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PIRATENMODE DER SAISON

von Eva Kalvoda



Unsere Modereporter waren wieder unterwegs, diesmal in höchst gefährlicher Mission, um euch exklusiv die diesjährige Mode unter den Piraten präsentieren zu können. Einen Reporter vermissen wir immer noch, sollte er wider erwarten zurück kommen, werden wir seinen Bericht natürlich nachreichen. Manche modische Absurditäten werdet ihr kaum glauben, da sich die Piraten damit durchaus selbst im Weg stehen. Wir berichten alles Wahrheitsgetreu mit Bildbeleg, ihr müsst euch also schon bei den Herrn Seeräubern selber beschweren, wenn ihr etwas recht ungewöhnlich (um nicht zu sagen strunzdumm) findet.

An den Goldländischen Küsten hat sich die Tradition der Ruder-Galeeren gehalten. Die Einpeitscher dieser Schiffe haben sich offenbar das hohe Berufsrisiko zu Herzen genommen, und erscheinen heuer in Plattenpanzer mit passendem Helm, farblich abgestimmt auf die jeweilige Peitsche. Darunter werden einfache blaue Stoffhosen getragen. Wenn die Piraten, die sich offenbar nicht so gerne auspeitschen lassen, nun einen Einpeitscher über Bord werfen, geht dieser unter wie ein Stein. In einem Tavernengespräch konnten wir allerdings erfahren, dass dieser Nebeneffekt durchaus beabsichtigt ist. Die Einpeitscher gehen lieber gleich unter, als von Haien gefressen zu werden.
Einige hottische Piraten haben sich ein annähert militärisches Outfit zugelegt. Zum obligatorischen Kilt wird dieses Jahr ein eleganten Sakko getragen, das wie der Oberteil einer Paradeuniform wirkt. Den Rang zeigt allerdings der Dreizack an, der bei rangniedrigeren Piraten auch schon mal ein Zweizack oder Einzack ist. Einen Ohnezack konnten wir trotz intensiver Suche nicht finden, da alle Piraten die keine Zack haben mit Schwertern ausgerüstet sind und auf Fragen nach ihrem Zack recht ungemütlich reagieren. Das interessanteste Modedetail ist allerdings das
überbreite Stirnband, das in Quasteln endet.
Alle hottischen Seeräuber tragen die Gleichen! Offenbar handelt es sich bei dem Muster um den Inoffiziellen Piratentartan. Diese Stirnbänder werden auch von den weiblichen Piraten getragen, die interessanterweise keinen Kilt anhaben, sondern sich farblich an dem Piratentartan orientieren und einfach Westen und Hosen tragen. Wir konnten nicht herausfinden ob das "nichts unter der Weste tragen" etwas mit dem "nichts unter dem Kilt tragen" zu tun hat, vermuten aber einen Zusammenhang.

Ein paar Amazonen-piratinnen, die vermutlich aus Torgat Suul stammen, haben sich heuer auf die Methode "Sex sales" verlegt. Getragen wird möglichst wenig, möglich knapp, möglichst sexy und vor allem in schlankmachendem Schwarz. Derart ausstaffiert flanieren die Piratinnen dann an der Reling entlang, oder hängen aufreizend in der Takelage, so dass die armen Beutematrosen nicht so sehr an Flucht interessiert sind, wie das für sie gut wäre. Wenn man bedenkt, wie lange die gekaperten Schiffe manchmal schon auf See sind, ist das eine richtig gemeine Methode!
Ein Nebeneffekt dieser Amazonentaktik fährt seit neusten die Ostküste des Kontinents ab. Einige Piraten schlüpfen nun in Kleider und Handtäschchen statt in Hemden und Hosen. Sie legen auch viel Wert auf die Entsprechenden Accessoires wie Hüte und Schirme, und flanieren ebenfalls die Reling entlang. In ihren Beuteln stecken allerdings neben dem Lippenstift auch Entermesser. Leider funktioniert die Methode nur bedingt, da die Opfer meist schnell abdrehen, wenn sie nahe genug sind um die Bärte der "Hübschen" zu sehen. Andererseits kommen die Seeräuber ihrer Beute nun deutlich näher als früher, sodass sie zumindest bessere Chancen haben sollten. Wir denken aber, dass die Bärte einen ziemlich großen Fluchtdrang auslösen, der den vermeintlichen Vorteil ausgleicht.
Die Piraten aus Eisland sind die ärmsten Piraten der Welt. Von Mode kann man hier leider gar nicht sprechen, da sich diese armen Seeräuber praktisch alles umbinden, was sie finden können, nur um nicht nackt zu sein. Wir konnten ein Exemplar im Bild festhalten, das Hosen aus Stroh trägt, und einen alten Rübensack als Hemd. Offenbar gibt es nicht viele Schiffe zu kapern, rund um Eisland. Wir haben diesen armen Piraten daher empfohlen, entweder auszuwandern, oder sich einen andern Job zu suchen.
Eine Novität auf dem Gebiet der Piraterie sind die Orkpiraten. Nicht nur, was ihre Rasse angeht, auch ihr Outfit unterscheidet sich dramatisch von den restlichen Seeräubern. Die Ork tragen Kilts und Blumen. Man könnte also sagen, sie tarnen sich als Blümchenhotten. Oft fahren auf diesen Orkschiffen auch Untote als Piraten mit. Diese kommen aber nicht im Schmuseoutfit daher, sondern tragen Pelzjacken ohne Ärmel, konische Ledermützen und Hosen in Erdtönen. Die Kombination aus Blumenork und Brutalountoten ist auf den Weltmeeren einzigartig.

