Dan Shocker, der Erfinder des Grusel-Heft-romans und geistiger Vater der Serien "Larry Brent" und "Macabros" starb am 7. August 2007 nach langer schwerer Krankheit in seinem Haus in Altenstadt. Er war 67 Jahre alt.
Am 23. Januar 1940 unter seinem bürgerlichen Namen Jürgen Grasmück geboren interessierte sich der spätere Erfolgsautor schon in frühester Jugend für das Schreiben und schrieb bereits in der Schule erste Kurzgeschichten.
Im Alter von 15 Jahren fesselte ihn eine Muskelerkrankung an den Rollstuhl. Auch, um diesen Schicksalsschlag besser bewältigen zu können, begann er, SF- und phantastische Kurzgeschichten zu verfassen. Die erste davon erschien unter dem Titel "Atomkrieg auf dem Mars" in Ausgabe 6 von ANDROMEDA, dem Club-Fanzine des Science Fiction Club Deutschland e.V. (1956), zwei weitere folgten in der von Hein Bingenheimer zusammengestellten ersten deutschsprachigen SF-Anthologie "Lockende Zukunft" (1957; "Geheimnisvolle fremde Welt" und "Die Welt im Atom"), die allerdings unter seinem ersten Pseudony Jay Grams publiziert wurden.
Dieses benutze er in der Folge auch für die insgesamt 23 SF-Leihbücher, die von 1957 bis 1961 im Bewin Verlag erschienen, beginnend mit "Die Macht im Kosmos". Grasmück, der 1960 geheiratet hatte, erkannte bald, dass die Tage des Leihbuchs gezählt waren und die Zukunft im Heftroman lag. Er bemühte sich, in diesem Markt Fuß zu fassen, was ihm auch nach einer kurzen Schreibpause, während der seine Gattin Karin für den Unterhalt sorgte, gelang.
Für diese zweite Phase, in der er ebenfalls im SF-Bereich tätig war, verwendete er das neue Pseudonym Jürgen Grasse, unter dem im Laufe der Jahre 22 Romane für die Reihe ZAUBERKREIS SCIENCE FICTION veröffentlicht wurden. Er schrieb als Jay Grams an MARK POWERS mit, war als J. A. Garrett auch bei REX CORDA und AD ASTRA beteiligt und publizierte ein UTOPIA-Heft als Albert C. Bowles. Western und Krimis aus seiner Feder erschienen unter Pseudonymen wie Jeff Hammon, Owen L. Todd, J. A. Gorman, Bert Floorman und Rolf Murat.
Mitte der sechziger Jahre entwickelte Grasmück das Konzept einer Gruselromanserie mit dem Serienhelden LARRY BRENT, der als Agent der PSA, der "Psychoanalytischen Spezialabteilung", Verbrechen mit übernatürlichem Hintergrund aufklärt. Diese Serie, die 1968 in der Reihe SILBER KRIMI des Zauberkreis-Verlags mit "Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus" gestartet wurde und unter dem Pseudonym Dan Shocker erschien, war so erfolgreich, dass sie später aus den SILBER KRIMIS ausgekoppelt wurde und als eigene Serie weiter lief. Noch erfolgreicher war die 1973 gestartete von ebenfalls von Grasmück unter Dan Shocker veröffentlichte Horror-Serie MACABROS. Großes Potential hatte auch die phantastische Abenteuer-Serie RON KELLY, die 1985 aus der Taufe gehoben wurde, aber das konnte sie nicht mehr entwickeln.
Denn als es 1986 zum bislang schwerwiegendsten Einbruch in der Heftroman-Szene kam, wurden neben zahlreichen anderen Reihen auch Dan Shockers noch laufende Serien LARRY BRENT und RON KELLY eingestellt. Daraufhin beendete er seine so erfolgreiche schriftstellerische Laufbahn, eröffnete eine Spezialbuchhandlung für phantastische und esoterische Literatur und gründete den Grasmück Verlag, in dem einige esoterische Titel erschienen.
Doch MACABROS und LARRY BRENT waren nicht totzukriegen! Zwar erwies sich ein erster Versuch LARRY BRENT zunächst als Hardcover und in Folge als Heft neu auf den Markt zu bringen als wenig erfolgreich, aber das hatte mehr mit der Unerfahrenheit des Neuverlegers als Shockers Texten zu tun.
Schon viel erfolgreicher war dann der zweite Versuch als Paperback in Jörg Kaegelmanns Blitz-Verlag, wo MACABROS neu aufgelegt wird und LARRY BRENT sowohl mit alten wie auch neuen Abenteuern erscheint. Wie der Zaubermond-Verlag dieser Tage gemeldet hat, gibt es hier ab Februar 2008 eine Fortsetzung von MACABROS, geschrieben von Christian Montillon, die Dan Shocker noch kurz vor seinem Tod lizenziert hat.
Mit all diesen aktuellen Aktivitäten ist gewährleistet, dass Dan Shocker, der wohl einflussreichste deutschsprachige Gruselroman-Autor, auch nach seinem Tod weiter lebt.