REZENSION


DER DA VINCI CODE - EINE UNGLAUBLICHE SCHNITZELJAGD

von Andreas Leder



Ich habe weder das Buch gelesen, noch den Film im Kino gesehen. Vorbereitet wurde ich auf das "TV-Ereignis" von meinem großen Sohn mit den Worten: "Er hat mich nicht vom Hocker gerissen."
So saß ich mit gemischten Gefühlen vor dem Fernsehschirm und harrte (trotzdem!) gespannt auf des Rätsels Lösung, die am Ende ja auch präsentiert wurde.
Aber zuerst zur Geschichte: Ein älterer Herr wird in einem Museum - dem Louvre, wie sich später herausstellt - verfolgt, schafft es aber nicht seinem Mörder zu entkommen, der in eine Kutte gekleidet ein Mönch sein könnte. Mit der letzten Kraft des Sterbenden malt er mit seinem eigenen Blut Symbole auf seine nackte Brust und eine rätselhafte Botschaft auf den Parkettboden - eben jene Zeichen, die dem Film seinen Titel gegeben haben, den "Da Vinci Code".
Prof. Robert Langdon, ein amerikanischer Symbolforscher hält sich gerade in Paris auf und wird, während einer Signierstunde für sein Buch, von der Polizei um Mitarbeit gebeten. Bei der Begehung des Tatortes taucht überraschend die Kryptologin Sophie Neveu auf. Sie setzt Prof. Langdon in Kenntnis davon, dass Kommissar Fache ihn für den Mörder hält. Daraufhin beginnt eine unvergleichliche Verfolgungsjagd, in der es Langdon und Neveu gelingt, der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein und auch unter größtem Zeitdruck, manchmal auch unter vorgehaltenem Revolver, das Rätsel, das der ermordete Museumsdirektor der Nachwelt aufgegeben hat, zu lösen.

Tom Hanks spielt den Symbolforscher Prof. Langdon, und Audrey Tautou, die wir als
Amélie Poulain (in "Die fabelhafte Welt der Amélie") kennen gelernt haben, die Kryptologin Sophie Neveu. Langdon ist ein introvertierter Mensch, der aber gelernt hat, mit seiner Berühmtheit (in gewissen Kreisen) umzugehen. Noch dazu leidet er aufgrund eines Kindheitstraumas unter Klaustrophobie, die ihm zwar zusetzt, die er aber mit großer Willenskraft beherrscht.
Das Auftauchen von Sophie Neveu im Louvre erschien mir ziemlich unmotiviert. Sie gibt vor von einer kryptologischen Polizeidienststelle geschickt worden zu sein, was sich aber später als Lüge herausstellt. Sie ist zwar Kryptologin bei der Pariser Polizei, geschickt hat sie aber niemand. Woher hat sie von dem Mord im Louvre gewusst?
Als unbedarfter akademisch Gelehrter in den Lauf eines Revolvers zu schauen, muss schon ganz schön schweißtreibend sein. Trotzdem kann Langdon während dieser Stresssituation eines der vielen Rätsel lösen.
Immer wieder wird uns eine Lösung präsentiert, die zu einem neuen Rätsel führt. Das macht den Film grundsätzlich spannend. Dass die zwei Protagonisten diese Schnitzeljagd überleben werden, steht schon von Anfang an fest, wer sollte denn den Da Vinci Code entschlüsseln, wenn nicht die zwei.
Ein wahrlich schauspielerischer Lichtblick ist Sir Ian McKellen, ihn kennen wir als Gandalf aus der "Herr der Ringe"-Trilogie. In Da Vinci Code spielt er den vom Heiligen Gral besessenen Sir Leigh Teabing, der zuletzt als Drahtzieher und Bösewicht entlarvt wird.
Ja, um den Heiligen Gral dreht es sich in diesem Film und alle, die das Buch noch lesen wollen, oder den Film noch sehen wollen, mögen jetzt weiterblättern.
In Da Vinci Code werden viele Thesen zu einem angeblich wissenschaftlichen Brei zusammengemixt, insbesondere jene, dass Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war und mit ihr auch mindestens ein Kind gehabt hat. Angeblich gibt es bis heute Nachkommen aus diesem Ursprung. Diese Blutlinie ist aber für die katholische Kirche extrem gefährlich, denn sie würde das katholisch-christliche Weltbild auf den Kopf stellen und den Glauben bis in seine Grundfesten erschüttern. Daher gibt es Organisationen wie die Prieuré de Sion, die die Nachkommen von Jesus und Maria Magdalena beschützen und Organisationen wie das Opus Dei, die eben diesen Nachkommen nach dem Leben trachten. Außerdem beschützt die Prieuré das Grab Maria Magdalenas, denn mit dem Erbmaterial aus dem Sarkophag ließe sich die Behauptung, Maria Magdalena hätte Kinder in die Welt gesetzt, beweisen.
Schon hier wird einer der Trugschlüsse der Story ersichtlich. Genmaterial von Maria Magdalena mag ja noch vorhanden sein, jenes von Jesus gibt es aber ganz sicher nicht. Wie soll also dann die Vaterschaft von Jesus bewiesen werden? Der Heilige Gral ist also in der Deutung des Autors nichts anderes, als die Nachkommenschaft von Jesus und Maria Magdalena - und ganz interessant stellt sich zum Ende des Films heraus, dass Sophie Neveu die letzte lebende Nachfahrin aus dieser Blutlinie ist.

So viel also zur Story.


Ich sagte schon, dass der Film aufgrund der vielen Rätsel und der vielen Theorien, die dargelegt werden, recht spannend ist. Bei den Schauspielern hatte ich manchmal den Eindruck, Tom Hanks agiert wie ein gehemmter 16 jähriger, Jean Reno als Kommissar Fache leiert seinen Text - oftmals in Französisch mit deutschen Untertiteln - einfach nur herunter und Audrey Tautou weiß nicht, was sie vor der Kamera tun soll. Nur Sir Ian McKellen spielt mit einer gewissen Leidenschaft, was ein Lichtblick ist, auch wenn er der eigentliche Bösewicht ist. Aber das Phänomen, dass der Böse den Guten an die Wand spielt kennen wir ja schon aus anderen Filmen.

Damit waren etwa zwei Stunden Filmbesichtigung vorüber und ich ging gähnend ins Bett. Faszinierend und mitreißend ist etwas Anderes. Über diesen Film muss man nicht länger nachdenken. Er gehört in die Kategorie besehen und für zu leicht befunden.


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