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MICKEY SPILLANE

von Andreas Leder



Mickey Spillane ist tot. Der amerikanische Bestsellerautor starb am 17. Juli 2006 im Alter von 88 Jahren nach einem längeren Krebsleiden in seinem Haus an der Küste South Carolinas. Geboren wurde er am 9. März 1918 unter dem Namen Frank Spillane in Brooklyn, New York.
Seine Karriere startete Spillane in den 40er-Jahren als Autor für Boulevardblätter, Pulp-Magazine und Comics. Unter anderem textete er einige Folgen von "Captain America" und "Batman". Er erfand auch einen eigenen Comic-Helden namens Mike Danger, doch aus der geplanten Reihe wurde nichts.
1947 veröffentlichte Spillane mit "Ich, der Richter" das erste Abenteuer seines Detektivs Mike Hammer, der sich vor allem durch größere Gewaltbereitschaft und sexuelle Anspielungen von seiner Krimifiguren-Kollegenschaft abhob.
Spillane hatte den Roman in nur drei Wochen geschrieben. Sein Antrieb: Nach der Rückkehr als Pilot und Ausbildner im Zweiten Weltkrieg brauchte er dringend Geld, um ein Grundstück zu kaufen. Die Figur des Mike Hammer basierte auf Charakter von Mike Danger.
In den 1950ern arbeitete Spillane auch als Rennfahrer, Schatztaucher und beim Zirkus. Unter anderem war er Trampolinkünstler, er ließ sich als "lebende Kanonenkugel" durch Zirkuszelte katapultieren, und er trat sogar in einem Zirkusfilm auf.
Spillane soll kurzzeitig auch FBI-Agent gewesen sein und dabei einen Drogenring zerschlagen haben. Als Beweis präsentierte der Autor gerne die Narben von zwei Schusswunden und einer Messerwunde.
Die FBI-Erfahrung floss in eine weitere Romanreihe über den Geheimagenten Tiger Mann ein, aber am erfolgreichsten blieben die Mike-Hammer-Krimis, die mehrfach verfilmt wurden.
In einem Film spielte Spillane seinen Erfolgshelden auch selbst. In den 80ern kam Mike Hammer zu Fernseh-Ehren. In der gleichnamigen TV-Serie spielte Stacy Keach den rauen Helden.
Die literarische Qualität von Spillanes Romanen war immer umstritten. Geprägt vom Kalten Krieg schuf er in seinen Büchern klare Gut-böse-Fronten. Kritik steckte Spillane auch wegen seiner konservativen Einstellung und etlicher politischer Unkorrektheiten ein: Kommunisten waren Schurken, Liberale kamen selten gut weg, Frauen und ethnische Gruppen waren oft Stereotype.
In den Büchern war Mike Hammer außerdem ein skrupelloser Einzelgänger, der das Justizsystem als "lästig" ansah und - vielleicht als Vorgänger von "Dirty Harry" - lieber selbst die Dinge in die Hand nahm.
Trotz aller Kontroversen um seinen Protagonisten wurde sein Schaffen 1995 mit dem Titel des "Grand Master" der "Mystery Writers of America" gewürdigt.
Spillane betonte stets, dass ihm die meist vernichtenden Rezensionen egal waren. Er unterschied zwischen literarischen Schriftstellern (authors) und kommerziellen Schreibern (writers), zu denen er sich selbst zählte.
"Bei meinem Job geht es darum, Einkommen zu schaffen", sagte er 2001 in einem Interview. "Berühmtheit war mir immer egal, außer sie garantierte mir einen guten Lebensstandard."
Mit rund 200 Millionen verkauften Büchern gehörte Spillane zu den erfolgreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Für die Buchbranche waren die Mike-Hammer-Bücher aber auch über die Auflage hinaus relevant: Sie gehörten zu den ersten, die das enorme Potenzial des jungen Taschenbuchmarkts ausschöpfen konnten.

Mickey Spillane-Zitate
"Ich bin eigentlich ein Softie. Harte Typen sterben zu früh. Ich hingegen habe noch volles Haar und brauche keine Brille." (Spillane mit 86)
"Ich bin der am meisten übersetzte Schriftsteller der Welt nach Lenin, Tolstoi, Gorki und Jules Verne. Und die sind alle tot."
"Ich habe keine Fans. Wissen Sie, was ich habe? Kunden. Und Kunden sind deine Freunde."
"Niemand liest einen Krimi nur bis zur Mitte. Alle wollen bis zum Ende kommen. Wenn das eine Enttäuschung ist, kaufen sie keinen weiteren. Mit der ersten Seite verkaufst du dein aktuelles Buch, mit der letzten dein nächstes."


   


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