REZENSION


PIRATES OF THE CARIBBEAN - AM ENDE DER WELT

von Andreas Leder



USA 2007, 169 Minuten
Regie: Gore Verbinsky
Darsteller:
Johnny Depp als Jack Sparrow,
Orlando Bloom als Will Turner,
Keira Knightley als Elizabeth Swann,
Geoffrey Rush als Captain Barbossa,
Bill Nighy als Davy Jones
Stellan Skarsgård als Stiefelriemen-Bill,
Keith Richards als Teague Sparrow.

Der dritte Teil des karibischen Piratenmärchens beginnt heftig. Lord Cutler Beckett hat etliche Gesetze außer Kraft gesetzt und lässt nun jeden hinrichten, der irgendwann einmal gemeinsame Sache mit einem Piraten gemacht hat. Ob Mann oder Frau, ob jung oder alt, alle müssen sie am Strick baumeln. Manche der Zuseher haben sich gewünscht, dass dieser Szene durch den Angriff eines schwer bewaffneten Piratenschiffes auf die Festung ein Ende bereitet würde, doch der Leichenberg wurde immer größer.
Jack Sparrow findet sich im Reich von Davy Jones wieder - vervielfacht! Er kommandiert das Schiff, er refft die Segel, er setzt den Kurs, er schrubbt das Deck, er stirbt, weil er von einem anderen Jack wegen einer halben Erdnuss erschossen wird. Aber das ist noch nicht das Ende, der Irrsinn geht weiter und weiter.
Die undurchsichtige Hexe Tia Dalma hat den dahingeschiedenen Captain Barbossa wieder aus dem Totenreich zurückgeholt. Auf ihrer Suche nach Jack Sparrow, und weil es angeblich dort eine besondere Seekarte zu finden gibt, reisen unsere Protagonisten nach Singapur. Es gilt ja auch eine Crew aufzustellen, die mit ihnen bis ans Ende der Welt segelt, um Jack Sparrow zu retten. Will Turner hat jedoch noch ein weiteres Ziel, er möchte seinen Vater, Stiefelriemen-Bill, aus den Fängen von Davy Jones befreien.
Davy Jones befindet sich seit geraumer Zeit unter der Kontrolle der East India Trading Company. James Norrington hat ja im zweiten Teil der Piratengeschichte Jones' Herz Lord Cutler Beckett übergeben, jetzt hat dieser Macht über Davy Jones und über das Geisterschiff "Flying Dutchman". Beckett lässt Jones nacheinander die Piratenschiffe auf den Sieben Weltmeeren vernichten. Den allesverschlingenden Kraken gibt es allerdings nicht mehr, Jones hatte ihn töten müssen. Er war Beckett wohl zu mächtig und für den Film sicher eine viel zu ultimative Waffe.
In Singapur treffen unsere Helden auf den asiatischen Piraten-Kapitän Sao Feng. Nach einigen anfänglichen Missverständnissen, Kämpfen gegen die Asiaten und gemeinsam mit ihnen gegen englische Truppen, erhalten sie eine Crew, um Jack Sparrow mit seiner Black Perl zurückzuholen - und die spezielle Seekarte, ohne die nichts geht.
Natürlich finden sie Jack, der inzwischen dem Wahnsinn schon ziemlich nahe ist. Gemeinsam gelingt ihnen - weil Jack ja so ein gescheites Kerlchen ist - das Schiff auf den Kopf zu stellen, denn nach der Schrift auf einer geheimnisvollen Karte ist "oben gleich unten", und so wird der Sonnenuntergang zum Sonnenaufgang. Jetzt segeln sie wieder am Meer und nicht im Schattenreich.
Unterwegs entdeckt Elizabeth ihren Vater, der auf dem Weg in das Totenreich ist. Auch er ist ein Opfer von Lord Beckett geworden.
Bei einem Kampf mit der Flying Dutchman wird Sao Fengs Schiff aufgebracht. Bei diesem Kampf stirbt Sao Feng, im Sterben ernennt er aber Elizabeth zum seinem Nachfolger als Kapitän und Piratenfürst. Kurz darauf wird die Crew auf der Flying Dutchman gefangen genommen. Hier trifft Elizabeth auf den inzwischen zum Admiral beförderten Norrington, der auf Davy Jones aufpassen soll.
