REZENSION


ALL MÄCHTIGER - FASZINATION PERRY RHODAN

von Andreas Leder



Über das Phänomen und die Faszination "Perry Rhodan" ist schon viel geschrieben worden, auch Diplom- und Doktorarbeiten. Das vorliegende Buch ist der Versuch dieses Thema erschöpfend aufzuarbeiten, doch so groß und Umfangreich die Lektüre geworden ist, der Autor und ehemalige Verlagsmann Eckhard Schwettmann kann in vielen Bereichen das Thema nur anreißen, einzelne Kapitel würden sich eignen, eigene Bücher darüber zu verfassen.
45 Jahre Perry Rhodan - heuer im September feiert der Verlag dieses Jubiläum - lassen sich eben nur unvollständig erfassen.
Dem Vernehmen nach hätten alle (!)Titelbilder der Heftromane - mehr als 2300 - abgebildet werden sollen, doch dafür war selbst dieses Buch zu klein und zu dünn, obwohl es 25 x 31 cm misst, 352 Seiten umfasst und etwas mehr als 2 kg wiegt. Damit wurde es zu einem überdimensionalen Wälzer. (Ja, mein Faible für große Bücher ist hier wieder einmal durchgekommen - und natürlich auch die Freude und das Interesse, ein solches Werk zu besitzen und lesen.)
Die ersten Kapitel beschäftigen sich mit den Anfängen der Weltraumfahrt und der Science Fiction, auch mit der Mondlandung im Jahr 1969, ein Datum, das die Autoren der Serie für dieses Ereignis nur um 2 Jahre verfehlten.
Gerne gesehen, findet man hier das vierseitige Exposé der Nummer 1 abgebildet. Sehr schnell geht es dann mit einer Zusammenfassung der Handlung zu Band 1000, sicher ein besonderes Zwischenziel das erreicht wurde.
Natürlich werden auch die "Helden" der Serie vorgestellt, allen voran Übervater Perry Rhodan, sein mit Band 50 eingeführter Wegbegleiter Atlan, der durch Jahre hindurch seine eigene Heftserie hatte. Die Atlan-Serie wurde in letzter Zeit mit Kurzzyklen wiederbelebt, der Patient erwies sich aber nicht als lebensfähig und die derzeit laufende Atlan-Serie wird mit Band 60 wieder eingestellt.
Viel zu kurz werden die weiteren wichtigen Haupthandlungsträger beleuchtet, wie z.B.: Reginald Bull, Perrys längsten und auch besten Freund, ihm werden gerade mal zwei kurze Absätze mit 28 Zeilen gewidmet. ES, das Überwesen ist dem Autor aber auch nicht mehr Platz wert. Gucky, Julian Tifflor, Homer G. Adams, Rhodans Sohn Michael (nennt sich gerne selber Roi Danton), Icho Tolot und Alaska Sardelarere werden nur auf wenigen Zeilen vorgestellt. Rhodans Frauen kommen überhaupt nicht vor.
Der wichtigste Teil des Buches ist den Autoren gewidmet, das ist der Teil, der dieses Werk erst so richtig lesenswert macht. In vielen Zitaten und Interviews kommen die Herren und die leider viel zu wenigen (zwei) Damen auch selber zu Wort.
Selbst über die in den letzten Jahren von der Leserschaft sehr positiv aufgenommenen Gastautoren kann man hier mehr erfahren, allen voran von Andreas Eschbach, Deutschlands Parade-SF-Autor, ebenfalls mit einem kurzen Interview.
Die Serie hatte ein Gesicht, das waren die Titelbilder von Johnny Bruck, vom Anbeginn, bis zu seinem Unfalltod im Jahr 1995.
Sein Erbe traten bekanntere und unbekanntere Zeichner und Illustratoren an, z. B.: Alfred Kelsner, Ralph Voltz, Swen Papenbrock, Oliver Johanndrees, Dirk Schulz und Oliver Scholl. Jeder der Neuen hat seinen eigenen, unverwechselbaren Stil, und vielleicht führte diese Vielfalt die Serie in eine neue (optische) Zukunft, die mit dem eingefahrenen Mal- und Zeichenstil von Johnny Bruck vielleicht nicht zu erreichen gewesen wäre.
Die Technik im Allgemeinen und die Raumschiffe im Besonderen, die in der Perry Rhodan-Serie einen überdimensionalen Schwerpunkt ausmachen, müssen für das Lesepublikum visualisiert werden. Damit beschäftigten und beschäftigen sich eine Schar von Zeichnern, die die so genannten Risszeichnungen verfassen. Bücher und Alben mit hunderten von Zeichnungen sind erschienen. Drei der Zeichenkünstler kommen im Interview zu Wort.
Natürlich wird auch die Comic-Serie "Perry Rhodan im Bild" angerissen, die zwischen 1968 und 1975 erschien ist. Die dreibändige Wiederaufnahme vor vier Jahren floppte, der neueste Comic aus der Feder der Zeichner der "Alligator-Farm" ist in diesem Buch noch nicht vertreten - das kann sich zeitlich nicht ausgegangen sein.
Ebenso wird der Verlag und seine Geschichte angesprochen, Redakteur Klaus N. Frick plaudert aus dem Nähkästchen, sein Team wird kurz vorgestellt.
Mehrere Seiten nehmen die Listen der zusätzlichen Druckwerke ein, Leihbücher, Lexika, Magazine, Taschenbücher, Silberbände, Kalender, usw. usf. ...
Das Kapitel 6 widmet sich den Fans, den Welt-Cons, einigen Perry Rhodan-Fan Clubs, der Fan-Zentrale und einer Hand voll Aktivisten, hier möchte ich Raimund Peter mit seinen Großmodellen besonders erwähnen. Diese Modelle sind immer wieder Blickfang und Fotomotiv auf allen Fan-Veranstaltungen und seine "Festung der Inquisition" schaffte es auch schon auf das Titelbild eines Romanheftes.
Im nächsten Kapitel werden Produkte rund um die Serie vorgestellt, die es für den Fan zu erstehen und zu besitzen gilt. Einen Plüsch-Gucky, Zinnfiguren, Büsten, Raumschiffsmodelle, Sammelkarten, Rollenspiele, Hörspiele, Schallplatten, Musik-CDs, ein Besuch des unsäglich trashigen Films "Perry Rhodan - SOS aus dem Weltall",...
Bevor das Buch mit dem Kapitel "Wie ich zu Perry Rhodan kam" abschließt, lesen wir noch einen kurzen Überblick über die Serie in anderen Ländern.

Ich frage mich, kann man mehr verlangen, als einen kurzen Überblick über eine Serie, die seit 45 Jahren erfolgreich Woche für Woche tausende Leser anspricht und zum Kauf des neuesten Heftromans oder Fanartikels animiert?
Natürlich habe ich als langjähriger Leser der Serie vieles schon gewusst, vieles aber auch erst durch dieses Buch erfahren. Dieses Buch ist auf seine Art und Weise großartig - für mich als interessierten Leser aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.


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