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EIN KLEINER SCHRITT FÜR EINEN ALIEN, EIN GROßER SCHRITT FÜR DIE WERBUNG

Ein Zukunftsbericht von Marin Balabanov



Die einen lassen sich durch Werbeverbote einschränken, andere lassen sich zu neuen Ideen beflügeln. Kenny Lingus und Phil Latio werben für Philipp Morris auf dem Mond.

Wer in der Werbebranche kennt nicht die beengenden Einschränkungen für Tabakwerbung? Finanzstarke Tabak-Multis dürfen weder im Fernsehen werben noch auf Plakat-Tafeln in der Nähe von Schulen, selbst die Werbemöglichkeiten in Printmedien werden von Tag zu Tag seltener. Wo auf Erden kann man überhaupt noch werben? "Wieso Erden?", fragte sich der Werbefachmann Kenny Lingus, "es gibt doch so viele andere Planeten!" Zusammen mit seinem Geschäftspartner Phil Latio machte Lingus dem US-amerikanischen Konzern einen himmelschreienden Vorschlag: Werbung auf der erdzugewandten Seite des Mondes.

Farbecht, um gefühlsecht zu bleiben
Lingus ist heute noch überrascht: "Mich wundert es jetzt noch, dass Philipp Morris auf dieses 1,2 Milliarden US-Dollar schwere Unterfangen eingestiegen ist. Es war ein logistischer Albtraum. Wir mussten vierhunderttausend Tonnen hochgiftige fluoreszierende Farbe auf den Mond sprühen und dabei Farbecht bleiben, um die Corporate Identity umzusetzen. Die Zuseher sollten doch gleich erkennen, um welche Marke es sich handelt!" In vier Shuttle-Flügen konnten Lingus und Latio im Modulsystem einen siebenhundert Meter langen und dreißig Meter breiten Airbrush in der Umlaufbahn des Mondes errichten.

Die Detonation der Werbe-Information
"Besonders knifflig war der enorme Druck, mit dem die Farbe auf die Mondoberfläche geschossen werden musste. Wir waren sehr nervös, weil wir es hier immerhin mit der doppelten Wucht der Hiroschima-Bombe zu tun hatten." Aller Ungewissheit zum Trotz erstrahlen seit 2031 in jeder Vollmondnacht die Logos von Philipp Morris und seiner stärksten Marke "Marlboro" auf dem Nachthimmel. So hat Philipp Morris am Nachthimmel über drei Milliarden Opportunities to see.

So können Lingus und Latio wahrhaft von sich behaupten, dass sie in Bereichen werben, in denen nie ein Werber zuvor geworben hat.




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