ihrem Palanquin zur Erde hernieder.



Die schönste Mythe schlechthin, und vielleicht auch die traurigste, ist für mich diejenige, welche man sich im Kaiserreich Ch'un erzählt. Das Ch'un-Imperium umfaßt neunzehn bewohnbare Welten, die auch alle einen Mond haben. Das heißt, Schandalay hat keinen Mond. Diese Welt hatte zwar ursprünglich auch einen, aber der Dichterkaiser Ch'un Hin hatte am Ende seines Lebens eine Zauberei vollführt, die nicht nur ihn das Leben kostete, sondern auch den Mond von Schandalay zum Wauser versetzte. Da Ch'un Hin über dem Zauber sein Leben verlor, ist dieser nicht rückgängig zu machen, und den Wauser umkreisen nunmehr zwei Monde, die immer wieder heftige seismische Aktivitäten auslösen. Der Wauser ist daher die vulkanreichste Welt des Imperiums.

Da Schandalay nunmehr keinen Mond mehr hat, konnte dort ein Wesen entstehen, das dem unbefangenen Beobachter als sechs durchsichtige Einhörner erscheint. Es ist das einzige Wesen, das in der Lage ist, eine feste Substanz zu trinken. Diese feste Substanz ist ein riesiger aus einem Diamanten bestehender See, der, weil er alles Licht schluckt, als schwarz gilt. Dieses Wesen hat kein Interesse an anderen Welten und möchte nichts weiter, als ungestört auf Schandalay leben. Daher ist der Aufenthalt dort für Menschen gefährlich und diese Welt gilt als unbewohnbar. Das Wesen heißt Chingzee.

Vom Monde aber heißt es, er sei das Auge der Jungfrau der Tränen. Die Jungfrau der Tränen ist eine mythische Gestalt, die in ihrem eigenen Reich lebt und mit dem Auge wahrnimmt, was auf den Welten des Imperiums geschieht. Sie ist das personifizierte Mitleid; sie erscheint als Frau von überirdischer Schönheit und über ihre Wange rinnen ständig Tränen. Sie weint vor Schmerz über das Leid aller Kreatur, denn der große Magus Ch'un Gengin, der alles erschaffen hat, schuf lediglich zu seinem Vergnügen. Wem das Seelenleid zu groß wird, sucht Linderung in einem der vielen Tempel des Trostes, die du auf allen Welten findest. Dort kannst du auch die aus Kaiserjade geschnitzte lebensgroße Statue der Jungfrau bewundern. Es heißt, sie sei der Prinzessin Jade wie aus dem Gesicht geschnitten, die sich vor Urzeiten ihr Leben lang bemühte, das Leid zu lindern, das der große Magus in die Welt brachte.

In Tropennächten erscheint der Mond besonders groß, und mitunter kannst du beobachten, wie sich Tränen über sein Gesicht ergießen. In kalten Nächten scheint er besonders hell; dann steht er wie eine Scheibe aus blank poliertem Silber am samtschwarzen Nachthimmel - vorausgesetzt, er scheint als Vollmond ...



Münchhausen erzählt von Mondreisen, und auch Jules Verne. Münchhausen behauptet, er sei in einer Mondgolfière dorthin gereist. Auf dem Mond, sagt er, wachsen die Menschen auf Bäumen. Sie kleiden sich wie seinerzeit die reichen Türken und leben nur einen Tag. Wenn ein Mondmann ausgeht, trägt der den Kopf seiner Frau unter dem Arm, damit sie den neuesten Tratsch aus erster Hand mitbekommt, während ihr Körper zu Hause bleibt und das Essen kocht oder sonstige Hausarbeiten verrichtet. Wenn ein Erdenmensch dorthin gelangt, wird er innerhalb eines Monats neunzig Jahre alt. Münchhausen blieb das Schicksal erspart, auf dem Mond zu sterben, weil irgendein Zauberer ihm seinerzeit ewige Jugend verliehen hatte.



Nun, heute wissen wir, daß unser Mond eine ziemlich trostlose Gegend sein muß, schon alleine, weil ihm die Lufthülle fehlt, die der Mensch nun einmal zum Atmen braucht. Aus diesem Grunde gibt es dort oben keine Leute, und die wenigen, die es bisher von der Erde aus dorthin geschafft haben, waren nicht türkisch gekleidet.

