REZENSION


HARRY POTTER UND DER FEUERKELCH

von Andreas Leder



Original: Harry Potter and the Goblet of Fire,
USA 2005
Regie: Mike Newell
Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Michael Gambon, Maggie Smith, Robbie Coltrane, Alan Rickman, Gary Oldman, Brendan Gleeson, Roger Lloyd-Pack, David Tennant, Ralph Fiennes, Miranda Richardson

Als ich nach drei Stunden Kinoduft endlich wieder kühle Abendluft schnuppern konnte, dachte ich mir: "Mein Gott, welcher Schrott wird uns denn da serviert?"
Daniel Ratcliffe, als 14-jähriger, schmalspurpubertierender Zauberlehrling, durchlebt wieder einmal die große Menge an Problemen. Da wird die Quiddich-Weltmeisterschaft angeschnitten - ja sicher, die Szene mit dem kleinen Zelt, das innen mindestens zehn mal so groß ist, wie außen, ist ja recht nett - aber dann folgt ein Überfall der Todesser, alles flieht, alles rennt, alles brennt und das hat im weiteren Verlauf des Filmes keinerlei Konsequenzen!?
Was allerdings Konsequenzen hat sind Harrys Träume, die schon eher als Visionen bezeichnet werden können.
Das Trimagische Turnier bringt Delegationen aus zwei weiteren Zauberschulen nach Hogwarts. Einerseits ist es eine Abordnung hübscher französischer Mädels (da werden aber verdammt viele Klischees bedient) andererseits eine Gruppe martialisch auftretender wortkarger russischer Zauberschüler (noch ein paar Klischees).
Um die Teilnahme am Turnier dürfen sich alle bewerben, die schon 17 Jahre alt sind, für die jüngeren ist es zu gefährlich. Der Feuerkelch wählt aus jeder Schule einen Bewerber aus, der in den Wettkampf geschickt wird. Als Überraschung spuckt das Ding als vierten Namen den von Harry Potter aus. Nun ja, da kann man nichts machen, es muss halt so sein, beschließt der Rat der Professoren.
Dafür regiert ab jetzt Verrat, denn alleine hätte es wahrscheinlich keiner der Zauberschüler geschafft, besonders die Französin entpuppt sich als Weichei.
Bei der ersten Aufgabe müssen die Schüler einem Drachen ein Ei stehlen. Gnädigerweise werden uns die Aktionen der drei anderen Zauberschüler vorenthalten. Man hätte uns ja doch nichts Neues geboten.
Harry fliegt mit einem Zauberbesen "seinem" ungarischen Hornschwanzdrachen so lange um die stacheligen Ohren, bis sich der den Kopf anrennt und benommen zu Boden torkelt. Ei geschnappt und weiter.
Im Ei ist ein Rätsel, dessen Lösung direkt zur zweiten Aufgabe führt. Doch diese Denksportaufgabe schafft Harry auch nur, weil ihm ein älterer Kandidat die Lösung verrät - und der hat sie von der maulenden Myrthe....
Aber das ist alles halb so schlimm, dafür muss er jetzt nur eine ganze Stunde unter Wasser bleiben können, um seinen Freund Ron zu retten. Überhaupt kommen Ron und Hermine nur an wenigen Stellen aus ihrem drehbuchbedingten Dornröschenschlaf hervor.
Als dritte Aufgabe müssen die Zauberschüler den Trimagischen Pokal in einem Labyrinth aus oftmals bösartigen Hecken und Pflanzen finden.
Natürlich schafft es Harry, aber der Pokal führt ihn direkt in die Arme von Lord Voldemorth. Dass er dem wieder entkommen kann verdankt er nicht nur seinen unerklärlich mächtigen Zauberkräften, sondern auch den Geistern seiner Eltern, die den Bösewicht kurz ablenken.
Harry als Sieger und moralisches Vorbild (weil er nicht nur seinen Freund, sondern auch das französische Mädchen aus dem Wasser gerettet hat) das ist ja fast nicht mehr auszuhalten. Vom immerwährenden Ruhm, den der Sieg im Trimagischen Turnier verspricht, ist nicht viel zu bemerken. Dazu sind die Schüler viel zu sehr in die Vorbereitungen zum alljährlichen Weihnachtsball vertieft. Wer spricht wen an, wer geht mit wem, da ist der Kampf gegen einen Drachen eine wahrlich leichter zu lösende Aufgabe.
Hermine hat sich herausgeputzt und geht mit dem russischen Turnierteilnehmer zum Ball. Ihre Freunde sehen zum ersten Mal in ihr eine junge Frau und nicht nur den Kumpel in Jeans und Pullover, der bei allen Abenteuern dabei ist. Viel lieber aber wäre sie mit Ron zum Tanz gegangen, doch der hat sich nicht getraut, sie zu fragen. Der wollte mit einer Französin, das hat er aber nicht geschafft. Und vom groß angekündigten Liebeskummer unseres Lieblingszauberschülers bleibt auch nicht viel auf der Leinwand, so wie überhaupt nicht viel von diesen knappen drei Stunden im Gedächtnis bleibt. Gerade habe ich Probleme das Ende zu rekapitulieren - na ja, so interessant wird es wohl nicht gewesen wein - ach ja, Direktor Dumbledore, dem diesmal wirklich das Charismatische fehlt, schreit er ja auch viel zu oft mit magisch verstärkter Stimme herum, besucht Harry in dessen Zimmer und spricht ein paar kluge Worte zu ihm.
Die fremden Schüler reisen ab, der Film ist aus. Das war's dann wieder.

Ein paar bekannte Gesichter, ein paar neue, das alles zu einem dichten Zauberbrei gemixt und unters Volk geworfen. Man merkt deutlich, dass gerade dieser Film nur ein Abklatsch von Joanne K. Rowlings viertem Harry-Potter-Roman ist.


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