REZENSION


ENTTÄUSCHUNGEN

von Fred H. Schütz



Wer glaubt, daß ich die liebe lange Woche hindurch jeden Tag von fruh bis spat nichts anderes zu tun hätte als vor der Glotze zu hocken, der irrt. Andererseits habe ich als Rentner auch keine Verpflichtung schon früh aufzustehen; ich kann also meine Tage nach Belieben einteilen, und warum sollte ich mir nicht hin und wieder einen Film ansehen - wenn es sich lohnt.
Ich sagte wenn es sich lohnt, und genau da liegt der Hund begraben.
Ob es sich lohnt weiß ich nämlich selten genug schon vorher. Ich wußte es nicht im Falle von Triple X (Pro-7, am 7.12.08) den das Fernsehjournal als Action-Reißer ausgab. Heißt es nicht, Wo Action drauf steht sollte auch Action drin sein? Wenn sich aber die Handlung in endlos ödem Geschwätz erschöpft, ist es keine Action, und wenn das dreifache X in Vin Diesels Nacken noch so schön gemalt ist, macht es ihn auch nicht besser. Nach maximal zehn Minuten hatte ich die Nase endgültig voll, und zwar so voll, daß ich nicht sagen kann ob der Film überhaupt eine Handlung hatte.
Nun, auf dem gleichen Kanal und am selben Tag lief doch noch Born 2 Die, nichtwahr. Mit DMX (werimmer das ist. Für mich sah er aus wie ein Äthiopier - falls du's nicht weißt, Äthiopier sind Leute die in dem ebenso genannten ostafrikanischen Land zuhause sind; die erkennt man leicht an ihrer schlanken Gesichts- und Körperform.) Aber: Jet Li und Marc Dacascos sollten doch auch dabei sein und wenn die zusammen spielen - was soll's wenn man die Handlung schon aus hundert anderen Verfilmungen kennt!
Sie waren auch dabei. Jet Li war der bescheidene Gute - das erkannte man daran wie er mit einer Hand erfolgreich wütende Boxangriffe abwehrte - Marc Dacascos war der gehässige Böse, und im Übrigen: eine schwarze Darstellerin, die ihre an sich schon viel zu knappe Kleidung ablegte, anstatt sich eines besseren zu besinnen und sich zu verhüllen; eine Handlung die sich in wilden Schießereien und ebensolchen Keilereien erschöpfte; sowie - Geschwätz!
Der einzige Lichtblick war die kleine Filmtochter von GMX. Sie hat echt gemimt wie kleine schwarze Mädchen nun einmal sind: übelgelaunt und schlecht erzogen.
Ich habe mich wie schon so oft gefragt wozu ich den Fernseher eigentlich einschalte …
Um noch einen draufzusetzen zeigt Pro-7 seit etwa Ende November 08 eine Animationsreihe der Lucasfilm betitelt Star Wars: The Clone Wars. Immer sonntags am frühen Abend um 18 Uhr, jeweils fünfzehn Minuten. Die Handlung erschöpft sich in Krieg des Imperiums gegen die Rebellen (wer die sind darfst du dir denken; ein Klon ist doch wohl keine Partei, oder?) Zur Abwechslung Krieg der Rebellen gegen das Imperium. Eine Folge habe ich mir angesehen (um mitschwätzen zu können,) die zweite habe ich völlig entnervt abgeschaltet …
Wenn ich nicht den nachfolgend besprochenen Film gesehen hätte würde sich dieser Bericht tatsächlich nur auf Enttäuschungen beschränken. Aber Pro-7 hatte Einsehen mit mir und am 30.11.08 (erster Advent) am gleichen Abend, an dem auch der an anderer Stelle besprochene Kill Bill gezeigt wurde, sah ich The Transporter (F/USA 02.)
Der von seinem Land enttäuschte Ex-Elitesoldat Jason Statham hat sich dorthin verzogen wo die Reichen und Schönen wohnen, wenn sie weder in Kalifornien noch in Florida leben wollen und das ist die Riviera. Dort bestreitet er seinen Lebensunterhalt durch den "raschen, sicheren, diskreten" Transport illegaler Waren.
Eines Tages bricht er seine eigene Regel und öffnet das Paket aus dem ein Wimmern ertönt. Darin steckt die hübsche Asiatin Shu Qui, gefesselt und geknebelt. Er läßt sie, wo sie ist und liefert sie ab, aber der Auftraggeber hat den Braten gerochen und will ihn in die Luft sprengen, erwischt aber nur das Auto. Dafür "borgt" sich Jason eines vom Auftraggeber und merkt erst zuhause daß er sich Shu Qui aufgeladen hat, die auch entkommen ist. Fortan klebt sie an ihm wie eine Klette. Infolgedessen bricht er eine weitere Regel indem er sich mit "der Ware" einläßt.
Auch der Distriktkommissar mag ihn und macht ihn zum Köder für die Bande, die hier ihr Unwesen treibt. Deren Kopf ist der Schurke der Jasons Wagen gesprengt hat und gleich dazu sein Haus in die Luft jagt. Der Gegenpol zur Bande ist Shu Quis Vater, ein chinesischer Gangster großen Stils. Von allen Seiten gehetzt, geht Jason zum Gegenangriff über, und zwar mit Hilfe des Kommissars, der ihn aus dem Gefängnis "entkommen läßt." Er verfolgt einen Schmuggelkonvoi der Bande, zuerst mit dem Auto, das er zu Schrott fährt und ein zweites schießt ihm die Bande unter dem Hintern weg. Also bringt er einen Piloten, der per Kleinflugzeug friedlich Düngemittel aus der Luft versprüht, mit freundlichen Worten und vorgehaltener Pistole dazu, ihm "den Weg zu zeigen." Über dem Konvoi springt er mit dem Fallschirm ab und es entwickelt sich eine herzliche Prügelei mit dem Führer der Bande, wobei es mehrmals so aussieht als ob die Gegenseite gewinnt, aber Jason behält schließlich doch die Oberhand und haut den Schleimi von Heini platt.
Aber noch ist nicht aller Tage Feierabend: der chinesische Obergangster erscheint in der Absicht Jason zu killen, "weil's nur gelingt, wenn er's selber macht," wie er seufzend bekennt. Es knallt ein Schuß und eine rote Blume wächst auf dem weißen Gangsterhemd. Die eigene Tochter hat ihn erschossen weil er "ein Teufel war." Jason tröstet sie und das ist der Schluß.
Was ich hier im Telegrammstil erzählt habe ist also wirklich Action, was mich wieder mit Pro-7 versöhnt, aber eben nicht nur Action: die Handlung ist nicht unintelligent, auch, wenn man sie so oder so ähnlich gewiß schon tausendmal gesehen hat (siehe Herodots Klage.) Auch, daß die Tochter der Liebe wegen den Vater ins Jenseits befördert, ist nicht neu. Und so neu ist es auch nicht, daß sich asiatische Schauspielerinnen dem Schönheitsstandard im Westen anpassen. Was soll's, ich fand mich gut unterhalten und darauf kommt es allemal an. Immerhin fände ich Jason Statham als Bond glaubhafter als diesen Daniel Craig.

Ich sollte vielleicht noch anmerken, daß sich meine Filmbetrachtungen auf das beschränken, was mir das Fernsehen bietet denn hier in Meisenheim gibt es weder Filmtheater noch Videothek. Außerdem lasse ich in der Regel einige Tage vergehen, bevor ich meine Eindrücke niederschreibe; das verschafft mir den nötigen Abstand. Was aber nun meine Zeiteinteilung betrifft: diese Zeilen schrieb ich des nachts um zwei.


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