Dafür kannst du ziemlich große Sprünge machen, wenn du auf dem Monde spazieren gehst. Genau sechsmal leichter haben phantasielose Astrophysiker ausgerechnet - das heißt, ich würde da nicht einmal zwölf Kilo wiegen!

Aber unser nächtlicher Begleiter ist ein von jeher die Phantasie beflügelndes, romantische Stimmung hervorrufender Geselle, und schon aus diesem Grunde wäre eine Reise dort hinauf vielleicht lohnenswert. Aber wie soll ich hingelangen? Die NASA nähme mich nicht, selbst wenn sie eine neuerliche Expedition zum Mond plante, weil ich nämlich den Andruck meines vervielfachten Körpergewichtes wohl nicht überleben würde, wenn die Rakete in den Himmel hinaufschießt - und wenn die Kapsel wieder herabstürzte, würde mich allein die Panik umbringen. Das vor Kurzem in Betrieb genommene, privat finanzierte Weltraumflugzeug schafft es lediglich ein winziges Stückchen über die irdische Atmosphäre hinaus - beileibe nicht weit genug - und außerdem könnte ich nie den ungeheuren Preis bezahlen, den der Betreiber fordert. Was also tun, sprach Zeus ....



Just in diesem Augenblick stimmt ein lieblicher Sopran eine alte, mir langvertraute Weise an: "Guter Mond, du ge-ehst so-o sti-ille ..." Das Lied erklingt aus der uralten tönernen Öllampe, die auf dem Kaminsims steht, und die da singt, das ist Lili!

Zum Teufel, wie gelangt der abscheuliche Geist aus dem Orient an diese urdeutsche Melodei?

"Lili," sage ich streng. Auf dem Deckel der Lampe ist Salomons Siegel eingeprägt - du weißt schon: der Mogen David umrahmt mit kabbalistischen Zeichen - und da mein Name mit dem Salomons sprachlich übereinstimmt, bin ich der Herr der Lampe. Schon steht sie vor mir und lächelt süßlich.



Halte mal, hier stimmt was nicht! Etwas an ihr ist anders als gewohnt, aber was? Ich studiere sie genau und - siehe da, die Tüllgardine vor ihrem Gesicht ist weg! Aber da grinst mir keine schreckliche Dämonenfratze entgegen, sondern die feinen Züge einer schönen Frau lächeln mich an. Lili hat mir zu Gefallen die Gestalt einer lieblichen Haremsdame angenommen, komplett mit knapper Weste und Pluderhosen, trug aber ihr Gesicht verhüllt, weil ein Afrit menschliche Züge nicht nachahmen kann. So dachte ich jedenfalls, und jetzt bewies sie mir, daß es doch möglich war. Sie mußte hart an sich gearbeitet haben, um das zuwege zu bringen, aber warum tat sie das? Kein Afrit tut freiwillig etwas für den Menschen, dem er dienen muß!

"Öffne den Mund!" sage ich scharf und erwarte, Dämonenhauer zu sehen. Aber nein, was mich anlächelt sind perlige Beißerchen wie in einer Zahnpastareklame. Das kann doch nicht wahr sein! "Zeig' deine Zunge!" Jetzt kommt's, denke ich, jetzt streckt sie eine Zunge hervor, die einen wie ein Lasso einfangen kann!

Gehorsam streckt sie die Zunge heraus, und die reicht ihr bis zum Kinn. Na gut, es gibt Menschen, die ihre Zunge soweit herausstrecken können. Die Verwandlung scheint vollkommen.

Völlig verwirrt mache ich eine Geste und sie schließt den Mund, steht erwartungsvoll vor mir. Was soll ich tun? Ich weiß, daß ich nun doppelt vorsichtig sein muß, denn, wie gesagt, kein Afrit tut freiwillig etwas für den Menschen, dem er dienen muß.

Oder etwa doch? "Warum hast du eben dieses Lied gesungen?" frage ich. Zum einen will ich's wissen, zum anderen fällt mir nichts besseres ein.

"Ich wollte dich erfreuen," sagt sie schlicht, "weil sich deine Gedanken mit dem Mond beschäftigen."

Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! Kann sie meine Gedanken lesen? Und will sie wirklich aus freien Stücken etwas für mich tun?

