SCHWERPUNKTTHEMA


HEXEN


HEXEN UND HEXEREI

von Eva Kalvoda



Anm. d. Red.: Sucht man im Internet nach Materialien über Hexen und Hexenverfolgung, findet man immer wieder folgende Texte (ich habe sie etwas zusammengefasst und überarbeitet):


Hexenwesen; engl. witchcraft, vom altenglischen wiccian, Hexe vielleicht vom althochdeutschen Hag Hecke. Das altenglische wiccian meint Zauberei betreiben.

Verschiedene Begriffe für Hexen sind: Bacularia, Fascinatrix, Hags, Herbaria, Incantatrix, Jenara, Lamia, Maga, Malifica, Saga, Sortilega, Strega, Strix oder Venifica.

Unter Hexerei wird in der Regel etwas anderes verstanden als die reine Zauberei. Während der Zauberer ganz allgemein Stoffe, Tiere, Symbole oder Dämonen beschwört, geht die Hexe, einen Bund mit einer zauberkundigen Macht ein. Nach christlicher Darstellung war diese Macht durchwegs der Teufel. Von ihm erhielt sie auch ihren Hausgeist, der auf ihren Befehl hin den Zauber durchführte.
In der früh-mittelalterlichen Gesellschaft wurden besonders alte, allein stehende und womöglich etwas wunderliche Frauen als Hexen angesehen. Sie verfügten über das Wissen, waren weise Frauen und wurden wegen ihrer Kräuterkundigkeit als Heilerinnen bei Krankheiten und Geburten geholt, wohl auch um Wahrsagerei und verschiedene Zaubereien zu betreiben.

Die Hexenverfolgung in Europa
Die europaweite Hexenverfolgung im Mittelalter von ca. 1450-1792, forderte Millionen von Opfer, von denen nur etwa 200. 000 schriftlich festgehalten wurden. Der Höhepunkt des Hexenwahns lag zwischen 1625 und 1630. Während dieser 5 Jahre wurde fast 1/20 der europäischen Bevölkerung auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Es war nicht immer die "typische" Hexe, die diesem Wahn zum Opfer fiel. Auch gab es einen ewig wiederkehrenden Teufelskreis von Anklage und Vorwürfen, Hexenproben, Folter und Geständnis, bis hin zur Angabe von Mitschuldigen, was schließlich zu einer Wiederholung des Kreislaufs führte, aus dem es kein Entrinnen gab. Zur Eskalation führte der "Hexenhammer" von Jakob Sprenger.

Das typische Bild von Opfer und Ankläger
Das typische Opfer, das auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, war meist weiblich, alt und arm. Je "hässlicher" jemand war, desto größer war die Chance, als Hexe bezichtigt zu werden. Auch viele Hebammen fielen diesem Wahn zum Opfer, weil sie, laut Hexenhammer, mit Neugeborenen in Kontakt kamen und somit den Samen Satans in die Kinder pflanzen würden.
Die Ankläger ersten Grades (keine Mitschuldigen) kamen meist aus wohlhabendem Umfeld. Sie waren fast immer männlich, reich, sozial integriert und ständisch gehoben. Ihnen selbst konnte man nichts anhaben, sie waren aufgrund großzügiger Spenden an Kirche und Richter unangreifbar. Der Grund und Boden der Armen wurde nach ihrem Tod an die Oberschicht der Region verteilt. Auch unlieb gewordene Ehefrauen und ungewollte Minderheiten sind so "beseitigt" worden.
Nach dem damaligen Volksglauben waren Hexen Frauen, die nachts in abgelegenen Waldstücken dämonische Messen abhielten und dabei den Teufel anbeteten, der ihnen meistens in Form eines Bockes, Rehs oder eines Esels erschien. Sie schlachteten und brieten kleine Kinder, um Satan zu ehren oder um diverse Zaubersprüche in die Tat umzusetzen.
Die Menschen glaubte auch, dass Hexen Hagelschauer herbeizauberten, um die Ernte zu zerstören, außerdem verhexten sie Kühe und Rinder, verdarben Butter und Milch und stahlen die Wintervorräte.
Man erklärte viele Verhaltensweisen von Hexen damit, dass sie gierig und neidisch auf andere waren und sich auf diese Art "rächen" wollen. Oft schnitt man aber die Definitionen so zusammen, dass sie auf möglichst viele Frauen gleichzeitig passte.

Anklage und Vorwürfe
Nichts war leichter, jemanden als Hexe auf den Scheiterhaufen zu bringen. Es genügte zu beteuern, man habe die Person des nachts "merkwürdige Dinge" tun sehen, oder man sagte, dass sie einen Fluch über jemanden gelegt hatte. Selbst die Aussage von Kindern und von Verbrechern führten zu Todesurteilen für die Betroffenen. Schnell erkannte man, dass sich dieses Handeln gut gegen Feinde oder Konkurrenten einsetzen ließ. Dieses gegenseitige Bezichtigen forcierte das Ausbreiten des Hexenwahns wie ein Lauffeuer. Einige Richter sollen bis zu 1.000 Menschen pro Jahr zum sofortigen Tod verurteilt haben.

