SCHWERPUNKTTHEMA


SCHWERTER


SCHWERTER

von Fred H. Schütz



Ein Seufzer hallt schwer durch die leeren Hallen meines Gemüts: Andreas hat als Schwerpunktthema eins gewählt, von dem ich keine Ahnung habe - oder sagen wir, so gut wie keine. Sagen wir mal so: daß Schwerter zum Hauen und Stechen gut sein sollen, das weiß ich. Wobei ich mich frage, was daran gut sein soll.
Schauen wir mal was Wahrig weiß (der Wahrig ist besser als der Duden:)
Schwert abgeleitet von germanisch swerda, "schneidende Waffe." Aha. Ich habe dann noch in die Encyclopedia Americana geschaut, das einzige Lexikon das ich mir gestatte, und sie ist ansonsten auch recht aufschlußreich. Aber sie führt letztendlich nur die verschiedenen englischen Namen für verschiedene Schwertformen an - zum Beispiel für das zwei Meter lange Landknechtsschwert, das zum Marschieren auf den Rücken geschnallt wurde; diese Art sein Schwert zu tragen hat wiederum mit der von Kung-Fu-Filmen im Westen bekannt gemachten asiatischen Kampfbereitschaft nichts zu tun: im Westen trug man sein Schwert an der linken Seite - und daß das orientalische Krummschwert Scimitar heißt.
Halt, doch! Sie führt an, daß es das Schwert gibt, seit man Metalle bearbeiten kann. Na, das ist doch schon was! Es macht ja eigentlich auch Sinn, denn mit Steinen kann man keine Schwerter bauen. Oder etwa doch?
Ja, man kann. Allerdings erst, nachdem das Kupfer als erstes Metall zur Verwendung kam. Natürlich ist das Kupfer viel zu weich um eine Schneide hinzukriegen, aber man hat sich zu helfen gewußt. Man fertigte daraus einen langen flachen Stab mit Hohlsaum und in diesen Saum fixierte man Fischzähne oder, wo diese fehlten, Feuersteinstücke. Denn geschickt geschlagener Feuerstein entwickelt eine Kante die an Schärfe einem heutigen Skalpell kaum nachsteht.
So blieb Feuerstein für lange Zeit das einzig wesentlich scharfe Material. Das änderte sich auch nicht, als man lernte Bronze herzustellen.
Bronze hat den Vorteil, daß sie sehr hart ist und sich beim Zuschlagen nicht verbiegt.
Aber eine scharfe Schneide hatten Bronzeschwerter auch nicht. Allerdings konnte man mit ihnen Schädel zerschlagen und darum ging es ja letztendlich auch wohl, nichtwahr.
Unaufhaltsam wie der Fortschritt wälzte die Eisenzeit heran. Der bedeutsamste Abschnitt jener Epoche war die nach einer keltischen Kulturstätte in der Schweiz benannte La-Tene-Zeit, und wahrscheinlich konnte man eher Schwerter schmieden als eine Pflugschar herstellen.
Endlich hatte man was der Mühe lohnte: das Eisenschwert! Schließlich lernte man noch, mittels Verunreinigung mit Kohlenstoff das verhältnismäßig weiche Eisen in Stahl zu verwandeln und das Fett war endgültig im Feuer.
Aber so toll waren die Stahlschwerter auch wieder nicht. Bis ins hohe Mittelalter hinein liefen die Kerle mit Schwertern an der Seite herum die kaum mehr wert waren als eine Keule - nur halt eben eine Keule aus Stahl. Ein Schlag auf eine harte Oberfläche - es mußte garnicht mal eine stählerne Rüstung sein, Eichenholz genügte bereits - und die Schneide war hin.
Und kaputt gingen die Dinger auch! Ein ungeschickter Schlag, oder vielleicht eher ein geschickt geführter Schlag von der Gegenseite, und der Kämpe stand da mit einem halben Schwert in der Hand. Dann war es dem Gegner ein Leichtes ihn abzumurksen. Gar mancher an sich guter Mann wird auf diese Weise sein Leben gelassen haben.
Was mich anrührt ist der Umstand, daß Schwerter eine Seele haben. Zumindest gilt dies für die magischen Schwerter. Ein magisches Schwert hat natürlich auch einen Namen; daran erkennt man es. Wer weiß nicht, daß König Artus' Zauberschwert Excalibur hieß! Oder Sturmbringer, das schwarze seelenfressende Schwert des Elric von Melniboné das am Ende seinen Besitzer selbst umbrachte ...
Von der Genreliteratur ist es nur ein Schritt zum Film. Du hast bestimmt den Film gesehen - "Der Schwarze Ritter" hieß er wohl - in dem Robert Taylor völlig falsch besetzt den Prinzen Eisenherz mimte. Alles falsch! Der Dramaturgie zuliebe liefert er sich mit dem schwarzen Ritter James Mason einen an die Degenduelle des achtzehnten Jahrhunderts erinnernden Fight, führt den stumpfen Eisenklotz wie ein Florett und sticht den Bösewicht schließlich nieder! Durch die eiserne Rüstung!
Und sowas soll die rote Sonya alias Brigitte Nielsen mit leichter Hand geschwungen haben! Macht am Ende eine der Schwarzmagie verfallenen Gegnerin platt die mit der großen Ingrid nur den Nachnamen gemein hat. Falls du's nicht weißt, Bergman heißt die.
Des Rätsels Lösung ist ein mit Metallfarbe angestrichenes Schwert aus Balsaholz. Das ist so leicht, daß es auch eine Frau halten kann deren Stärke eher in ihrem überdimensionalen Busen zu finden ist als im Bizeps.
Allerdings gibt es eine Waffe. die auch sie hätte halten können, nämlich das dem Martial Arts-Fan als Samuraischwert wohlbekannte japanische Katana. Ich hatte Gelegenheit ein Exemplar dieser Gattung in die Hand zu nehmen und war von seinem geringen Gewicht und seiner außerordentlichen Schärfe verblüfft. Ja, damit lässt sich ein Kopf mit einem Schlag vom Rumpf trennen!
Man weiß heute auch im Westen, daß keine Hieb- und Stichwaffe dieser Welt japanischen Schneidwerkzeugen an Schärfe gleichkommt. Und jetzt sind wir endlich dahin gelangt worauf ich die ganze Zeit hinauswollte:
Gib mir jederzeit ein japanisches Küchenmesser!


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