STORIES


EINE REISE

von Fred H. Schütz



Müde setzte er sich auf den Platz am Fenster. Er versuchte immer einen Fensterplatz zu erwischen, denn Lesen während der Fahrt bekam ihm nicht und so suchte er Zerstreuung indem er aus dem Fenster schaute. Die vorübergleitende Landschaft bot immerhin soviel Abwechslung, daß sein ewig wacher Geist letztlich zur Ruhe kam.
Er war spät dran gewesen, mußte sogar den Bahnsteig hinauf rennen um den Zug zu erwischen ehe der gellende Pfiff des Kondukteurs die Abfahrt ankündigte, war durch die Tür gesprungen ohne sich zu vergewissern welches Abteil er betrat. Der Zug fuhr an, gerade als er sich setzen wollte, und der Ruck warf ihn ins Polster.
Gott war er müde! Er ließ den Kopf zurücksinken sodaß er in der Ecke lehnte und hielt die Augen geschlossen während der Zug über Weichen polterte und mit einem Wusch-Laut an den Stellsignalen vorüberfuhr.
Erst als der Zug auf freier Strecke fuhr öffnete er die Augen, ließ aber den Kopf an das Rückenpolster gelehnt. Die Landschaft glitt an ihm vorüber, sattes Grün im Wechsel mit dürrer Heide und hin und wieder ein Baum in später Blüte.
Mit monotoner Gleichmäßigkeit glitt der Zug an Leitungsmasten vorbei die die Bahnstrecke begleiteten, und gleichmäßig ertönte das Klack-Klack der Schienenstöße, unaufhörlich in gleichmäßiger Eintönigkeit, hypnotisch in ihrer Wirkung ...
"Die Fahrausweise, bitte," sagte der Schaffner höflich, wiegenden Schritts der die Ungleichmäßigkeiten der Fahrbewegung ausglich den Gang zwischen den Sitzreihen entlangschreitend. Hin und wieder blieb er stehen und ließ sich Fahrausweise zeigen. Es konnten nur wenig Fahrgäste im Abteil sein; zu sehen waren sie wegen der hochragenden Rückenlehnen aber nicht.
"Hallo, Sir," sagte er schließlich indem er bei ihm stehen blieb und die Hand nach seinem Ticket ausstreckte das er vorsorglich gezückt hatte. "Wieder mal eine Woche geschafft?"

Während er dem Mann seinen Fahrausweis hinhielt kamen zwei große schwarze Limousinen mit dem viereckigen Aufbau der dreißiger Jahre um die Ecke geknattert. Nasser Asphalt spiegelte den trüben Lichtschein einer im Winde schaukelnden Straßenlaterne. Grimmig aussehende Kerle in dunklen Anzügen und steifen Hüten auf dem Kopf lehnten aus den Seitenfenstern, in den Händen schwere Maschinenpistolen mit denen sie auf ihn zielten. Mündungsfeuer flammte.
Er hob den Arm und deutete. Aus eingeschnürter Kehle quälte sich was ein Schrei sein sollte, "D-da, da!"
"Ratatat!" krachten die Schüsse. Es klang als fegte der Wind den Lärm um die Ecke. Dumpf klatschend schlugen die großkalibrigen Kugeln in seine Brust und er spürte wie sie ihm die Lungen zerrissen. Sein Atem verröchelte ...

"Danke, Sir," sagte der Schaffner und reichte das Ticket zurück. Er tippte an den Schirm seiner Mütze. "Einen schönen Abend noch."
Er betastete seine Brust, fühlte das Blut herausströmen während der Schaffner weiterging und bereits den nächsten Fahrgast ins Auge faßte. Zurückgesunken hing der Reisende in der Fensterecke und seine Augen starrten blicklos während das herabtriefende Blut zu seinen Füßen eine riesige Lache bildete.
Das Fahrgeräusch des Zuges verklang ...

