SCHWERPUNKTTHEMA


SCHWERTER


DAS SCHWERT - MYTHOS UND WIRKLICHKEIT

von Eva Kalvoda



Autor: Thomas Laible
ISBN 978-3-938711-05-7
Wieland Verlag GmbH
39,90 Euro


Für einen wissenschaftlich ungebildeten Büchernarren wie mich, ist es eine ganz besondere Freude, ein Sachbuch zu finden, das ich in einem Zug durchlesen kann. Bei diesem Buch ging es mir so. Thomas Laible schreibt flüssig, interessant und vor allem mit viel Humor und Ironie, so dass man fast vergisst, ein Sachbuch zu lesen.
Als Beispiel sei die Sache mit der Blutrinne erwähnt. Diese eigentlich Hohlkehle heißende Vertiefung in Schwertklingen dient der Stabilität und der Gewichtsverringerung. Trotzdem wird in Geschichten immer noch der Mythos der Blutrinne kolportiert, die den getroffenen Gegner schneller Verbluten läst. Der Autor schildert recht ironisch, wie ein Kämpfer auf dem Schlachtfeld solange warten musste, bis der Gegner verblutet wäre.
Mit nur zwei Sätzen schafft es Herr Laible, dass man folgende Szene vor dem geistigen Auge sieht: "Oh, nein, leider, ich kann mich jetzt nicht wehren, ich kann mein Schwert erst wieder aus deinem Freund herausziehen, wenn er verblutet ist. Könntest du vielleicht in einem halben Stündchen wieder kommen?"
Diese Art zu schreiben, leicht aber fundiert, informativ aber nicht trocken, genau diese Art zu schreiben ist es, welche dieses Buch so hervorragend macht. Noch nicht einmal der recht lange Teil über die unterschiedlichen Schwerttypen ist langweilig!
Mit 230 Seiten geht der Autor auf jede Facette des Schwertes ein: Die Geschichte, die korrekte Nomenklatur, die Schwert-Physik, die Typenbestimmung, ...
Man erfährt wie sich die Schwerter weiterentwickelt haben, und vor allem warum dieser oder jener Schwerttyp zu genau diesem Zeitpunkt der erfolgreichste war. Sehr interessant ist auch der Teil über die historischen Schwerter. Manche pure Fälschungen, andere in Nachhinein als echt erwiesen, und eines sogar zwar historisch, aber sooft repariert, das vom eigentlichen Schwert nicht mehr übrig ist.
Der Autor räumt auch mit den vermeintlichen Superschwertern auf. Die Prunk-Bihänder mit Längen bis zu 2 Metern waren eigentlich Paradeschwerter, die für die Schlacht untauglich waren. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel, und der Autor geizt nicht mit seinem Wissen über diese Ausnahmen.
Einen nicht unerheblichen Teil des Buches widmet Thomas Laible den Filmschwertern und Repliken. Gerade weil in den letzten Jahren so viele Filme produziert wurden, die vor Schwerter nur so wimmeln, fühlt sich der Autor verpflichtet (und er gibt offen zu, dass er davon begeistert ist) diese Filmschwerter etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Er geht aber auch auf die Anfänge der "Schwertfilme" ein, und die erste "Filmschwerter" wie Conans Atlanterschwert oder das zerlegbare Schwert von Kurgan aus Highlander.
Ich könnte stundenlang weiter erzählen, aber ich würde diesem Buch trotzdem nicht gerecht werden. Also kauft es euch, es ist sein Geld wert!!


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