SCHWERPUNKTTHEMA


FORTBEWEGUNGSMITTEL UNSERER HELDEN


WENN EINER EINE REISE TUT

von Andreas Leder



1...

Will einer in der zukünftigen Zeit eine Reise tun, braucht er ein Vehikel, das ihn von hier nach dort bringt.
Der allseits beliebte deutsche Serienheld amerikanischer Abstammung namens Perry Rhodan benützte schon immer gerne Raumschiffe. Zu Beginn war es nach unserem Verständnis ja noch eine Rakete, doch bald danach flog er an Bord eines technisch fortschrittlicheren Raumschiffes einer außerirdischen Rasse.
Genau genommen war es "nur" ein Beiboot, aber für ihn und seine Kameraden war die sechzig Meter durchmessende Stahlkugel schon so etwas wie ein echtes Raumschiff. Auf jeden Fall mehr und größer und schneller als er sich am Morgen dieses Tages vielleicht noch vorzustellen getraut hatte.
Kurze Zeit später betätigte sich P. Rhodan mit seinen neuen Freunden als Dieb und klaute ein echtes Raumschiff. 800 Meter hatte es im Durchmesser und entstammte natürlich wieder außerirdischer Herkunft. Mit diesem "Schlachtschiff" wähnte er sich unüberwindbar und machte sich auf die Suche nach Größerem.
Noch einmal wurde Diebstahl als Kriegslist getarnt und schon war ein kugeliges Ungetüm von 1.500 Metern Durchmesser entwendet.
In diesem Tenor ging es zwar nicht weiter, nicht alles, was P. Rhodan zum Fliegen benötigte, klaute er sich zusammen, aber in den Serienanfängen wurde gemopst, was nicht niet- und nagelfest war.
Schließlich schafften es die Menschen - jetzt schon Terraner genannt - unter der Führung einer findigen Autorenriege - selbst zweieinhalb Kilometer durchmessende Raumschiffe vom Erdboden ins Weltall zu befördern.
Da es aber so nicht weitergehen konnte, wurde der Leitsatz "big ist beautiful" zu "small is better" umgemodelt und plötzlich hatten wir es für ein paar hundert Hefte mit kleinen, dafür aber umso stärker ausgerüsteten Raumschiffen zu tun. Bald waren die Raumschiffe so klein, wie frühere Beiboote, hatten aber eine militärische Schlagkraft, wie seinerzeitige mehrere Kilometer durchmessende Riesenschiffe.
So konnte es natürlich auch nicht weitergehen. Daher erfand die Autorenschaft neue Schrecken und plötzlich - nach mehr als 40 Heft- bzw. Lesejahren des fidelen Herumkurvens zwischen Galaxien und Leerräumen - wurden Naturgesetze neu definiert und die raumfahrenden Helden standen mit (fast) leeren Händen vor neuen (fast) unüberwindbaren Hindernissen.
Die neuen naturgesetzlichen Gegebenheiten betrafen natürlich nicht den Alltag - der Apfel fiel noch immer zu Boden und nicht in den Himmel - aber der Alltag der Raumfahrer mit seinen überlichtschnellen Flügen durch den sogenannten "Hyperraum" (oder anderen
"Über"-Räumen) war schon ganz schön erschwert. Wieder waren die Forscher (oder waren es doch die Autoren?) gefragt - und plötzlich wurden mehr Hinterlassenschaften untergegangener Hochzivilisationen entdeckt, als in 2.400 Heften zuvor, die alle nur der
überlichtschnellen Fortbewegung dienten.
Seltsam, aber so ist es eben. Wenn sich die Autoren ein Bein stellen, dann müssen sie auch selbst vom Stolper- zurück zum Laufschritt finden.
Nun ja, noch immer ist es nicht möglich, das (Fantasie-)Universum in zwei Stunden von rechts nach links oder von oben nach untern zu durchqueren - aber wollen unsere Helden bzw. wir Leser das überhaupt? Ich glaube, wir alle wollen im Rahmen unserer Fantasie halbwegs vernünftige Seriengegebenheiten erlesen. Neue Raumschiffe, verbesserte Technologie - und in ein paar hundert Heften werden wir mit größer, weiter und schneller wieder an imaginäre Grenzen stoßen und ein neuer Technologieschock wird die Raumfahrer bzw. Autoren der Zukunft zwingen, Neues zu erfinden.