Die Tür an seiner Seite wurde aufgerissen. Draußen saßen auf mageren Kleppern ein halbes Dutzend mit Säbeln und Musketen bewaffnete Reiter in historischen Uniformen. Die Köpfe der Gäule hingen müde. Wind, der wie das Weinen eines Kindes klang, zerrte an den Mähnen der Tiere. Der eine oder andere Reiter hatte einen blutverschmierten Lappen als Verband um Kopf oder Arm gewickelt. Alle trugen ungepflegte Bärte die ihre Mienen wild erscheinen ließen.
Es kam ihm nicht in den Sinn zu fragen warum der Zug hielt - oder war er am Ende gar nicht mehr in dem Zug; das Abteil in dem er saß war merkwürdig geschrumpft, die Ausstattung war völlig anders und die Tür war vorher auch nicht dagewesen ...
Der vorderste Reiter war abgesessen - er war es der die Tür geöffnet hatte - und lugte herein. Auf seinem Kopf saß keck ein unsauberer Dreispitz mit Kokarde und seine rechte Hand schwang eine riesige Reiterpistole mit Steinschloß. Er hätte seinen Daumen in die Mündung stoßen können, dachte der Reisende und fragte sich woher der Gedanke gekommen war ...
Der Reiter stieß die Pistole in seine Richtung. "Raus da!" schrie er mit heißerer Stimme, "Geld her!"
"Wozu?" fragte der Reisende - oder dachte er hätte es gefragt. Er wußte nicht ob er gesprochen hatte.
Der Schuß krachte. Die Kugel warf ihn ins Polster zurück und er verlor das Bewußtsein.
So nahm er nicht wahr wie der Reiter in die Kutsche kletterte und seine Taschen durchsuchte. Seine Brieftasche, achtlos weggeworfen, fiel zur Erde, Kreditkarten und die Schecks die er hatte einlösen wollen wirbelten heraus und flatterten ins Gebüsch.
"Verdammt!" schrie der Reiter. Seine Stimme klang rau. "Er hat nichts bei sich! Nicht einen müden Penny!" Er sprang aus dem Wagen und schwang sich mit verwegenem Schwung in den Sattel. Die Reiter rissen ihre Pferde herum und gaben ihnen die Sporen. Die Horde stob davon.

Bahnfahrten ermüden. Lange Bahnfahrten ermüden außerordentlich. Der Zug hatte die Grenze von Connecticut nach Massachusetts schon lange hinter sich gelassen als sich ihm ein Reiter in den Weg stellte. Die Wildlederkleidung und die Waschbärfellmütze auf dem Kopf wiesen ihn als Kolonisten aus.
Der Reisende hatte die Zügel lasch in der Hand gehalten und mit dem Hindernis vor sich blieb die alte Fuchsstute einfach stehen. Ihr Kopf senkte sich zu dem saftigen Grasbüschel am Wegesrand.
Der Wind raunte in den Bäumen.
Der Reiter hob die langläufige Pennsylvaniabüchse von seinen Knien und zielte über den Lauf hinweg. Der Hahn knackte als er ihn spannte. Seine Stimme klang hysterisch hoch.
"Bursche," schrie er, "du hast mein Weib entehrt! Jetzt stirbst du!"
Der Schuß krachte und die Fuchsstute ging durch. Der leblose Körper des Reisenden wurde hin und her geschleudert, fiel aber nicht vom Bock. Seine Stirn zierte ein kleines schwarzes Loch aus dem das Blut troff und über seine im Tod schlaffen Gesichtzüge
rann ...

