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KEIN ZIELSTERN

von Andreas Leder



"Sir! Schauen Sie sich das an! So etwas habe ich noch nie gesehen!"

"Mandy, mit Ihren zwei Dienstjahren haben Sie noch Vieles nicht gesehen", brummte Captain Summers gutmütig zur Orterstation hinüber. Dabei schaltete er die Ortungsanzeige auf seinen Platz und betrachtete das Holo.

"Und was sagt Walters dazu?"

"Johnny hat Freiwache, Sir!"

"Rufen Sie ihn trotzdem, was ich da sehe, gefällt mir nämlich überhaupt nicht."

Kurze Zeit danach betrat ein gähnender John Walters seinen Platz in der Orterstation. Die Haare standen in alle Richtungen davon - nein, ausgeschlafen war er nicht.

Mandy erklärte ihm kurz die Lage, dann flogen seine Finger über die Tastatur. Walters war der Ortungschef in dem 200 Meter durchmessenden Forschungskreuzer mit dem Eigennamen AUSTRIA. Die AUSTRIA gehört zu einem kleinen Geschwader Forschungsschiffe, das hyperenergetische Phänomene am Rande des Leerraumes erforschte.

Walters vertiefte sich in die Anzeigen und Messergebnisse, offensichtlich stellten sie ihn aber vor ein Rätsel. Er konzentrierte sich kurz und löschte dann mit einer einzigen Eingabe alle Anzeigen um seine eigenen Auswertungen aufzurufen.

Die Holos reagierten auf seine Eingaben.

Zuerst war nur ein diffuser Kreis zu sehen, dann wurde das Bild rötlich, jetzt erkannte Walters einen schwarzen Punkt inmitten des Bildes.

"Frank", sprach er Captain Summer an, "wir haben es wahrscheinlich mit einem Spontantransmitter zu tun, in dem ein kleines Schwarzes Loch hängt - er hat es nicht abgestrahlt, weil offensichtlich eine Gegenstation fehlt. Ich denke, solange dieses Ding hier draußen im Leerraum ist, kann nichts geschehen. Sollte es aber in die Nähe einer Sonne kommt, kann ich für nichts garantieren. Die Kräfte im Inneren halten sich derzeit die Waage. Wenn Energie von außen zugeführt wird, wird diese entweder vom Transmitter oder vom Schwarzen Loch angesaugt. Niemand weiß, welche Prozesse nachher ablaufen werden. Ich habe unsere Taster zurückgefahren, um nichts zu provozieren. Wir sollten auf jeden Fall etwas mehr Abstand..."

In diesem Moment glühte der Transmitterring auf und verschwand mit einer gewaltigen hyperenergetischen Entladung aus dem Erfassungsbereich der Ortungsgeräte.

Kurzfristig wurde es dunkel in der Zentrale, alle verfügbare Energien flossen automatisch in die Schutzschirme, die Geräte auf hyperenergetischer Basis hatten sich abgeschaltet und wurden langsam reaktiviert.

Als die Hyperfunkanlage wieder funktionierte, setzte die AUSTRIA einen ersten Funkspruch ab. Es meldete sich aber nur das Schwesterschiff HELVETIA, deren Kommandant berichtete, sie seien ebenfalls von einem Ausläufer der Entladung gestreift worden. Weder ihre Operationsbasis, ein Flottentender, noch die Schwesternschiffe meldeten sich auf die Funksprüche, ihr Verschwinden stellte alle vor ein Rätsel.

"Frank", meldete sich Walters zu Wort "ich befürchte, es war ein Zeittransmitter, wie ihn die Meister der Insel seinerzeit verwendet haben. Jetzt müssen wir nur noch feststellen, wann wir angekommen sind."

ENDE


Anm. d. Red.: Diese, sowie die beiden Geschichten "Der Schüler" (Roman Schleifer) und "The Winner Takes It All" (Erich Loydl), entstanden anlässlich eines Wettbewerbes, den der Wiener Perry-Rhodan-Stammtisch zum "Zielstern-Con" am 7. und 8. Jänner 2005 (natürlich in Wien) ausgeschrieben hat. Die Geschichte musste im PR-Universum spielen und durfte nicht mehr als 500 Worte umfassen. Am Wettbewerb durften nur Personen teilnehmen, die nicht dem Wiener Stammtisch angehören. Trotzdem gab es aus dem Stammtischkreis eine "Beteiligung" unter Pseudonym, was zwar den Juroren nicht auffiel, von den betroffenen Autoren aber rasch und freiwillig ("Wer noch? Ich frage ein letztes Mal?" - O-Ton eines Juroren) zugegeben wurde.


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