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ALGIS BUDRYS, 9. JÄNNER 1931 - 9. JUNI 2008

von Fred H. Schütz



LEBEN UND ENDE EINES MENSCHEN

Am Montag den 9.6.2008 verstarb Algis Budrys in seinem Heim in Evanston im US-Bundesstaat Illinois. Der 77-jährige verlor seinen langen erbitterten Kampf gegen einen äußerst tückischen Feind: Hautkrebs.
Er gehörte zum Urgestein der Science Fiction und als Autor dieses Genres war er der Welt bekannt.
Zurückrechnend von seinem jetzigen Alter muß er um das Jahr 1931 zur Welt gekommen sein. Sein Geburtsort ist Königsberg im damaligen Ostpreußen (jetzt heißt es Kaliningrad.) Sein Vater war dort litauischer Diplomat. Nach Hitlers Aufstieg zur Macht sahen die Eltern keine Aussicht länger in der Heimat zu verweilen und wanderten mit Sack und Pack und Kind und Kegel nach Amerika aus.
Dort wuchs Algis Budrys auf, besuchte Universitäten in Miami and New York und brach das Studium ab sobald er seine erste Story verkaufte ("Er war sich sicher mehr zu wissen als seine Lehrer," sagt seine Frau.)
Geheiratet haben sie 1954 in einer Zeremonie an der Autoren wie zum Beispiel Isaac Asimov teilnahmen. Im Jahre 1961 zogen sie nach Evanston wo Algis Budrys alsbald als Redakteur bei der Regency Press arbeitete. Später hat er noch andere Redakteursposten innegehabt, so auch bei Playboy, und irgendwann begann er Workshops zu leiten - unter anderem auch das L. Ron Hubbard's Writers of the Future-Programm, wo er seine Schüler dazu anhielt sich von der Scientology zu distanzieren.
Eine Anthologie seiner Kritiken wurde als Benchmarks veröffentlicht.
Als Sechsjähriger begann er sich für Science Fiction zu interessieren und als er neun war schrieb er bereits seine ersten Geschichten. Als Autor war Algis Budrys so produktiv, daß er seine vielen Geschichten unter Decknamen bei Zeitschriften wie Astounding Science Fiction, Galaxy und If veröffentlichen mußte um zu verschleiern, daß sie alle von ihm stammten.
Algis Budrys hat vieles vorausgesehen was heute als selbstverständlich gilt. Das wird besonders in Werken wie Rogue Moon (1960) und Michaelmas (1977) deutlich. Seine Bedeutung als SF-Autor liegt aber nicht in wilden Weltraumjagden sondern in seiner einfühlsamen Darstellung der Gefühle und der Entwicklung der von ihm beschriebenen Charaktere, wie es seine Frau ausdrückte. Sie sagte auch, daß er sich sehr genau überlegte was und wie er es sagen wollte und so konnte es "ewig dauern" bis eine Story fertig war.
Neben seiner Frau Edna hinterläßt Algis Budrys vier Söhne: David, Jeffrey, Steven und Timothy, sowie zwei Enkel.
In dem obigen Titel beziehe ich mich auf eine von Juden gern verwendete Redensart. Wenn sie jemanden sehr schätzen sagen jiddisch (also gewissermaßen deutsch) sprechende Juden "Er is e Mensch!" Ich möchte gern glauben, daß sie das auch von Algis Budrys sagen würden ...


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