Die Gleisführung vermied die aufragenden Bergketten des westlichen Massachusetts und hielt nach dem Überqueren des Connecticut River auf die urbanen Zentren im Osten des Staates zu. Von alledem merkte der Reisende nichts; er hatte es schon zu oft gesehen. Er hielt die Augen geschlossen und döste vor sich hin. Nicht einmal der zehnminütige Aufenthalt in Boston - der andere Reisende in den Wahnsinn trieb weil nichts vorwärts ging - weckte ihn aus seiner Lethargie.
Als der Zug weiter nordwärts fuhr, donnernd über die lange Brücke raste, die den Merrimack überquert, hing er wahrhaftig wie ein Toter in seiner Fensterecke.
Wenn ein Reisender in den Vereinigten Staaten die Grenze von einem zum nächsten Staat überquert merkt er davon nichts, sofern er nicht die Grenzmarkierung am Wegesrand - ein Schild das den Namen des Staates avisiert - wahrnimmt. So wurde er auch nicht gewahr wie der Zug in New Hampshire einfuhr, und hätte er es gewußt es wäre ihm egal gewesen.
Noch sah er, daß der Zug auf seiner rechten Seite einen unnatürlich weitreichenden Schatten mit sich schleppte. Der Tag neigte sich seinem Ende zu.
Wo der südöstliche Zipfel von New Hampshire den Atlantik küsst, sind es kaum mehr als achtzehn Meilen Strand, also sagen wir mal vielleicht zwanzig Meilen Bahnstrecke, alles zerklüftetes und stark bewaldetes Gebiet, und schon ist der Piscataquas erreicht der den Staat von Maine trennt.
Die Dämmerung fiel wie das Schwert des Damokles.
Die beste Zeit des Tages, dachte der Reisende, um offenes Gewässer in einem Gebiet zu überqueren das von Irokesen, Micmac, Wyandot, Onondaga, oder wie das rothäutige Gesindel alles heißen mag, das einander haßt wie die Pest aber jederzeit und viel lieber einen Weißen hübsch langsam und möglichst qualvoll abmurkst, geradezu wimmelt.

Vorsichtig und seine alte treue Brown Betty - eine glattläufige Flinte - im Anschlag, näherte er sich der breiten Schilffläche die das Flußufer säumte. Das jenseitige Ufer war bereits von der Dunkelheit der Nacht verschluckt. Er lauschte angespannt in die Dämmerung: der Schreckenslaut eines Nachtvogels konnte die Anwesenheit von Feinden verraten.
Das Land lag still wie in Vorbereitung auf den Frieden der Nacht.
Jedenfalls war die Stelle ein oft benutzter Übergang; das verriet der Stecken der in den Morast des Flußufers getrieben war - und daran war, wie für ihn bestellt, ein Kanu vertäut. Kanu ist die lautmalerische Widergabe eines Wortes der Sprache der Kariben das Boot bedeutet. Die Spanier machten Canoa daraus, und Englischsprecher Canoe. Es war eines jener besonders leichten aus Birkenrinde hergestellten Kanus, und das bedeutete ein Krieger aus dem Norden - wahrscheinlich Onondaga - war hier!
Er hob die Betty über den Kopf damit das Pulver in der Pfanne trocken blieb - neues Pulver in die Pfanne schütten zu müssen wäre ein fataler Zeitverlust gewesen, und außerdem: wer verschwendet gerne Pulver, das Zeug kostet Geld! - und watete in die Schilffläche, vorsichtig um nur jeden Laut zu vermeiden. Dabei griff er nach den Schilfhalmen und bog sie zur Seite damit sie nicht raschelten.
Sein Blick glitt von Seite zu Seite, spähte in die sich verdichtende Dunkelheit, und seine Ohren mühten sich jedes, auch das leiseste Geräusch aufzuschnappen ... Aber nichts, keine Bewegung war zu sehen, und kein Laut war zu hören; lediglich das kaum vernehmbare Plätschern seiner vorsichtigen Bewegungen im Wasser drang an sein Ohr.
Als er das Kanu erreichte spähte er noch einmal nach allen Seiten und legte dann, langsam, vorsichtig, jeden Laut vermeidend, das Gewehr auf den Boden des leichten Bootes. Dann langte er über das Kanu hinweg und ergriff mit beiden Händen die Ränder der Bootswände.
Wasser troff aus dem Stoff seiner Hose als er das Bein über den Bootsrand hob. Dann rollte er sich mit blitzschneller Bewegung in das Kanu und blieb lang ausgestreckt auf dessen Boden liegen.
Er wartete bis sich das Schaukeln des Bootsrumpfes beruhigt hatte und lugte dann vorsichtig über den Rand. Nichts bewegte sich, alles blieb still.
Er richtete sich auf und ergriff das Grasseil um das Kanu von dem Stecken zu lösen.
Mit einem wilden Schrei der nichts Menschliches erkennen ließ fuhr der riesige Körper des Indianers aus dem Wasser. Kriegsbemalung auf Gesicht und dem nackten Oberkörper glänzte fett. Das rotgefärbte Büschel aus dem Rückenhaar des Wapiti auf dem kahlgeschorenen Schädel ließ erkennen wer er war: ein Hurone, so wild, daß ihn selbst Irokesen fürchten.
Der Tomahawk sauste herab und die Obsidianklinge, an Härte Stahl gleich und schärfer als jedes Skalpell, drang tief ins Hirn des Weißen, löschte jeden Gedanken ...

