SCHWERPUNKTTHEMA


DER VOGEL GREIF


DER VOGEL GREIF (LAT. GRYPHUS)

von Eva Kalvoda



Nicht zu verwechseln mit den Greifvögeln, die gerne nur Greife genannt werden. Solch kleine Belehrungen zum Vogel Greif findet man schon in den ältesten Aufzeichnungen. Viel mehr aber auch nicht. Abgesehen von der Standarderklärung, das der Vogel Greif ein Mischwesen aus Adler und Löwe ist, den Kopf und die Schwingen hat der Greif vom Adler, den Rest vom Löwen. Wobei die Beine mal von diesem mal wieder von jenem sind. Tatsächlich aber gibt es erstaunlich wenig Material zum Thema Greif.
Erstmals erwähnt wird der Vogel Greif bei den alten Griechen, und zwar von Aristeas. Danach scheint es, als würden Bilder des Greifs zwar überall als Zierde angebracht, Fakten gibt es jedoch kaum.
Die Griechen glaubten, das der Vogel Greif in Indien beheimatet ist, und dort auf Gold aufpasst, welches er vorzugsweise gegen die Arimaspen verteidigt, jedoch gerne auch gegen jeden anderen. Außerdem galt der Greif als Zugtier des Wagens von Apoll, als Hüter des heiligen Feuers, als Hüter des Lebenswassers und des Lebensbaumes und als doppeltes Machttier, da er ja aus Adler und Löwe besteht, auch als Symbol der Klugheit, der Wachsamkeit und der Stärke.
Bei den alten Ägyptern hatten Greife zwar eher Geierköpfe oder Falkenköpfe, waren aber genau wie in Mesopotamien schon Bestandteil der Mythologie.
Im Laufe der Jahre und der Christianisierung wollte man den Vogel Greif auch gerne im Norden Europas angesiedelt wissen, was jedoch keinesfalls stimmen kann, da weder in der Nordischen noch in der Keltischen Sagenwelt ein Vogel Greif bekannt ist.
Da der Greif auch in der Bibel gleich an zwei Stellen erwähnt wird, ging man im Mittelalter davon aus, dass Greife reale Tiere sind, weshalb sie auch in das so genannte Bestiarium aufgenommen wurden, wo alle Tiergestalten aufgelistet sind. Sogar der heilige Isidor (7. Jhdt.) beschrieb in seiner "Etymologiae" den Greif als reales Tier. Damals galt alles was in der Bibel stand als real, und wenn der Greif in der Bibel erwähnt wird, muss es ihn doch geben!
Zu dieser Zeit wandelt sich auch das Sinnbild des Greifs. Zwar gilt er immer noch als Symbol der der Stärke und der Wachsamkeit, doch zusätzlich bekommt er christliche Attribute wie Sündhaftigkeit, Habgier, Rachsucht und Geiz verpasst. Dass er trotzdem so gerne von Adeligen als Wappentier benutzt wurde, liegt wohl an der Gefährlichkeit und Standhaftigkeit, die dem Greif ebenfalls nachgesagt wurde. Sogar im kaiserlich-königlichen Wappen von Österreich kann man den Greif finden. Der griechische Ursprungsmythos jedoch rückt immer weiter in den Hintergrund.

Und so blieb es dann auch Jahrhunderte lang bis ins 19. Jhdt., als sich immer mehr die Ansicht durchsetzte, dass der Greif ein Fabeltier ist. Fortan war er in das Reich der Fantasie und der Kinderbücher verbannt. Vielleicht ist das der Grund, warum der Greif in so wenigen Fantasiegeschichten beschrieben wird, zu wenige Fakten stehen zu vielen Vorurteilen gegenüber.


zurück