STORIES


DER ZWERG

von Eva Kalvoda



Tief im Berg lebte vor Jahren,
ein Zwerg Namens Taren.
Der suchte lange Zeit nach Gold,
doch das Glück war ihm nicht hold.

Da dachte er so bei sich,
das Ackern ist doch widerlich.
Und beschloss nach Jahren der Qual,
er versuchte sein Glück im Tal.

Die Menschen dort waren gar nicht nett,
und zu graben gab's dort auch nur Dreck,
also ging Taren weiter,
in den Wald von Leita.

Dort wohnen, wie jeder weiß,
die Elfen von Hintergleiß.
Und bald schon traf Taren dort,
einen Elf Namens Immerfort.

"Am bestens verstell ich mich",
dachte Taren so bei sich.
Denn bei den Menschen hat er gelernt,
die Zwerge hat keiner richtig gern.

"Hallo, Edler Bruder, kannst du mir helfen.
Ich suche meine Brüder, die Waldelfen.
Wir Bergelfen waren schon ganz bange,
denn wir hörten nichts von Ihnen, seit Langem."

Das Spitzohr blinzelte nur kurz,
und dachte, er hätte ´nen Zuckersturz.
Denn da, dass weiß jeder Wilde,
sieht man gar seltsame Gebilde.

Doch gleich darauf war es ihm klar,
das ist ein Zwerg, und keine Fata Morgana.
"Dieses Spiel beherrsch auch ich",
dacht´ Immerfort, und spricht:

"Ah, dann bist du wohl vom Runden-Stamm,
die sind recht breit und auch nicht lang.
Ich heiße dich herzlich willkommen mein Bruder,
ich bin vom Stamm der langen Luder."

Nun war es an Taren verblüfft zu sein,
es fiel ihm auch so schnell nichts ein.
"Ähm, ja, vom Runden-Stamm genau,
bei uns ist das Leben ziemlich rau."

Da schreit der Elf so laut,
dass es Taren fast umhaut.
Immerfort springt einen Meter hoch,
der Triumph ihn zu übermannen droht.

"So ein Schmarrn, du kleiner Lügner,
du bist ein Zwerg und ein Betrüger.
Diese Stämme hab ich erfunden,
und wahrlich, schön hast du dich gewunden.
Doch nun ist das Spiel vorbei,
du bist entlarvt, du faules Ei."

Das war zuviel für unseren Zwerg,
er haut sich auf den Boden und plärrt.
"Ihr Spitzohren seid so gemein,
ich will auch gar keiner von Euch sein.
Lieber geh ich zurück zum Berg,
und buddel bis ich nichts mehr merk´."

Der Elf, irritiert, kann nichts verstehen,
´nen hysterischen Zwerg hat er nie gesehen.
Er tätschelt Taren kurz den Rücken,
nur um gleich wieder abzurücken.

Es überlegt der Elf, was zu tun,
dann fasst er sich, und dreht sich um.
Er blickt auf den strampelnden Zwerg hinunter,
und spricht, milde, wie Elfen mitunter:

"Wenn du nicht darauf bestehst ein Elf zu sein,
darfst du doch eh nach Hintergleiß hinein.
Neben anderen Zwergen und einigen Feen,
haben wir Tunnel, du wirst schon sehen.

Doch nicht aus Fels, sondern aus Erde,
das gräbt sich leichter, schon wegen der Pferde,
die tragen den Dreck einfach hinaus,
und Mittagsruhe gibt es auch."

Mit Tränen in den Augen noch,
steht Taren auf, und blinzelt hoch.
Soll er dem Spitzohr glauben,
und mit ihm gehen, und ihm vertrauen?

Schon auf dem Weg, dreht der Elf sich um,
und wartet auf den Zwerg, denkt stumm:
Was für ein Glück für diesen Dickbauch,
gute Psychiater haben wir auch.

Und die Moral von der Geschicht:
mit Lügen schafft man es nicht.
Doch mit ein wenig hysterischem Gezeter,
findet sich meistens ein holder Retter.


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