Donnernd fuhr der Zug über die langgestreckte Brücke die die beiden Ufer des Piscataquas verbindet ...
Tiefe Nacht lag über Portland. Sternenschein spiegelte sich in den Wassern der Casco Bay. Taxis, aufgereiht wie Perlen an einer Kette, warteten im Lichtschein der Laternen auf dem Bahnhofsvorplatz. Der Reisende stieg ein und lehnte sich ins Rückenpolster zurück, atmete den merkwürdigen Geruch, eine Mischung von Politur und den Ausdünstungen vieler Fahrgäste ...
"Nach Hause, Charlie!" Seine Stimme klang brüchig von übergroßer Müdigkeit.
"Hallo, Bruder!" Das schwarze Gesicht grinste im Rückspiegel. Der Fahrer hatte noch nie Sir oder Mister zu ihm gesagt. Das runde Kepi auf seinem Kopf bewies seinen Stolz auf seine Herkunft.
"Was denn, keine Lust auf eine Kneipentour?" Ein alter, oft wiederholter Scherz der nie belacht wurde. Der Fahrer wartete auch nicht auf eine Antwort die er nie erhalten würde. Das Taxi reihte sich in den Verkehrsstrom. Seine Rücklichter glühten wie die Augen einer Großkatze die schnurrend rückwärts kriecht ...