Rund um Sommerland haben sich Piraten etabliert, die heuer recht auffällig daherkommen. Angeblich wollen sie ihre Opfer damit erschrecken, wir wagen aber an diesem Effekt zu zweifeln. Nicht nur, das diese Piraten grell-orange Pluderhemden tragen (Jawohl! Keine Pluderhosen sonder Pluderhemden!), diese reichen ihnen auch noch bis zu den Knien. Außerdem werden Vollhelme und Armbrüste als unbedingtes Muss angesehen. Auf eine gewisse Entfernung sind diese Seeräuber also durchaus gefährlich. Nur das Entern funktioniert nicht mehr so gut, weil sich Armbrüste so schwer zwischen den Zähnen halten lassen. Mit den Helmen funktioniert das nicht einmal mit Messern, geschweige denn mit Armbrüsten.
Die Top-Modehighlights der Saison tragen die Piraten aus Vanaar. Alle tragen das Gleiche! Über-große lila und violette Blusen, die auch schon mal einen fehlenden Arm kaschieren. Dazu kommen überbreite Stirnbänder, reich bestickt, die auch als Augenklappe ein stylischer Anblick sind. Einzig bei den Hosen gibt es Unterschiede in Farbe und Form, auffällig sind aber auch diese, meist in grellen Farben gehalten. Wir sind nicht sicher, was die Seeräuber mit dieser Mode bezwecken, und um ehrlich zu sein, wollen wir es auch gar nicht wissen!
Die merkwürdigste Erscheinung auf den Weltmeeren sind die sogenannten Häschenpiraten. Ja, die sind sogar noch merkwürdiger als die Blümchenorks. Gerüchten zufolgen kommen diese Seeräuber aus Halbland, wir konnten aber niemand finden, der dies definitiv bestätigt. Statt dem Traditionellen Kopftuch tragen diese Piraten Häschenmützen, keinerlei Waffen und hübsche rote Westen. Die dazu passenden Lederhosen müssen meist festgehalten werden, damit sie nicht vom Waschbärbauch rutschen, der im übrigen Stolz präsentiert wird. Stilsicher weht dann auch nicht der Union Jack am Mast, sonder zwei gekreuzte Hasenohren. Tatsächlich gibt es kein einziges Schiff, das bislang von diesen Seeräubern aufgebracht wurde, was uns aber nicht im Geringsten wundert. Wir haben intern die Theorie entwickelt, dass es sich um Pooker handelt, die einfach so zum Spaß auf Pirat machen.
Modische Extravaganzen gibt es auch bei den Imperialen Piraten. Der modische Seeräuber trägt noble Stoffe und edle Materialien. Seidenkopftücher sind unumgänglich, die Hemden dem Landadel nachempfunden und unifarben. Die Hosen sind klassisch gestreift und bügelfrei. Großen Wert legen die Seeräuber auf edle Ledergürtel mit Verzierungen. Die Kurzschwerter sind ebenfalls kunstvoll gearbeitet, und lassen jedes Schmiedeherz höher schlagen. Etwas seltsam finden wir die Mode, die Kanonenkugeln neuerdings mit der Hand zu werfen, glauben aber die kleine Extravaganz wird sich bald wieder legen.

Zu guter letzt sind uns noch zimtländische Piraten vor den Schnellzeichenkobold gelaufen, und wir wollen euch diesen Anblick nicht vorenthalten. Auch diese Seeräuber legen großen Wert auf edle Stoffe, allerdings gehen sie in Punkto Accessoires etwas zu weit.
Neben den feinen Blusen und edlen Hosen tragen sie statt Gürteln, Stirnbändern und Armbänder lauter Samtstolas. Wir gehen davon aus, dass es sich um einen Werbetrick der zimtländischen Samtindustrie handelt, da wir uns nicht vorstellen können, dass die Piraten in diesen Outfits ein Schiff entern könnten, ohne ständig irgendwo hängen zu bleiben, oder sich zu erdrosseln. Auf entsprechende Nachfragen reagiert die zimtländische Handelskammer aber recht ungehalten, weswegen wir diese Vermutung nicht bestätigen können.


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