"Wie kommst du darauf?" frage ich und bin gespannt, was sie mir erzählen wird.

Sie lächelt fein. "Du denkst manchmal laut."

Das ist wahr. Ich habe die leidige Angewohnheit vor mich hin zu brabbeln, wenn ich alleine bin. Oder wenn ich glaube allein zu sein. Immerhin erklärt es, woher sie weiß was ich denke. Ich bin erleichtert, weil sie nicht in meinem Hirn herumspukt.

"Gut," sage ich. "Wenn du weißt, woran ich denke, sag' mir, ob du mich auf den Mond versetzen kannst."

Sie schließt die Augen als wolle sie auf etwas lauschen, das außerhalb normaler Hörweite ist, sieht mich dann voll an. "Ja," sagt sie.

Ihre Augen! Ich wußte doch, daß ich etwas vergessen hatte! Ich sehe ihr in die Augen. Jetzt wird sich zeigen, ob mir die längsgeschlitzten Pupillen eines Dämonen entgegenstarren! Aber nein, sie hat normale Augen wie du und ich. Nur sind sie dunkel wie es sich für eine Haremsdame gehört. "Ohne daß ich dort oben ersticke," frage ich eindringlich. Immerhin hat der Mond keine Lufthülle. "Und wieder zurück?"

Sie nickt stumm.

Na, dann wäre das Problem mit der Mondfahrt ja gelöst - sofern es ein Problem ist. Plötzlich bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich überhaupt hin will. Ich nicke, "Das muß ich erst mal überschlafen!" und schicke sie zurück in ihre Lampe.

Sie gehorcht, nicht ohne mir vorher auf meine Lagerstatt zu helfen. Meine Erkrankung bringt es mit sich, daß ich öfter und länger als gewohnt im Bett liegen muß. Ich nehme mir fest vor, sie nicht weiter als weibliches Wesen anzusehen. Schließlich ist was mir wie ein fleischgewordenes Marzipanpüppchen gegenübersteht ein Dschinn dessen wahres Äußere ich lieber nicht kennen will.

Ohne mir darüber klar zu sein, daß ich gerade einen Paradox verbrochen habe, schlafe ich ein. Als ich erwache, steht mein Bett im Freien.



Allerdings ist dies eine reichlich merkwürdige Landschaft. Über mir der Nachthimmel, besetzt mit zahllosen Glühlichtern die wohl Sterne sind. Dennoch ist es taghell. Links von mir sehe ich die Sonne hinter einer rauchgeschwärzten Glasscheibe; sie flackert und wabert wie verrückt, und Protuberanzen schießen aus ihr hervor bis in den halben Himmel. Der Boden, nicht gerade eben, ist dennoch flach und platt wie mein Eßzimmertisch. Kleinere und größere Gesteinsbrocken liegen darauf herum, die einen Spaziergang sicherlich nicht ganz ungefährlich machen. Der Horizont scheint unheimlich nah. Das Ganze gleicht einer Wüstenei; alles ist weiß und schwarz und nicht ein Flecken Grün.

Doch! Da hinten gewahre ich einen Busch, aus dem Flammen schlagen. Wie ich genau hinsehe, gleitet er rasch auf mich zu und bleibt knapp vor mir stehen. Die Flammen umzüngeln einen Kopf und jetzt weiß ich, wie eine Dämonenfratze aussieht. Der Anblick bereitet Übelkeit.



"Was hast du hier zu suchen?" brüllt er mich an. "Faulenzer, die in Betten herumliegen, können wir nicht brauchen!"

Wohlgemerkt, das Bett ist nicht Mister Ed; es kann nicht sprechen und wird auch nicht mittels eines Buches gesteuert, in dem merkwürdige Glyphen stehen. "Sachte, sachte," knurre ich unwirsch. "Mäßige deine Stimme, Freundchen, wenn dein Gesicht nicht Bekanntschaft mit meiner Bettpfanne machen soll!" Er braucht ja nicht zu wissen, daß ich keine Bettpfanne besitze. "Wer bist du überhaupt?"

Die Drohung verfehlt ihre Wirkung nicht und er senkt die Stimme zu einem Grollen. "Ich bin Idriss, Fürst der Unterwelt!" brüstet er sich. "Und wer bist du?"

"Ach, nur ein durchreisender VIP," sage ich leichthin.