Der lange Waggon war auf ein Seitengleis geschoben worden, ein hastig installiertes Kabel lieferte den Strom für die Innenbeleuchtung. Der Detektiv kaute auf einem Streichholz und betrachtete den schlaffen Körper der wie ein weggeworfenes Kleidungsstück auf dem blutbesudelten Sitzpolster lag. "Und Sie haben wirklich keine Ahnung wer ihn so zugerichtet haben könnte?"
Der Detektiv trug den alten abgegriffenen Hut tief in die Stirne gerückt. Er war ein großer Mann dessen massige Gestalt schon manchen getäuscht hatte der ihn für schwerfällig hielt. Falls es jemanden interessiert, sein Name war Arthur W. McDonaghue. Das W stand für Warner.
Er war neunundvierzig Jahre alt. Fünfundzwanzig Jahre Polizeidienst, siebzehn davon bei der Mordkommission hatten ihn gegen den Anblick von Leichen unempfindlich gemacht.
Aber nicht den Schaffner der weit mehr Dienstjahre auf dem Buckel hatte. Das bezeugten die weißen Haare die unter seiner Dienstmütze hervorlugten. Er war einundsechzig und im Laufe der Jahre hatte er sich einen "Rettungsring" angefuttert. Er hieß S. George Katzanidis, und das S stand für Scipio. Aber das brauchte doch keiner zu wissen, nichtwahr. Ebenso wenig wie George die Anglisierung von Giorgios war ...
Sein Schlund brannte vom mühsam zurückgehaltenen, immer wieder hoch drängenden Mageninhalt. Er hatte sich so hingestellt, daß er den Toten nicht anzusehen brauchte, aber das Bild der Leiche brannte in seinem Bewußtsein.
"Aber das sagte ich Ihnen doch schon!" preßte er hervor. Seine Stimme klang nervös und das war ein auch. Die Unverschämtheit von der Polizei ihn gerade hier auszuquetschen! Wie wenn der Tote die Hand ausstreckte und nach ihm griff ...
Er riskierte einen raschen Blick aus dem Augenwinkel aber der Tote lag unbeweglich wie zuvor. Er lag auf dem Rücken, mit wächsernem Gesicht auf dem das Blut aus der Stirnwunde eingetrocknet war, die starren Augen gläsern im Schein der Deckenlampe.
Herrgott, warum drückt ihm denn keiner die Augen zu! dachte er angewidert und wandte sich wieder dem Detektiv zu. "Er kam in der Grand Central an Bord - "
"Die Grand Central Station in New York?"
"Wo sonst?" entgegnete er mit ungewohnter Schärfe. Hatten denn die bei der Polizei nur Stroh im Kopf? Er hob an weiterzusprechen aber der Detektiv kam ihm zuvor.
"Und was geschah dann?" fragte er.
"Dann?" Der Schaffner fühlte den starren Blick des Toten in seinem Rücken und erschauerte. "Wieso ..."
"Während der Fahrt," knurrte der Detektiv. Es war doch immer wieder das gleiche! Die Leute brauchten nur einmal einen Toten zu sehen und schon fielen sie auseinander wie ein Scherbenhaufen. Es kam ihm nicht in den Sinn, daß der Vergleich mehr als stark hinkte.
"Nichts," sagte der Mann der nicht wollte, daß jedermann, auch seine Freunde nicht, ihn als Scipio kannte. Er sagte es nicht zum ersten Mal.
"Was heißt nichts!" Ärger machte McDonaghue laut. "Jemand schoß ganze Salven auf den Kerl ab - sehen Sie mal, er ist doch förmlich durchsiebt -" er deutete auf die Leiche aber Katzanidis ließ sich nicht dazu bewegen sich umzudrehen "- das muß einen Riesenkrach verursacht haben und Sie behaupten nichts geschah! Irgendjemand muß doch was gehört haben!"
Es sei denn der Kerl war irgendwo anders umgebracht und dann hierher gelegt worden. Das bezeugte auch die Umgebung der Leiche; nicht ein Kugelloch in den Wänden und die Fenster alle heil ... So gut schießt doch keiner, dachte er, daß er nur den Kerl trifft!
Aber dem widersprach die Aussage des Schaffners nach der der Kerl den Zug heil bestiegen hatte und nur plötzlich tot hier lag. Nach guter alter Polizeimanier kaute der Detektiv die Sache wieder und wider durch. Irgendwann würde der Zeuge weich werden und dann würde auch die Wahrheit ans Licht kommen. So war es immer gewesen und so würde es auch heute wieder sein!
"So war es aber nicht!" Der Schaffner war jetzt seinerseits so verärgert, daß alle Furcht vor dem Polizisten von ihm abfiel wie Wasser von Eichenlaub, wenn es geregnet hat. "Ich sage Ihnen doch: ich bin mehrmals hier durchgekommen und alles war ruhig! Die Fahrgäste dösten auf ihren Sitzen -"
"Er auch?"
Der Schaffner achtete nicht auf die Geste mit der McDonaghue auf den Leichnam deutete. Er rang mühsam nach Fassung. "Wie immer," krächzte er um nicht zu schreien. "Er saß hier -"
"Wie immer?" Der Detektiv war nun sehr laut. "Mann, das haben Sie mir bisher verschwiegen! Dann kannten Sie ihn!" Der Tote hatte keinerlei Papiere bei sich gehabt, und bis auf das Kleingeld in seiner Hosentasche auch kein Geld.
"Nur vom Sehen," sagte der Schaffner mühsam. "Seit zwei Jahren jeden Freitag - "
"Ah, ein Commuter!"
Stroh im Kopf, Stroh im Kopf, die Polizei hat Stroh im Kopf! Der Vers fuhr durch S. George Katzanidis' Sinn wie glühendes Gas. Er schüttelte den Kopf. "Pendler fahren täglich, er -" er deutete hinter sich "- nur zum Wochenende!"
"Ah ja!" Der Detektiv grinste hämisch. "Ein Liebchen dort, das Eheglück zu Hause ..."
"Jedenfalls," zischte der Schaffner in kalter Wut, "blieb hier alles ruhig! Bis -" er zwang sich nicht hinter sich zu blicken "- wir ihn so vorfanden!"

Der Blick des Detektivs wanderte zwischen Leichnam und Schaffner hin und her, dann schüttelte er den Kopf.
"Das verstehe ich nicht," sagte er.
Und so blieb es auch.

E N D E


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