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CHARLTON HESTON, 4. OKTOBER 1923 - 6. APRIL 2008

von Fred H. Schütz



DAS TRAURIGE ENDE EINER LEGENDE

Wie er hätte ich sein mögen: groß und muskulös mit stählernem Blick, selbst im Schlaf noch ein Sieger. Er hat sie auch alle gespielt: Moses, Ben Hur (der ihm einen Oscar einbrachte) El Cid, General Gordon (Mahdi-Aufstand), den Propheten Johannes, Präsident Jackson, Kardinal Richelieu und Michelangelo. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere scherzte Charlton Heston: "Ich habe drei Präsidenten, drei Heilige und zwei Genies gespielt - und wenn das kein Ego-Problem herbeiführt weiß ich nicht was es könnte!"
Vor vierundachtzig Jahren kam Charlton Heston in Evanstown im US-Bundesstaat Illionois zur Welt wo sein Vater eine Holzmühle betrieb. Nach dem Umzug seiner Eltern nach Chicago studierte er an der Northwestern University wo er sich am Theaterprogramm beteiligte. Damit hatte er sein Lebensprogramm gefunden.
Im Jahr 1944 heiratete er die Schauspiel-Elevin Lydia Clarke kurz bevor er in die US Air Force - damals noch ein Teil der Army - eintrat. Er betätigte sich bis zu seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst drei Jahre später als Funker auf den Aleuten. Im gleichen Jahr verdiente er sich die ersten Sporen als Schauspieler am Broadway.
Vom Broadway ging er zum Fernsehen wo er sich emsig beschäftigte bis er dem Produzenten Hal B. Wallis auffiel. Charlton Hestons Filmkarriere begann 1950 mit Dark City. Zwei Jahre später spielte er den Zirkusdirektor in DeMilles Die größte Schau auf Erden. Er war Marineoffizier, Pilot und Westernheld, und immer überzeugte er durch seine Leistung.
Im Jahr 1968 betrat er das Science Fiction-Feld in dem Film Planet der Affen, zwei Jahre später wiederholte er dessen Erfolg mit Rückkehr zum Planet der Affen. Dies sollten indes nicht seine einzigen SF-Filme bleiben. Ein Beispiel an das ich mich lebhaft erinnere war Soylent Green.
In seinen späteren Jahren zog er sich die Feindschaft gewisser Kreise zu, indem er mit Elan für das verfassungsmäßige Recht eines jeden Amerikaners Feuerwaffen zu besitzen eintrat. Ich glaube zu wissen was ihm am Herzen lag: es ging ihm dabei nicht so sehr darum Amerika zu bewaffnen als die Freiheit zu verteidigen, die nationale ebenso wie die persönliche.
Als er 2003 die Freiheitsmedaille aus der Hand von Präsident George W. Bush empfing war er von der tückischen Krankheit gezeichnet. Ein Jahr zuvor hatte er sich bereits in einer bewegenden Videobotschaft von seinem Publikum verabschiedet. Den Kampf mit der Alzheimerschen Krankheit würde er eines Tages verlieren, bekannte er.
Im Verlauf von sechzig Jahren hat Charlton Heston in über einhundert Filmen gespielt und sein Publikum hat ihn dafür geliebt. Am 6. April 2008 (es war ein Sonntag) verschied er in seinem Heim in Beverly Hills. Seine langjährige Ehefrau Lydia, die er innig liebte und zuletzt nicht mehr erkannte, wird seine Hand gehalten haben.
Der Schauspieler ist tot aber die Legende lebt.


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