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AMARANON - DAS TOR IN DEINE FANTASYWELT

von Eva Kalvoda



Amaranon ... so nennt sich ein neues Fantasy-Magazin, das nun in der ersten Ausgabe vorliegt.
Amaranon ist graphisch zwar sehr schlicht gehalten, aber äußerst ansprechend. Die einzelnen Beiträge haben jeder eine eigene Farbe, das Layout ist sehr ruhig und angenehm anzusehen.
Leider konnten sich die Verantwortlichen offensichtlich nicht entscheiden, ob es sich nun um ein Elfenmagazin, oder ein Larp-Elfenmagizin handeln soll. Die meisten Beiträge beziehen sich nämlich auf Elfencharaktere im Live-Rollenspiel, von der großen Welt der Fantasie keine Spur.
Auch hält es die Herausgeberin, Mag.a Art. Maria Goldgruber, leider nicht für nötig, das erdachte Konzept im ersten Vorwort des Magazins zu erklären, oder auch nur annähernd vorzustellen. Sie verweist lediglich auf die Homepage (www.amaranon.com). Das finde ich persönlich für die erste Ausgabe unangemessen.
Es finden sich viele Beiträge für Live-Rollenspieler. Das fängt bei den richtigen Waffen für einen Elfen-Charakter an, geht über das Bogenschießen weiter, umfasst ein Larp-ABC zu den spezifischen Begriffen, sowie eine Erklärung zum Live-Rollenspiel für Einsteiger. Conberichte dürfen auch nicht fehlen und ein Beitrag zu den Anbietern von Larp-Austattungen in allen Bereichen bietet jedem Liver das passende Stück.
Wie gesagt, toll für Liver.
Hervorzuheben ist für mich ein Artikel von Stefanie Andrae zur "Geschichte der Elfen". Dieser Beitrag umreißt die Wurzeln der Elfenlegenden ebenso wie die nationalen Unterschiede und die Einflüsse der Literatur. Und das alles äußerst informativ und gut recherchiert auf nur drei A4 Seiten. Da der Untertitel "von den Tuatha de Dannan bis zu Tolkiens Elben" lautet, sei der Autorin verziehen, daß Tolkiens Elfen ein Drittel des Artikels für sich beanspruchen - ansonsten ist dieser Beitrag wirklich sehr gut gelungen.
Ebenfalls hervorheben, aber nicht als positives Beispiel, möchte ich den Beitrag "Elfenarten". Sechs Stichwortbeiträge stellen uns angeblich die bekanntesten Elfenarten vor. Die da wären: Mondelfen, Wildelfen, Waldelfen, Sonnenelfen, Seeelfen, und Dunkelelfen. Vier davon sind tatsächlich, und speziell unter den Live-Rollenspielern sehr bekannt.

Aber ich bin seit dreizehn Jahren Live-Rollenspielerin, seit zehn Jahren Rollenspielerin, und seit ungezählten Jahren Fantasieleserin, aber von Sonnenelfen habe ich noch nie etwas gehört!
Die Eigenschaften dieser Sonnenelfen entsprechen den wesentlich bekannteren Hochelfen. Und die angeblichen Seeelfen weisen erstaunliche Ähnlichkeiten mit Nixen auf.
So ganz nebenbei findet man eine zweiteilige Kurzgeschichte, deren erster Teil aus drei(!) A4 Seiten besteht, die noch dazu großartig als Fantasy-ROMAN angekündigt wird, das ist doch ziemlich übertrieben.
Sehr amüsant und unterhaltsam war dagegen der Beitrag zur Fortpflanzung der Elfen. Überaus humorig geschrieben, immer mit dem augenzwinkernden Anspruch der Wissenschaftlichkeit vermischt, ist dieser Beitrag ein Höhepunkt des Magazins. Nur wer kein Englisch spricht hat ein Problem, da die einzelnen Absätze mit englischen Überschriften versehen sind. Was "Methods und Theories" sind, ahnt man ja noch, aber was sind "Acknowledgements und Introductions"? Wenn man aber wie ich, der englischen Sprache nicht mächtig, einfach die Überschriften ignoriert, ist es ein sehr amüsanter Beitrag. Vermutlich stammt er von Michael Auzinger, da er als Professor im Text angeführt wird. Ansonsten sucht man einen Autorennamen vergeblich.
Also, um zu einem Resümee zu kommen: Ich finde Amaranon sehr ambitioniert, mit teilweise herausragenden Beiträgen und einer wunderschönen Optik.
Leider habe ich aber das Gefühl, daß mir hier unter dem Deckmantel der Fantasie eine Live-Rollenspieler-Magazin untergejubelt wird. Irgendwie nicht Fisch und auch nicht Fleisch. Schade.


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