SCHWERPUNKTTHEMA

TRÄUME

WAHRES GLÜCK

Fred H. Schütz


Einst träumte mir, ich sei ein Ritter,
Mit prächt'ger Rüstung, stolzer Wehr.
Vor mir im Staub mit Angstgezitter
Gar mancher hingesunken wär'.

Ich zög' zum Kampf mit Donnerhall
Und lent' mein Ross mit starker Hand.
Ich sucht' die Feinde überall
Und schlüg' sie röchelnd in den Sand.

Mir träumte gar, ich sei ein König,
Regierte stolz und doch gerecht.
Die Steuergelder wär'n nicht wenig
Und auch der Luxus wär' nicht schlecht.

Den ganzen Tag säß' auf dem Thron ich.
Um mich herum die Kammerherren,
Mit Worten, süß wie Bienenhonig.
Ich ließ' sie ruhig weiterplärren.

Dann träumte mir, ich sei ein Bettler
Und krümmte meinen Buckel tief.
Jammernd bittend um Geschenke,
Krächzend ich "Almosen!" rief.

Heimatlos und ohne Freude,
Voller Schmutz im Straßenstaub.
Jammernd kröch' ich vor die Leute,
Stellte mich mit Arglist taub.

Endlich träumt' ich, als ein Jüngling
Liebt' ich eine schöne Maid;
Liebte sie von ganzem Herzen.
Hätt' um ihre Gunst gefreit.

Säß' mit ihr im stillen Winkel,
Versunken tief in Liebesglück -
Herzend, küssend - Liebeslaute
Klängen schöner als Musik

Fragt Ihr, was ich lieber hätte,
Schlüg' ich aus des Ritters Schwert,
Bräch' des Königs güld'ne Kette,
Ließ' den Bettler ungeehrt.

Sucht' der Liebe teure Bande,
Brächt' ihr dar mein ganzes Herz.
Böt' mein Leben ihr zum Pfande:
Stillem Glück und leisem Schmerz.


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