REZENSION


"DER EWIGE KRIEG" VON JOE HALDEMAN

von Hermann Urbanek



Das Thema "Krieg" oder genauer gesagt: "Krieg der Zukunft" gehört schon seit den Anfängen der Science Fiction zu den am meisten verwendeten, ja bisweilen strapazierten Handlungsszenarien, sei es jetzt ein künftiger Krieg zwischen den unterschiedlichsten Erdmächten oder einer, den die Menschheit gegen zumeist böswillige Außerirdische führt.
Der Bogen reicht dabei von Klassikern wie "Auf zwei Planeten" von Kurd Lasswitz und "The War of the Worlds" von Herbert George Wells über "The War Against the Rull" von A. E. van Vogt, "The War of Two Worlds" von Poul Anderson, "Starship Troopers" von Robert A. Heinlein und Gordon R. Dicksons DORSAI-Zyklus bis hin zu den modernen Military-SF-Serien wie HAMMER´S SLAMMERS von David A. Drake, die Anthologienreihe THE MAN-KZIN WARS, hrsg. von Larry Niven, oder David Webers HONOR HARRINGTON, um nur einige zu nennen.
In der Regel wurde dabei der Krieg zwar nicht unbedingt verherrlichst, er wurde aber als eine Notwendigkeit angesehen, den Fortbestand der menschlichen Rasse und der vorherrschenden Gesellschaftsform zu gewährleisten.

Eine, ja wohl die wichtigste ruhmreiche Ausnahme, die all die Grausamkeit, Brutalität und Sinnlosigkeit eines Krieges schildert und seine Schrecken nicht beschönigt, ist Joe Haldemans "The Forever War", für den der Autor (* 1943) seine eigenen Erfahrungen im Vietnamkrieg heranzog. Dabei war es für ihn gar nicht einfach, seinen Roman bei einem Verleger unterzubringen, da die zuständigen Redakteure sich scheuten, diese kompromisslose Abrechnung einerseits mit dem verlorenen Krieg in Asien und andererseits mit dem Krieg per se herauszubringen, der noch dazu ein düsteres, bedrückendes Ende ohne Happy End oder auch nur die geringste Aussicht darauf hatte. Doch schließlich wurde er, nachdem er mit "Hero" und (1972) und "We Are Very Happy Here" (1973) auszugsweise zuvor im SF-Magazin ANALOG erschienen war, in seiner Gesamtheit 1974 bei St. Martins veröffentlicht und schlug in der Szene wie eine Bombe ein.

Und worum geht es in diesem wohl eindrucksvollsten und auch besten pazifistischen SF-Roman? Als die Menschen mittels Collapsaren ins All vorstoßen und dort auf die Tauraner stoßen bricht infolge eines Missverständnisses zwischen den beiden Raum fahrenden Rassen ein interstellarer Krieg aus.
Da sich die Raumschiffe der beiden Kontrahenten aber nur mit maximal Lichtgeschwindigkeit fortbewegen können wird die Kriegsführung zu einem Vabanque-Spiel, denn kein Raumschiffkommandant kann vorher sagen, ob der Gegner, auf dem er am Ziel trifft, aus einer relativen Zukunft, Gegenwart oder Vergangenheit kommt und ob die Bewaffnung, sollte ersteres zutreffen, überhaupt noch ausreicht, um ihn zu besiegen, oder schon hoffnungslos veraltet ist.
Dazu kommt, dass aufgrund der relativistischen Geschwindigkeiten bei der Reise die Zeit auf den Raumtransportern viel langsamer vergeht als auf der Erde selbst und sich die Erdsoldaten daher immer mehr von der Kultur ihres Heimatplaneten entfernen, die sich im Laufe von Jahrhunderten weiterentwickelt, während für die kämpfende Truppe nur Monate vergehen und am Schluss die Heimat ebenso fremd geworden ist wie der Feind.
Erlebt wird dieses gespenstisch Szenario von William Mandella, einem Physikstudenten, der zum Kriegsdienst eingezogen wird und es im Laufe der Handlung zum Offizier bringt. Zusammen mit vielen anderen Schicksalsgefährten wird er, eingepfercht in enge Truppentransporter und mit Drogen vollgepumpt, in einem sinnlosen Krieg zu immer neuen Kriegsschauplätzen gekarrt, einem Krieg, der immer undurchschaubarer wird und im Grunde genommen von keiner der beiden kämpfenden Parteien je gewonnen werden kann.

Der Antikriegs-Roman "The Forever War" wurde 1975 sowohl mit dem Nebula Award als auch mit dem Hugo Award und dem australischen Ditmar Award ausgezeichnet. In Deutschland erschien der Roman erstmals 1978 unter dem Titel "Der ewige Krieg" als Heyne SF-TB 3572 und wurde in identischer Übersetzung 1981 als Band 2 der "Heyne Science Fiction Bibliothek" neu aufgelegt. Zuletzt erschien der Roman 2000 bei Heyne in der Reihe "Meisterwerke der Science Fiction" unter der Band-Nummer 8206 mit einem Vorwort von Ben Bova.


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