ZUM GELEIT VON FUTURE MAGIC 50

Florian Machl


Fast 15 Jahre ist es her, seit die Nullnummer von Future Magic erschienen ist. Im April 1991 tippte ich die Testausgabe des Magazins auf einer mechanischen Schreibmaschine. Immerhin 40 Seiten wurden mit vier Kurzgeschichten, 9 Filmrezensionen und verschiedenem Anderen gefüllt, verfasst von Mitgliedern, die sich mit heutigem Datum leider alle nicht mehr auf der Empfängerliste befinden (Alexander Prets, Hubert Steiner, Michael Brunnbauer, Arthur Nägele und meine Wenigkeit).
Als 1992 die Erstausgabe von "Der Barde" erschien, tauchte bereits ein bekanntes Gesicht auf, jemand, der Future Magic seit vielen Jahren auch redaktionell betreut: Andreas Leder mit der Kurzgeschichte "Bürokratie". Irgendwann in dieser Zeit erwarb ich stolz eine elektrische Schreibmaschine mit 32 KB Arbeitsspeicher, mit deren Zuhilfenahme die weiteren Ausgaben produziert wurden.
Wenn ich hier sitze, und diese Zeilen schreibe, bin ich von intensivem Nostalgieempfinden durchdrungen, aber auch von Freude und Stolz. Darüber, dass eine Idee, die vor so langer Zeit geboren wurde, bis heute überdauert hat. Aber auch darüber, wie gut die Texte und Grafiken der damaligen Weggefährten von Anbeginn an waren, wenn man sie rückblickend betrachtet. Mit sehr einfachen Mitteln wurden wunderschöne Dinge geschaffen, die auch viele weitere motiviert haben, sich aktiv am Geschehen zu beteiligen und selbst kreativ zu werden. Das war der Gründungsgedanke von Future Magic - und ich glaube noch einiges davon in den aktuellen Ausgaben wiederzufinden.
Für diejenigen, die erst viel später dazugestoßen sind, möchte ich mit einigen Ausschnitte aus der Geschichte von FM fortfahren.
Future Magic war für mich Teil eines vielfältigen Lernprozesses. Einerseits in der Kommunikation, in der ich zu jener Zeit eher mäßig begabt war. Gar kräftig wurde in vielen Leserbriefen pubertiert. Aber auch gestalterische, typographische und publizistische Fähigkeiten konnten erworben und entwickelt werden. Dies führte zu einer Zusammenarbeit mit einem bis heute sehr lieben Freund, Michael Brunnbauer. Schon in der Ausgabe 2 begannen wir zaghaft zu versuchen, das Layout aufzulockern. Dazu wurden von den grafisch talentierten Mitstreitern Layoutrahmen handgezeichnet, in welche die einzelnen Beiträge eingebettet wurden.

Mit Future Magic 9 begannen dann Zeiten, die von professionellen Layouts beeinflusst waren. Viele moderne Magazine und deren Gestaltung wurden studiert und nachgeahmt. Die Nummer 9 war damit ein ganz besonderer Band, erstens weil das Layout einer größeren Ortszeitung dieser Zeit um nichts nachstand, zum anderen weil sie von Michael Brunnbauer und mir in einem Tag und einer verteufelt langen Nacht auf einem 386er Computer unter Windows 3.11 zusammengebastelt wurde.
Die Probleme, vor denen wir damals standen, sind heute sicher nur noch heitere Anekdoten am Rande. Damals war es schon schwierig, eine Bilddatei aus dem Grafikprogramm in das Layoutprogramm so zu importieren, dass ein vernünftiges Endresultat zu erzielen war.
Ganze 45 zahlende Mitglieder aus Österreich, dem damaligen Westdeutschland und Ungarn waren auf der Seite 90 dieser Ausgabe gelistet! Darunter bereits bekannte Mitglieder, wie Fred H. Schütz, an dessen Werken man sich bis heute erfreuen kann.
In dieser Zeit übernahm dann Michael Brunnbauer dankenswerterweise das Layout - und ich muss sagen, dass ich heute noch begeistert von diesen Ausgaben der Jahre 1993-1995 bin. Ein Detail am Rande: nur der Ausdruck der Kopiervorlagen einer kompletten Ausgabe dauerte damals sechs Stunden!
Doch was geschah dann? Exaktes kann ich nicht mehr rekonstruieren, fest steht, dass ich in den Jahren 1995-1996 zum Bundesheer einzurücken hatte. Verschiedenes änderte sich in meinem Leben. Es gab zu dieser Zeit für mich die erste feste Beziehung, daneben noch den eingetragenen "Verein der Fantasie" - viele Änderungen, viele Verpflichtungen - auch viele Konflikte. Still wurde es um die Vereinsprojekte und auch um Future Magic. Ich hatte mich von all dem zurückgezogen und andere Erfahrungen im Leben gesucht und gefunden. Wohl auch enttäuscht zogen sich in dieser Zeit viele andere vom Projekt zurück.