"Ein Wie Ei Pie? Was ist das?"

"Einer, der das Siegel Salomons beherrscht."

"Da - das Siegel Salomons?" Vor Salomon hat er einen Heidenrespekt. Immerhin hat der zu seiner Zeit die Welt der Geister Mores gelehrt. "Da - dann bist du es, der meinen schönen Dschinn so zugerichtet hat?" Er deutet und als ich hinsehe gewahre ich Lili. Sie liegt da wie ein nasses Handtuch, und das bringt mich auf die Palme.

"He, was hast du mit ihr angestellt?" fahre ich ihn an und richte mich auf. Das nimmt er als Drohung auf und prallt zurück. "Ist sie etwa tot?"

"Sie?" kreischt er und sein Gesicht läuft violettgelb an. "Sie? Hast du meinen Afrit in ein Weib verwandelt?"

"Na, und?"

"Das gibt es bei uns nicht!" Seine Stimme schnappt über. "Dafür schicke ich dich in die Hölle!" Ehe ich etwas sagen oder gar tun kann, setzt sich mein Bett in Bewegung, gleitet über den Sand wie ein Schiff auf dem Wasser. Ein Spalt tut sich auf und das Bett schlüpft hinein. Mit mir drin.

Drinnen ist es so hell wie draußen, aber hier ist alles kunterbunt. Ich fühle mich nach Comicville versetzt: alles, was ich sehe, Landschaft, Objekte und Kreaturen, ist zweidimensional, über alle Maßen karikiert. Es ist nicht eine gerade Linie zu sehen, Häuser stehen krumm in der Gegend herum und die Bäume sehen aus wie Flaschenkürbisse. Dafür sind sie grün und lila geringelt. Was immer hier herumläuft hat überlange Beine oder gar keine, dicke Bäuche und Nasen wie Gurken. Das soll die Hölle sein? Ich muß lauthals lachen.

"Das Lachen wird dir noch vergehen!" zischt Idriss erbost. Er macht eine weit ausholende Geste. "Hier wirst du auf alle Ewigkeit die schrecklichsten Qualen erl"

"Quatsch!" sage ich kühl. Was ich verspüre, ist Langeweile und das sage ich ihm.

Ehe er sich wutentbrannt auf mich stürzen kann - was ich mir selbstverständlich auf das Strengste verbeten hätte - kommt einer herbei, den ich an seinem einsteinschen Haarschopf erkenne, wenngleich sein Anzug nicht mehr blütenweiß ist. "Ich kann ja leider hier nicht mehr weg," seufzt Andy Warhol, und die Worte erscheinen als Sprechblase vor seinem Gesicht, so daß du nachlesen kannst, was er sagt. Er reicht mir einen immensen Radiergummi. "Nehmen Sie. Er öffnet Ihnen einen Weg nach draußen!"

Kaum hat er ausgesprochen, erscheinen zwei überdimensionale Supermänner, nehmen ihn in den Polizeigriff und führen ihn ab. Ich kann nicht sagen, daß ich Mitleid empfinde; für das, was er als Künstler verbrochen hat, verdient er die Hölle.



Dennoch bin ich für die Hilfe dankbar. Ich halte den Gummi mit festem Griff und beginne alsogleich, energisch zu radieren. Bei Idriss fange ich an.

Kaum merkt der, daß er Substanz verliert, gibt er zeternd Fersengeld, nicht ohne vorher seine Schergen auf mich zu hetzen. Die aber stehen nur in der Gegend herum, halten Maulaffen feil und trauen sich nicht näher.

Ich radiere eifrig und habe bereits eine große Leere um mich herum geschaffen, als das Mörchen den Kopf zur Tür hereinsteckt. "Das Essen ist fertig!" flötet sie. "Soll ich es dir heraufbringen?"

"Nein. Ich komme runter." Sie hat schon zuviel Arbeit am Hals seitdem ich hinfällig wurde, also komme ich ihr entgegen, so gut ich kann.

Ich krabbele mühsam aus dem Bett, und dabei fällt mein Blick auf die alte Öllampe, wie sie auf dem Kaminsims thront. Wie eine übergroße Schnabeltasse sieht sie aus. Ich bin gespannt, wie Lili das Abenteuer bekommen ist ...



ENDE



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