Hexenproben
Hatte man eine "Hexe" gefangen, musste man beweisen, dass sie auch wirklich eine Hexe war. Entscheidend dafür waren die so genannte Hexenproben.
Die häufigsten waren:


Die Wasserprobe
Die zu testende Person wurde an Händen und Füßen gebunden, so dass sie sich nicht mehr bewegen konnte, und wurde sie ins Wasser geworfen. Ertrank sie, war sie zwar tot, aber man wusste jetzt, dass sie keine Hexe gewesen war. Blieb sie aber an der Wasseroberfläche, konnte das nicht mit rechten Dingen zugehen. Sie war also eine Hexe und musste sterben.

Die Nadelprobe
Man suchte nach einem großen Muttermal und stach mit einer "Hexennadel" hinein. Wenn Blut floss, war dies ein Zeichen der Reinheit, wenn nicht, war man (so gut wie) tot. Die so genannte "Hexennadel" war allerdings so präpariert, dass die Nadel in den Griff gedrückt wurde, ohne den Probanden zu verletzen.

Die Wägeprobe
Man setzte, je nach Geschlecht, ein bestimmtes Gewicht voraus, das ein Mensch haben durfte. Die Testperson durften nur 5 kg weniger wiegen. War sie leichter als das vorgegebene Gewicht, war sie eine Hexe und wurden verbrannt. War sie schwerer, hatten sie die Waage verhext und wurden ebenfalls verbrannt.

Geständnis und Angabe von Mitschuldigen
Es kam äußerst selten vor, dass Geständnisse grundlos abgelegt wurden, meistens wurden sie durch Folter erzwungen. Hatte die angeklagte Person aber wirklich alle Vorwürfe gestanden, durfte sie mit einer Strafmilderung rechnen. Das hieß, sie musste nicht miterleben, wie sie verbrannt wurde, denn sie wurde vorher stranguliert.
Meist wurde auch eine große Anzahl von Mitschuldigen angegeben. Sei es weil man nicht allein auf dem Scheiterhaufen stehen wollte, während die "Feinde" bei den Schaulustigen standen und sich die Hände rieben, oder weil man Personen, die dem Bischof oder Richter zuwider waren, vorgesagt bekam. Größtenteils war dieses Handeln aber eine Chance, um diejenigen indirekt zu töten, die für die Bezichtigung als Hexe verantwortlich waren.

Der Hexenhammer
Mit der Publikation dieses Buches wurde in den europäischen Ländern ein Wahn ausgelöst, der alles bisher da gewesene überschritt. Einer der Autoren dieses Buches, Heinrich Institoris, war Dominikanermönch und Professor der Theologie. Für ihn waren Hexen die schlimmsten Ketzer. Der zweite Autor war Jakob Sprenger. Beide hatten die Unterstützung des Papstes Innozenz VIII, der mit seiner Hexenbulle eine Art Vorgänger des Hexenhammers verfasst hatte. Der Hexenhammer war das erste Buch, das Bosheit, Unbarmherzigkeit, Heuchelei, schmutzige Gedanken und Aberglaube schamlos und brutal schilderte. Es machte jeden zum Ketzer, der die Existenz von Hexen anzweifelte. Außerdem findet man darin unzählige Gründe, warum man Hexen suchen und vernichten soll.
Der Hexenhammer wurde im Jahr 1487 geschrieben und 200 Jahre lang mit fast 30 Auflagen in lateinisch, französisch und italienisch benutzt. Die beiden Autoren berufen sich auch auf antike Quellen wie Cicero, die Bibel oder den Prediger Salomo, die sie geschickt in ihr mörderisches System von "Beweisen" und Anklagen einfügen.

Das Ende des Hexenwahns
Der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld (1591 - 1635) hat durch seine Schrift "Rechtliche Bedenken wegen der Hexenprozesse für die Obrigkeiten Deutschlands", die 1631 aus Furcht vor der Inquisition anonym erschienen ist, wesentlich mit dazu beigetragen, dass die Hexenprozesse langsam eingestellt wurden. Vor allem kritisiert er die allgemeine Überzeugung, dass die Folter ein geeignetes Mittel sei, die Wahrheit herauszufinden.
Als Seelsorger der verurteilten "Hexen" vor ihrer Verbrennung hatte er tiefe Einblicke in die geschundene Kreatur bekommen und war überzeugt, dass die wenigsten dieser Frauen das waren, was man durch die Folter aus ihnen herausgepresst hatte.


So weit also zur Geschichte der Hexenverfolgung in der dunkelsten Zeit des europäischen Mittelalters.


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