Alte Liebe rostet nicht und so befreit Norrington Elizabeth und ihre Leute und verhilft ihnen zur Flucht auf das Schiff von Sao Feng, das die Flying Dutchman hinter sich nachzieht.
Die Story will es, dass Norrington bei dieser Aktion von Stiefelriemen-Bill getötet wird. Sinnfrei? Vielleicht, vielleicht auch nicht, denn so ist Elizabeth ohne jeglichen Zwiespalt und kann sich für Will entscheiden.
Auf der Black Pearl erfahren Jack Sparrow und Barbossa von Tia Dalma, dass es eigentlich die Aufgabe von Davy Jones und der Flying Dutchman ist, die Seelen jener, die auf See sterben, ins Jenseits zu geleiten. Weil Davy Jones diese Aufgabe jedoch vernachlässigt, werden er und seine Crew bestraft und so langsam zu Meeresmonstern verwandelt.
Kurz darauf wird Tia Dalma als die in Menschengestalt gebannte Meeresgöttin Calypso enttarnt.
Auf der Schiffbruchinsel versammeln sich die Piratenfürsten, die aus aller Welt kommen und zu denen Barbossa, Captain Jack Sparrow und nun auch Elizabeth Swann gehören. Es wird diskutiert, ob die Göttin Calypso von ihrem menschlichen Körper befreit werden soll, um den Piraten gegen Davy Jones und Lord Beckett zu helfen.
Nach einigen weiteren Missverständnissen will der Rat schließlich in den Krieg gegen Davy Jones und Lord Cutler Beckett ziehen, was aber nach dem Piratenkodex nur auf Befehl eines Königs aller Piraten möglich ist. Nachdem der Rat zurzeit ohne König ist, muss einer gewählt werden. Jeder stimmt für sich, nur Jack nicht. Er stimmt für Elizabeth. So schnell wird aus einem Gouverneurstöchterchen eine Piratenkönigin.
Ohne zu zögern befiehlt sie den Krieg gegen Lord Cutler Beckett, die East India Trading Company und Davy Jones. Eine Entscheidungsschlacht muss her!
Die Company hat inzwischen die Schiffbruchinsel gefunden und rückt mit einer großen Flotte unter der Führung von Lord Becketts Flaggschiff Endeavour an. Bevor es zum Kampf kommt, so ist es üblich, treffen sich die wichtigen Leute, also Beckett, Will Turner und Davy Jones mit Jack Sparrow, Elizabeth Turner und Kapitän Barbossa auf einer Sandbank. Man verhandelt. Jack Sparrow soll gegen Will Turner ausgetauscht werden, nachdem Lord Beckett zugibt, dass Will verantwortlich dafür ist, dass die Company den Versammlungsort erfuhr. Zudem hat Davy Jones noch immer Interesse an Sparrow.
Barbossa nimmt Jack noch eine Münze ab, die für die Befreiung von Calypso erforderlich ist. Barbossa befreit, zurück an Bord der Black Pearl, Calypso eigenmächtig aus der Gestalt der Tia Dalma. Noch bevor sie ihre Menschengestalt aufgibt, sagt ihr Will Turner, dass es Davy Jones war, der ihre Gefangenschaft erst möglich gemacht hat. Calypso und Davy Jones hatten einander geliebt, sie war von ihm verraten worden. Vor Wut erzeugt sie einen riesigen Strudel, in dem sich schließlich die Flying Dutchman und die Black Pearl einen erbitterten und dramatischen Kampf auf Leben und Tod liefern.
Im Laufe der Schlacht erbeutet Jack die Truhe mit dem Herz von Davy Jones und gelangt auch an deren Schlüssel.
Eine der witzigsten Szenen ist die Trauung von Will und Elizabeth durch Kapitän Barbossa bei diesem Gefecht. Ein jeder muss sich mit Hauen und Stechen seiner Feinde erwehren, aber Zeit für einen Kuss und die Trauungsformel finden sie alle noch. Für mich ein kleiner Höhepunkt der manchmal lediglich unterhaltenden und nicht immer tiefsinnigen Handlung.