Eva Kalvoda (die übrigens erst am 1.8.1994 offiziell zum Kreis der damaligen Sternendrachen gestoßen war - ich hätte wetten können, dass sie fast vom Beginn an dabei war, so präsent und so wichtig ist sie für die Sternendrachen geworden), ist es zu verdanken, dass die Geschichte um FM eine Fortsetzung erfuhr. Nach der quälend langen Zeit, in der nichts passierte, schrieb sie an alle 30 in FM14 verbliebenen üblichen Verdächtigen einen Hilferuf, dass dringend ein Redakteur vonnöten wäre! Andreas Leder nahm sich dieses Amts an und führt das Magazin nun seit April 97, also 9 Jahre lang, über 35 Ausgaben fort! Eine sehr ausdauernde und respektable Leistung, für die er wohl nicht nur von mir Respekt und Anerkennung verdient hat.
Mittlerweile empfinde ich Future Magic fast ein wenig anachronistisch, und das macht den besonderen Charme dieser Publikation aus. In einer Zeit, in der Email, Homepages, Webforen und Newsletter wohl fast alle derartigen Projekte obsolet gemacht haben, hat FM wohl immer noch seinen Platz. Interessanterweise gibt es noch eine weitere Vereinigung in Österreich, die ähnliches produziert, den Verein Mensa - deren Vereinszeitung ist zwar nicht ganz so schön wie die aktuellen Ausgaben von Andreas, inhaltlich in vielen Punkten aber verblüffend ähnlich.
Selbstverständlich würde ich es als ausgesprochen positiv empfinden, wären die neuesten Ausgaben von Future Magic auch immer im Internet zu finden! Vieles hätte ich dann nicht versäumt, es wäre leichter gefallen, das Projekt und seine Mitwirkenden im Augenwinkel zu behalten. Das wäre doch ein Projekt, das sich in jedem Fall lohnt, denn jeder Kreative, der zum Inhalt der nimmermüde erscheinenden Heftchen beiträgt, wird sicher Freude und Stolz empfinden, wenn seine Arbeit auch einem größeren Publikum präsentiert wird. Dies vielleicht als kleine Anregung für eine mögliche künftige Entwicklung! Denn schade wäre es, wenn das durch oben erwähnte Medien so obsolet würde, wie der am 31.12.2005 von der Telekom eingestellte "Telefax"-Dienst.
Besonderen persönlichen Dank möchte ich noch an zwei Personen richten, die mir in schwierigen Zeiten mit aufmunternden Briefen und Ratschlägen weitergeholfen haben, auch wenn ich Ihnen diese Rückmeldung beschämenderweise bis heute nicht zukommen ließ. Zum einen wäre da Fred H. Schütz, der mir ein kleines Stück seiner Lebenserfahrung schenkte (auch wenn ich mir im immerwährenden Sturm und Drang der Jugend jede Torheit erlaubt habe, in viele Fallgruben zu treten, vor denen ich gewarnt worden war) sowie Franz Miklis, dessen Kunst ich sehr bewundere und dessen Brief mich zur damaligen Zeit sehr gefreut hat.
Liebe Grüsse an alle Sternendrachen und viel Erfolg für die Zukunft!

Florian Machl
2005 12 26




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