SCHWERPUNKTTHEMA


HEXEN


ÖSTERREICHISCHE HEXENBRÄUCHE UND GESCHICHTEN

von Eva Kalvoda



In Tirol wird auch heute noch am ersten Fastensonntag eine große Strohpuppe angezündet und am Scheiterhaufen verbrannt, die eine Hexenmaske trägt. Und um ganz sicher zu gehen, werden dann noch brennende Holzscheite durch die Nacht geschleudert. (Wie gut, dass zumindest die Feuerwehr nicht mehr an Hexen glaubt)

Die Bäuerin Rosalia Lang nähte einen geweihten Docht in das Hemd ihrer Tochter. Diese hatte zwei Wochen zuvor einen Fingerhut gefunden, und obwohl sie ihn wieder wegwarf, schrie das Kind seither jede Nacht durch. Die verzweifelten Eltern suchten Rat bei der alten Janisch-Base, offenbar die inoffizielle Dorfhexe, und erfuhren den Trick mit dem geweihten Docht. Danach schrie das Töchterlein nicht mehr. (Belegter Bericht, von Frau Lang selbst erzählt, im Jahre 1944)

Angeblich wurde Mitte des 19.Jahrhunderts an der Ungarischen Grenze ein Mann namens Stefan Kroiß regelmäßig von Hexen gequält. Wenn er noch spät unterwegs war, griffen ihn sich ein paar Hexen, und ritten auf ihm bis nach Kasimir (Ort bei Halbthurn in Ungarn). Kein Wunder also, dass der arme Mann Morgen todmüde und abgeschunden war. Ging er nicht außer Haus, wurde er sogar aus seiner Stube geholt, um als Reittier zu dienen. Derart geschunden wurde er natürlich nicht sehr alt. Aber sogar als er starb, beobachteten ihn die Hexen noch, und zwar in Form einer schwarzen Bruthenne, die durchs Fenster sah, und sich nicht vertreiben lies, solange noch Leben im Kroiß´ler war.

In Wallern wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhundert noch ein böser Geist gebannt, und zwar mit einem Brief. Ein gewisser Sebastian Legl wurde den ganzen Tag über von einem unheimlichen Mann mit grünem Rock verfolgt, der sich durch nichts vertreiben lies, aber auch kein Wort sprach. Deshalb ging Legl kurz bevor es Dunkel wurde aus Angst zum Pfarrer. Dieser schrieb einen Brief, den Legl dem unheimlichen Grünrock geben sollte (der die ganze Zeit neben ihm stand). Und tatsächlich verschwand dieser danach. Obwohl die Geschichte noch 1944 von den Nachbarn Legls, nämlich einen Herrn Schneider Andreas und einem Herrn Salz Josef bezeugt wurde, ist nicht bekannt, was in diesem Brief stand.

Das erste offizielle Opfer der Hexenverfolgung starb 1493 aus den Herrschaftsgebieten "Vor dem Arlberg" an den Folgen der Folter.

In der Steiermark gibt es sogar drei bezeugte Fälle aus der Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg von Hexen-Hinrichtungen, bei denen es mal nicht um die bäuerliche Bevölkerung, sondern um Adelige ging. Anna Neumann von Wasserleonburg in Murau, Benigna von Khevenhüller in Radkersburg und Graf Christoph Alban von Saurau im Murtal. Wohingegen 1546 in Marburg gleich sechs Bäuerinnen gleichzeitig verurteilt wurden.
Auch Geistliche wurde angeklagt, fünf Fälle zwischen 1653 und 1692 sind bekannt.
Vier Geistliche wetterten erstaunlicher weise ohne Folgen weiter gegen die Hexenprozesse, jedoch auch ohne etwas auszurichten. (Pater Christian Jäger/St. Lambrecht, Pater Michael/St. Lambrecht, Beichtvater Elias Stanislaus Otto/Graz und Stadtpfarrer Mattbias Jurey/Radkersburg)

Die Niederlage des Inquisitors Heinrich Institoris in einem Innsbrucker Hexenprozess führte dazu, dass dieser sein Buch "Der Hexenhammer" schrieb, was ein Übergreifen der Hexenverfolgung auf Deutschland nach sich zog.

1574 erließ Erzherzog Karl II. von Inner-österreich die steirische Landesgerichtsordnung, welche festlegt, dass Schadenszauber immer mit dem Tode zu bestrafen ist.

In Oberösterreich und Salzburg wurden mehr Männer als Frauen wegen Hexerei hingerichtet, womit die beiden Bundesländer die österreichweit geltende Statistik auf den Kopf stellt.

Österreich scheint ein wenig rückständig zu sein, denn 1680, als im restlichen Europa die Hexenverfolgung endlich verebbte, erreichten die Hexenprozesse bei uns einen ersten traurigen Höhepunkt, der erst 1746 mit einem Prozess in Oberradkersburg sein Ende fand. Rund 59% aller Hexenprozesse in Österreich fanden in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts statt!

Die häufigsten Verurteilungsgründe in den Bundesländern:
Vorarlberg und Kärnten: Teufelsbund. (Im Burgenland so gut wie nie!)
Salzburg, Wien, Niederösterreich und Tirol: Ungeziefer über Menschen und Felder herbeizaubern.
Ganz Österreich: Schädigung von Mensch und Tier durch Zauberei.
Während in ganz Österreich die Prozentanzahl der Hinrichtungen bei Prozessen noch höher lag, wurden in Vorarlberg ca. 60% der Angeklagten verurteilt. Nur in Bludenz endeten die meisten Verfahren, also weit über 50% mit einem Freispruch!

1740 je nach Quelle auch 1776, schaffte Kaiserin Maria Theresia die Hexenprozesse ab.

1775 wurde die letzte "deutsche" Hexe verbrannt.

1782 starb in der Schweiz die letzte offizielle europäische Hexe.


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