SCHWERPUNKTTHEMA


DER VOGEL GREIF


SINDBADS GEFÄHRLICHE ABENTEUER

von Stefan Bellack



Viel gäbe es über den Greif zu berichten: Seinen orientalischen Ursprung, seinen Eingang in die Bestiarien des Mittelalters oder die Märchen der Brüder Grimm. Immer wieder begegnet einem diese Sagengestalt, dieses Mischwesen aus Adler und Löwe.
Anlässlich des Schwerpunkthemas in Future Magic 62, habe ich mal wieder einen alten Sindbad-Film zur Hand genommen: "Sindbads gefährliche Abenteuer" (im Original "The Golden Voyage of Sinbad"; GB/USA 1973).
Die Geschichte beginnt damit, dass ein geflügeltes Wesen über Sindbads Schiff auftaucht, welches einen in der Sonne blinkenden Gegenstand in den Krallen trägt. Ein Bogenschütze aus Sindbads Mannschaft schießt auf das Wesen, verfehlt dieses zwar, doch es lässt den Gegenstand, ein goldenes Amulett, auf die Decksplanken fallen. Trotz der Warnungen seiner Mannschaft, legt sich Sindbad das Amulett um und wird alsbald von Visionen und Albträumen heimgesucht. Derweil treibt ein Sturm Sindbads Schiff auf ein felsiges Gestade zu.
An Land trifft Sindbad auf Prinz Koura, der "sein" Amulett zurückfordert. Während des Kampfes mit Koura, gelingt Sindbad die Flucht in die nahegelegene Stadt, dort wird er vom Großwesir in den Palast des toten Sultans eingeladen. Der Wesir ist im Besitz eines weiteren Teils des Amuletts. Es fehlt somit nur noch der dritte Teil zur Vollständigkeit. Komplett, weist das Amulett den Weg zu absoluter Macht.
Ein Wettlauf gegen die Zeit und gegen Prinz Koura beginnt.
Die Reise führt unsere Helden zur weit entfernten Insel Lemuria, einem Teil jenes sagenhaften, versunkenen Kontinents. Vor dem Lichten des Ankers, schließt Sindbad mit dem Kaufmann Hakim noch einen Handel ab: Er nimmt dessen nichtsnutzigen Sohn, Haroun, der sich später natürlich noch als nützlich erweisen wird, mit an Bord und erhält dafür die Sklavin Margiana, das Mädchen aus Sindbads Täumen, mit dem Tattoo eines Auges in ihrer Handfläche. Der Großwesir nimmt ebenfalls an der Fahrt teil.
Koura folgt Sindbads Segler mit einem eigenen Schiff. Als Sindbad seinen Verfolger entdeckt, lockt er diesen in eine Nebelbank mit vielen Untiefen. Koura setzt daraufhin seine Zauberkräfte ein und erweckt die hölzerne Gallionsfigur von Sindbads Schiff zum Leben, um die Seekarte Sindbads in seinen Besitz zu bringen. Der Plan gelingt, doch jede Anwendung von Magie, schwächt Koura und lässt ihn zusehends altern.
Ohne weitere Zwischenfälle wird Lemuria erreicht und man gelangt zum Tempel des Allwissenden Orakels. Nachdem Koura den Tempel zum Einsturz gebracht hat, wird er von grünhäutigen Eingeborenen, Dienern der Göttin Kali, gefangen genommen. Doch mit seiner Magie erweckt Koura deren Idol, eine Statue der sechsarmigen Göttin, zum Leben, die er dann gegen den inzwischen eingetroffenen Sindbad und seine Mannschaft in den Kampf schickt. Nach der Zerstörung des Götzenbildes, kommt der dritte Teil des Amuletts zum Vorschein. Nun geraten Sindbad und seine Leute ihrerseits in Gefangenschaft und Margiana soll einem zyklopischen Zentaur geopfert werden.
Koura gelangt inzwischen mit dem vollständigen Amulett zum Brunnen des Schicksals, schleppt sich mit letzter Kraft zum Wasser und erhält als erster seine Jugend zurück. Aber auch Sindbad erreicht, mit Margiana, den Brunnen. Koura ruft den Zentaur herbei, doch plötzlich erscheint ein Greif auf der Bildfläche, die Verkörperung des Guten und ein grausamer Kampf entbrennt, bei dem der Greif letztendlich unterliegt. Sindbad tötet hierauf den Zentauren und im Tode sind Gut und Böse schließlich vereint.
Koura hat in der Zwischenzeit die Macht zur Unsichtbarkeit erlangt, doch in den wirbelnden Wassern des Brunnens wird er sichtbar und kann von Sindbad getötet werden. Dieser erhält nun die Krone, die zwar von unermesslichem Wert ist, er reicht sie trotzdem an den Großwesir weiter.

"Sindbads gefährliche Abenteuer" ist ein farbenprächtiges, abenteuerliches Märchen aus 1001 Nacht, ein quasi zeitloser Film, der schon Generationen von Kino- und Fernsehzuschauern begeistert hat. Beeindruckend ist auch heute noch Ray Harryhausens Stop Motion-Technik, die reichlich zum Einsatz gelangt und deren Höhepunkt sicher der Kampf gegen die sechsarmige, mit Schwertern bewaffnete, Göttin Kali ist. (Bei "Jason und die Argonauten" war es 1963 der Kampf gegen die Schwert schwingenden Skelette.) Man kann sich die mühevolle Kleinarbeit sehr gut vorstellen, die hinter dieser, im Zeitalter der Computer inzwischen ausrangierten,
Animationstechnik steht.
Ray Harryhausen und seine Arbeiten waren auf jeden Fall wegweisend für viele Filmemacher und sogar ein Peter Jackson beruft sich auf ihn.
"Sindbads gefährliche Abenteuer" weist alle Elemente einer Quest auf. Die Helden, die sich auf den Weg machen, das Böse zu besiegen, um damit ihre Welt zu retten, davor aber viele Prüfungen erdulden müssen, sich auf die Suche nach Gegenständen/Artefakten begeben und an ihren Aufgaben reifen.
Storytechnisch wurde viel in diesen Film `reingepackt und die orientalische wie auch griechische und sogar die deutsche Sagenwelt munter miteinander vermengt. Aber gerade diese Ingredienzien machen den besonderen Reiz der Sindbad-Filme aus, die man sich darum immer wieder gerne anschaut.


Im Folgenden noch einige Angaben zur DVD-Veröffentlichung:

Erscheinungsjahr: 2002
Filmlänge: 105 Minuten
Columbia Tristar Home Entertainment
Regie: Gordon Hessler
Buch: Brian Clemens, Ray Harryhausen ("Panik in New York", "Jason und die Argonauten")
Kamera: Ted Moore (James Bond)
Musik: Miklós Rózsa ("Ben Hur")
Darsteller: John Phillip Law ("Barbarella") = Sindbad
Caroline Munro ("Star Crash") = Margiana
Tom Baker (später "Dr. Who") = Koura


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