REZENSION


DRACHENWELTEN VON ANDREAS GÖßLING

von Eva Kalvoda



Die Beschreibung am Cover enthält den zusammenfassenden Satz: Eine Tour de Force durch die Kulturgeschichte, die sich wie ein Krimi liest.
Na ja, also eigentlich ist es eine theologische Vergleichsstudie. Im Großen und Ganzen durchforstet der Autor alle möglichen Religionen und religiösen Aufzeichnungen nach Drachen. Das wäre ja ganz in Ordnung, aber leider beschäftigt sich mehr als die Hälfte des Buches mit Bibelzitaten.
Das Buch ist in Kapital gegliedert wie: der biblische Drachenhimmel, Attische Drachenliebe oder die Drachen des Nordens. Leider beschäftigen sich aber auch die Kapitel, die eigentlich nichts damit zu tun haben, mit der Bibel. Es gelingt dem Autor nicht, jede Kultur eigenständig zu behandelt, er vergleicht vielmehr alles mit den Bibelaufzeichnungen.
Die Übertreibung in mehreren Dingen ist überhaupt typisch für dieses Buch. Das beginnt eben bei übermäßigen Bibelgebrauch, geht über Unmengen Originalauszügen aus den diversen Religionsaufzeichnungen (was wirklich mühsam zu lesen ist) bis hin zu der Überzeichnung der Drachen, da der Autor Schlangen mit Drachen gleichsetzt, ohne eine allgemein gültige Erklärung.
Lediglich am Anfang stellt der Autor ein angebliche Kirchengleichung hervor, die uns seit der Gründung der Christen angeblich eingebläut wird, sie lautet: Satan = Drache = Schlage = Teufel.
Darauf aufbauend geht er davon aus, dass dies auch auf alle anderen Kulturen zutrifft, und betrachtet Schlangen generell als Drachen. Das ist ziemlich ärgerlich, da ich überhaupt nicht begreifen kann, was zum Beispiel die christliche Anschauung mit der Midgard-schlange zu tun hat. Und so führt der Autor fröhlich durch Originallauszüge diverser Religionen, ständig auf die Bibel verweisend.

Ein sehr störendes Element beim Lesen sind die Fußnoten. Wenn der Autor damit auf andere Textstellen verweist, sehe ich es ja ein, aber er setzt auch Fußnoten, um Fremdwörter verwenden zu können, die Auflösung ist aber ganz hinten, so dass man ständig hin und her blättern muss.
Versteht mich recht, ich finde das Buch nicht unbedingt schlecht, es ist ein großartiges Werk, wenn man davon ausgeht, dass man eine wissenschaftlich anmutende Vergleichsstudie in punkto christliche Mythologie vs. der restlichen Kulturen lesen möchte. Ich habe wirklich viel gelernt dabei.
Aber als angebliches Kultbuch der Drachenszene ist es eine Themaverfehlung.


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