(Anmerkung: Der eingefleischte Fan wird in der vorangegangenen Betrachtung Legenden wie die SOL oder die BASIS vermissen - aber das sind ja auch nur Raumschiffe und in diesem Zusammenhang nicht besonders hervorzuheben.)


2...

Reicht es einmal nicht mehr aus, mit Raumschiffen aller Provenienz die Spannung aufrecht zu erhalten, dann müssen Zeitmaschinen her.
Sehr beliebt sind in der P. Rhodan-Serie die sogenannten Zeittransmitter. Üblicherweise wird mit einem Transmitter eine Ortsveränderung erreicht. Bei einem Zeittransmitter ist es eine Veränderung an der Zeitachse und somit immer ein Versetzen in die Vergangenheit, denn die steht fest, die Zukunft muss doch erst beschrieben bzw. erlebt werden.
Hat ein Zeittransmitter einmal ein Objekt in die Vergangenheit befördert, dann ist es natürlich möglich, mit demselben oder einem anderen Zeittransmitter, wieder in die Gegenwart zu gelangen, aber niemals in die eigene Zukunft.

Ein weiteres von der Menschheit der Zukunft erfundenes Gerät ist der sogenannte Nullzeitdeformator. Mit dem Namen hatte ich schon immer meine Probleme - was wird da eigentlich deformiert? - aber es handelt sich im Grunde genommen auch nur um eine Zeitmaschine, ähnlich wie sie H.G. Wells beschrieben hat - nur eben in neuem Gewande und ohne der Möglichkeit, in die Zukunft zu gelangen.
Damit konnten Personen (und natürlich ihre Ausrüstungsgegenstände) in die Vergangenheit und wieder zurück befördert werden. Seltsamerweise erlaubte es diese Maschine auch, Personen aus der Vergangenheit in die Gegenwart, also in deren eigene Zukunft, mitzunehmen.

Das zuletzt von den zukünftigen Menschen und ihren Helfern gebaute Gerät zur Überwindung zeitlicher Grenzen ist der sogenannte "Kontextwandler", der nicht nur den Sprung in eine vergangene Zeit erlaubt, sondern die Transportierten noch dazu in einem nahen Parallel- oder Alternativuniversum absetzt - denn die Änderung von bereits Geschehenem erscheint plötzlich zu schwierig, was angeblich auf 'temporale Beharrungskräfte' zurückzuführen ist.
Mehr über dieses "Gerät" auszusagen ist noch nicht möglich, denn die Autoren müssen erst mehr darüber schreiben. Trotzdem sei mir die Vermutung erlaubt, dass dieses Ding ein "One Hit Wonder" bleiben wird.

3...

Dass das auch in anderen Serien so gehandhabt wird ersehen wir an einigen wenigen Beispielen aus dem Star Trek-Universum.
Einmal werden zur Abwendung einer großen Gefahr Walfische aus der Vergangenheit geholt, ein anderes Mal nimmt das Überwesen "Q" Captain Picard mit in die Vergangenheit und Picard ermöglicht mit seinem Griff in die Ursuppe der Erde, dass Leben auf unserem Planeten entsteht.
Auch die angeblich so bösen Borg versuchen den Sprung in die Vergangenheit, um die Menschheit auszurotten, noch bevor diese den Schritt in den Weltraum machen kann. Und dann ist es die Crew der Enterprise selbst, die den Menschen in der Vergangenheit hilft, den Warp-Antrieb der Zukunft zu erfinden.

4...

Abschließend bleibt festzustellen, dass Raumschiffe - egal welchem Zweck sie dienen - immer ein Mittel darstellen, spannende Abenteuer zu beschreiben, dass aber die Spannung immer dann einem Höhepunkt zustrebt, wenn unsere Helden, oder deren Gegenspieler, auch durch die Zeit reisen.


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