REZENSION


SAKRILEG

von Fred H. Schütz



USA 06, gesehen bei Pro7 am 12.10.08

Eigentlich heißt der Film Der DaVinci Code, nach einem Bestseller von Dan Brown. Der Film ist viel zu geschwätzig und zu lang, als daß mir Einzelheiten im Gedächtnis geblieben wären; deshalb werde ich ihn nur kurz skizzieren.
Der Symbolforscher Tom Hanks hält gerade eine Vorlesung an der Sorbonne als ihn der Kommissar Jean Reno zum Tatort eines Ritualmords im Louvre holen läßt um für die Polizei Licht in die Affaire zu bringen: sein Lieblingsprofessor wurde von einem religiösen Fanatiker gemeuchelt.
Der Kommissar tut das nicht von ungefähr denn er ist Mitglied des katholischen Ordens Opus Dei der, wie sich herausstellt, eine Geheimgesellschaft ist, die auch den Mord und weitere Morde veranlasst. Auch der Mörder, der sich täglich für seine Sünden selbst kasteit, wurde von ihr dazu gedungen. Er setzt sich auch gleich auf die Fährte von Tom und der Polizeikryptologin Audrey Tautou die ihm zur Seite gegeben wird.
(Nur für den der's nicht weiß: ein Kryptologe entschlüsselt Geheimschriften.)
Augenscheinlich geht es in der Sache um den heiligen Gral. Dieserhalb suchen Tom und Audrey den alten Experten Ian McKellen auf der in einem festungsartigen Landsitz lebt und Tom und seine Begleiterin nur nach Ableiern eines Losungssatzes passieren lässt. Dieser klärt sie auf: in daVincis Gemälde Das heilige Abendmahl steckt des Rätsels Lösung: die Gestalt zu Jesus' Rechten ist nicht Johannes der Täufer sondern Maria Magdalena. Sie ist mit Jesus verheiratet und von den beiden stammt das frühmittelalterliche französische Königsgeschlecht der Merowinger ab, das für damalige Verhältnisse außerordentlich kultiviert war. Der heilige Gral hingegen ist gar kein Kelch sondern Maria Magdalenas Schoß!
Hinter allem steckt der Templerorden der garnicht untergegangen ist, sondern im Opus Dei weiterlebt.
Nun wird's brenzlig: der Mörder dringt in meuchlerischer Absicht ein, wird aber gefangen gesetzt. Die Polizei drängt zum Tor herein aber McKellen hat ein Flugzeug mit dem sich die kleine Gesellschaft nach London absetzt. Dort will sie die englische Polizei in Gewahrsam nehmen findet aber nur McKellen im Flugzeug; Tom und Audrey haben sich und den Mörder bereits im Auto des Freundes versteckt.
Ab geht's zur Temple Church allwo sich des Rätsels letzte Lösung befindet. Aber andere wissen das auch. Es kommt zum Kampf wobei der Mörder und der alle Fäden ziehende Oberpriester von Opus Dei getötet werden. Die schlußendlich eintreffende Polizei verhaftet McKellen, denn er ist der wahre Schuldige.
Zuguterletzt erscheint Audreys Großmutter und erklärt ihr, daß sie der jüngste Sproß der Merowinger und daher die letzte Verkörperung des heiligen Grals ist. Es gibt noch einen tränenreichen Abschied und das war's. Aus der Romanze wird Alltag.
Nun, ich denke mal, daß der Film wegen der Überlänge des Buchs so lang ist. Dan Brown, das muß ich sagen, hat gut recherchiert, hat aus Vermutungen und versteckten Vorwürfen eine Wahrheit gestrickt die längst nicht mehr belegbar ist, denn die Zeitzeugen sind sämtlich vor vielen Jahrhunderten verblichen. Der tatsächlich existierende Orden Opus Dei wird sich über Dan Browns Beschuldigungen maßlos geärgert und womöglich gerichtliche Schritte gegen ihn unternommen haben.
Wie das Buch ist, kann ich nicht sagen weil ich es nicht gelesen habe. Der Film jedoch - obwohl oder vielleicht gerade weil er ein Sakrileg ist - entbehrt nicht der Spannung.
Zuguterletzt noch ein Hinweis: Das Prequel zu diesem Film, Illuminati, auch nach Dan Brown und gleichfalls mit Tom Hanks als Hauptdarsteller, soll 2009 in die Kinos kommen. Illuminati wurde übrigens bereits von dem in gewissen Kreisen weltberühmten Autoren Wilson (sorry, die Vornamen - er hatte zwei - habe ich vergessen) in einer Trilogie verewigt.


zurück