REZENSION


ERAGON - EIN VERGLEICH

von Thomas Kager



Im letzten Future Magic hat Eva eine kurze Film-News über "Eragon" geschrieben.
Mittlerweile habe ich sowohl den Film gesehen, als auch das Buch gelesen (zum Glück in dieser Reihenfolge) und kann bestätigen, dass sich Evas schlimmsten Befürchtungen voll und ganz erfüllt haben.
Ich bin ziemlich unbelastet in den Film gegangen, da ich nicht mehr dazu gekommen bin, mir das Buch vorher durchzulesen. Der Trailer war recht interessant und besonders Saphira konnte mich begeistern. Endlich wieder ein Film mit Drachen.
Doch schnell folgte die Ernüchterung. Die Handlung kam mir recht schnell ziemlich bekannt vor. Mal wieder muss die Welt gerettet werden, mal wieder von einem unerfahrenen und naiven Jüngling, dem Glück und Macht quasi in den Schoß fallen. Dieser Jüngling besiegt praktisch ohne die geringste Ausbildung so nebenbei Bösewichte, die sich in ihrer Kunst (Magie oder Kampf) schon ihr ganzes Leben lang widmen.
Natürlich muss der weise Mentor zuvor möglichst schnell das Zeitliche segnen, damit er ihm nicht sämtliche Sympathien ablaufen kann. Das ganze garnieren wir noch mit einer hilflosen Schönheit und Bösewichten, die in dunklen, grauslichen und absolut schmucklosen, bunkerähnlichen Festungen hausen, auf Körperhygiene nicht den geringsten Wert legen und Untergebene reihenweise massakrieren.
Währenddessen laufen die Guten selbst nach meilenlangen Verfolgungsjagden perfekt frisiert und mit frisch gewaschener Kleidung durch die Gegend. Mittendrin gibt's dann immer wieder mal bekannte Zitate. Mehr als einmal ertappte ich mich beim Vergleichen und Grübeln, wo ich das nicht schon einmal gesehen oder gelesen hatte. Schlussendlich ist dabei so etwas wie "Obi Wan und Luke gemeinsam mit Draco unterwegs in Mittelerde auf den Spuren der Weissagung von Professor Trelawney" herausgekommen.
Die ganze Handlung plätschert irgendwie lustlos vor sich hin (der einzig packende Moment war Broms Tod), trotzdem ist die Zeit überraschend schnell vorbei. Die Charaktere bleiben blass und über die Motive, wer was warum macht, herrscht bei mir ziemliches Rätselraten.

Dann las ich das Buch und mit jeder Seite wuchs mein Erstaunen. Arya ist eine Elfe? Mit rabenschwarzen Haaren? Roran geht bei einem Schmied in die Lehre und nicht zu den Rebellen - äh - Varden? Nicht in jedem kleinen Dorf laufen Heerscharen an Soldaten rum? Die Urgals haben Hörner und sehen nicht aus wie ungewaschene fette Menschen? Saphira wächst "normal" und popt nicht einfach so während des Fluges zur Erwachsenen auf? Die ganze Reise dauert doch länger als ein paar Tage und Eragon trainiert eifrig? Die bärtigen Männer sollen Zwerge sein und Farthen Dûr ist ein meilenweiter Vulkankrater und keine popelige Schlucht mit ein paar windschiefen Holzkonstruktionen?
Dass die Handlung eines über 700 Seiten starken Buches für einen eineinhalb Stunden Film gekürzt werden muss, wird wohl jedem klar sein und mittlerweile ist man ja einiges gewöhnt, aber das, was hier verbrochen wurde, erreicht ganz neue Dimensionen. Man mag von dem Buch halten was man will, aber SO eine Verfilmung hat es sich auf gar keinen Fall verdient.
Anders als Eva HOFFE ich, dass Teil Zwei und Drei gar nicht erst gedreht werden, wenn sie wieder in dieser verstümmelten Weise zu uns kommen, meint
Thomas


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