Jetzt sind die zwei verheiratet und plötzlich gerät Elizabeth in einen Zweikampf mit Davy Jones. Er schlägt Elizabeth nieder und setzt schon zum Todesstoß an, da wird er von Will abgelenkt. Währenddessen droht Jack, Davy Jones' Herz zu töten. Zwischen Sparrow und Jones entwickelt sich ein Dialog darüber, wer von beiden grausamer und egoistischer handelt. Um seinen Standpunkt zu demonstrieren, ersticht Davy Jones Will Turner und zwingt Sparrow, sich zwischen der eigenen Unsterblichkeit und dem Überleben von Turner zu entscheiden.
Sparrow führt mit der Hand des sterbenden Will Turner den tödlichen Stich ins Herz von Davy Jones aus. Dadurch stirbt Davy Jones endgültig und William wird zum neuen Kapitän der Flying Dutchman. Stiefelriemen-Bill entfernt nun Wills Herz, womit sich Jones´ Fluch auf Will überträgt, Will aber weiterleben kann. Nachdem Davy Jones über Bord gestürzt ist, löst sich der Strudel auf. Tia Dalma - oder besser Calypso hat nun ihre Rache.
Die Flying Dutchman hat einen neuen Kapitän, die Mannschaft erhält ihr menschliches Aussehen zurück. Jetzt nimmt die Endeavour Fahrt auf, um die Black Pearl anzugreifen. Plötzlich taucht die Flying Dutchman aus dem Wasser auf, jetzt unter Wills Kommando. Gemeinsam schießen die zwei Piratenschiffe die Endevour zusammen. Lord Cutler Becket ist nicht in der Lage, Befehle zu geben, er ist gelähmt von der Erkenntnis, dass sich nun alles gegen ihn verschworen hat. Dass er dabei ums Leben kommt, passt zur Story. Die führerlose Flotte der East India Trading Company zieht sich zurück.
Will Turner bietet seinem Vater die Freiheit an, dieser bleibt jedoch weiter an Bord der Flying Dutchman - bei seinem Sohn.
Will darf nun einen Tag an Land mit Elizabeth verbringen, zehn Jahre muss er dafür Dienst auf der Flying Dutchman tun.
Als Jack Sparrow von einer Landpartie - schon leicht angeheitert - zu seinem Schiff zurückkehrt, ist es nicht mehr da. Barbossa hat die Black Pearl samt Mannschaft gestohlen. Er will nun mit Hilfe der Seekarte aus Singapur den sagenhaften Jungbrunnen finden. Was sich aber erst beim Entrollen der Karte herausstellt - der wichtige Mittelteil fehlt.
Den hat Jack Sparrow und der macht sich mit einem kleinen Boot, einer kleinen Bottle Rum und seinem Kompass, der ihn noch immer an das Ziel geführt hat, selbst auf die Suche danach.
Der geneigte Piratenmärchenfreund bemerkt: Hier bestünde die Möglichkeit, einen vierten Teil anzuhängen.
Wie bei allen anderen Filmen dieser Reihe lohnt es sich, den Abspann abzuwarten - verdammt war der lang - aber in der zuletzt gezeigten Szene kehrt Will zurück zu Elizabeth. Denn immer, wenn sich beim Sonnenuntergang der Horizont grün färbt, dann kehrt eine Seele zurück.
Märchen müssen doch gut ausgehen.

So kann ich getrost sagen, dass mich der dritte Teil der Piratensaga weitaus besser unterhalten hat, als der zweite Teil. Dem zweiten Teil hat man angesehen, dass er nur ein Bindeglied war zwischen Anfang und Ende. Im Dritten Teil werden alle Handlungsfäden zusammengeführt und es bleibt noch etwas Zeit für die Vater-Sohn-Beziehung von Will Turner und Stiefelriemen-Bill, was der Handlung gut tut.
Viel steckt in diesem dritten und vielleicht gar nicht letzten Teil. Es ist ein Film über Freundschaft, Liebe, Treue und Ehre - so, wie wir uns heute vorstellen, wie das damals vielleicht gewesen ist.


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