SCHWERPUNKTTHEMA


SCHWERTER


DAS SCHWERT

von Eva Kalvoda



Woran liegt es nur, dass der Mensch so unheimlich vom Schwert fasziniert ist?
Vielleicht daran, das dies die erste Waffe war, die für nichts Anderes als dem Kriegsgeschäft entwickelt wurde. Alle anderen Waffen davor waren in erster Linie Jagdwaffen oder Gebrauchsgegenstände, die erst in Laufe der Zeit auch zum Mordwerkzeug wurden.
Nicht so das Schwert, das von Anfang an nur diesen einen Zweck hatte - menschliche Gegner zu töten!

Schon die vielen Schwertlegenden zeigen die stete und bleibende Faszination des Menschen an seiner "erstgeborenen Waffe". Von den Germanen über die Kelten, den Chinesen und den Japanern, sogar die Inder oder die Araber, sie alle haben mythische Schwerter. Es ist aber kein Zufall, dass die meisten Legenden über magische Schwerter aus dem heute europäischen Raum stammen, kann man doch das Schwert als eine europäische Waffe bezeichnen.
Außerhalb des europäischen Raumes haben Schwerter keineswegs die uns bekannte Entwicklung durchlaufen. Es blieb meist bei einer Grundform, die weder großartig weiterentwickelt wurde, geschweige denn die große Bedeutung des europäischen Schwertes erlangte. Vielleicht liegt es an der unterschiedlichen Weltanschauung, aber weder Japaner noch Chinesen hielten es für erforderlich ihre Rüstungen so weiterzuentwickeln, das sie den bestehenden Schwertern überlegen wurden. Im orientalischen Raum mag es an den Witterungen liegen, oder an der Kampfreiterei, aber auch dort blieb die europäische Entwicklung aus. Und das obwohl entgegen der oft propagierten Meinung, die alten Hochkulturen Eisen kannten und nutzten!
Vor der Eisenzeit war die Bedeutung des Schwertes als Kriegswaffe auch in Europa gering. Bronzeschwerter waren nur etwas für sehr reiche und mächtige Leute, die gängige Kriegswaffe war die Lanze, der Speer, oder Streitkolben, Streitaxt, und der Bogen. (Ganz nebenbei gesagt, war das Schwert eigentlich immer soziologisch wichtiger als militärisch-strategisch.)
Die Eisenzeit änderte die Bedeutung des Schwertes. Die Römer bauten eine richtige Schwertindustrie auf, um jeden Legionär mit einem Kurzschwert auszustatten. Die Kelten entwickelten einen regelrechten "Schwertkult". Die Leistung des einzelnen Kriegers wurde stark mit seinem Schwert in Verbindung gebracht, und die Germanen folgten diesem Einfluss. In dieser Zeit entstanden die meisten uns heute bekannten Schwertlegenden.
Man muss jedoch auch hier deutlich darauf hinweisen, dass Schwerter etwas für Reiche, Ritter, Adelige waren, wobei Kampfmesser durchaus in der breiten Masse zu finden waren, die "richtigen" Schwerter aber der Oberschicht vorbehalten blieb. Wer ein Schwert tragen durfte, bestimmte im Mittelalter das Gesetz, und das gemeine Volk (christliche Reiche) besaß dieses Recht nicht.
Zum besseren Verständnis: ein Schwert am Gürtel zu tragen war nur Rittern erlaubt. Andere Edle durften ein Schwert zumindest am Sattelknauf mitführen. Bürgerliche durften ein Schwert nur als Zeichen der Amtsgewalt vor sich hertragen lassen, die Zeit, in der Bürgerlich solche Positionen inne hatten, war aber noch weit.
In anderen Reichen, wo kein Gesetz den Besitz von Waffen regulierte, konnte sich das einfach Volk keine Schwerter leisten, kostete doch ein Schwert soviel wie vier Kühe!
Irgendwann im finsteren Mittelalter war das Schwert praktisch zur Waffe Gottes geworden, weshalb auch die Parierstange immer annähernd gerade blieb, um das Kreuz zu symbolisieren, auf das jeder Kreuzritter mit dem Symbol Gottes den Heiden den Tod brachte.
Zu dieser Zeit hatte die Entwicklung des Schwertes schon ihren Höhepunkt erreicht. Durch die immer besseren Rüstungen war man gezwungen, die Waffen anzupassen.
Bis etwa 1350 n. Chr. dominierte das breite, flache Sax mit ein bis drei Hohlkehlen, und konvex geschliffenen Schneiden, das quasi klassische Wikingerschwert, in allen seinen Variationen. Es war als Hiebwaffe gedacht und leistet über Lederrüstung bis hin zum Kettenhemd gute Dienste. Als jedoch die Plattenpanzerung einsetzte, musste die Schwertform angepasst werden. Die Klingen wurden länger, spitz zulaufend, und als Stichwaffe konzipiert, um in die Lücken einzudringen, die ein Plattenpanzer aufwies. Jetzt kamen die Langschwerter auf. Dieser Schwerttyp hielt sich bis 1550 n. Chr. Mit der Renaissance kam das Ende von Schlachtschwertern und Bihändern.
Durch die Entwicklung der Feuerwaffen hielt der Degen Einzug in die Schwerthistorie, und der Säbel wurde auf Grund der Auseinandersetzungen mit Reitervölkern wiederentdeckt. Denn gegen Kanonen und schnelle Reiterei ist man im Plattenpanzer einfach zu langsam. Der Panzer wurde abgelegt, hatte er doch gegen Kanonen keine Chance, und die Schwerter der Situation wieder einmal angepasst. Doch mit dem zunehmenden Einsatz der Feuerwaffen wurde das Schwert immer mehr zu einem zeremoniellen Anhängsel, das es bis heute geblieben ist. Bis in den ersten Weltkrieg, und der Entwicklung der mehrschüssigen Handfeuerwaffe blieb das Schwert aber ein Bestandteil der militärischen Ausrüstung, sozusagen die letzte Verteidigungswaffe.

Geblieben ist, dass damals wie heute ein Schwert als Symbol für Macht und Stärke gilt. Glaubt man Science Fiction-Autoren, wird das Schwert auch Laserkanonen und Energiewaffen überleben, und rein psychologisch betrachtet bin ich geneigt, ihnen Recht zu geben. Denn auch das gilt nach wie vor: Das Schwert ist vor allem ein Symbol, und das wird es bleiben.


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