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JOHANNES MARIO SIMMEL, VON 7. APRIL 1924 BIS 1. JÄNNER 2009

von Andreas Leder



Johannes Mario Simmel gehörte zu den erfolgreichsten Autoren im deutschen Sprachraum. Seit seinem ersten Roman "Mich wundert, dass ich so fröhlich bin", der 1949 beim Verlag Zsolnay in Wien erschienen ist, brachte er alle zwei bis drei Jahre einen neuen Roman zur Veröffentlichung und griff darin immer wieder aktuelle Themen auf.
Geboren wurde er in Wien, gestorben ist er in Zug, in der Schweiz. Seine Kindheit verbrachte er in Wien, seine Jugend in London. Da er und seine Eltern Juden waren, wanderte die Familie mit Beginn des Hitlerregimes nach England aus.
Nach Ende des Krieges kam er zurück nach Wien, arbeitete als Dolmetscher der US-Militärregierung für Österreich, wurde Journalist und Kulturredakteur bei der Zeitung "Welt am Abend". Schon 1947 brachte der Zsolnay Verlag seinen Novellenband "Begegnung im Nebel" heraus, der er als 17-jähriger verfasst hatte.
Den besseren Job bot ihm die Illustrierte "Quick" an, für die er ab 1950 durch Europa und Amerika reiste und Berichte und Serien unter verschiednen Pseudonymen verfasste. In einer wöchentlichen Sexualkolumne beriet er die damals noch recht prüden deutschen Leser.
Der Erfolg des Romanes "Es muss nicht immer Kaviar sein", der 1960 erschien und die Auszeichnung des Theaterstücks "Der Schulfreund" legten sicher den Grundstein für seine weitere Laufbahn als freier Schriftsteller ab 1963.
"Es muss nicht immer Kaviar sein" wurde in über 30 Sprachen übersetzt, erreichte eine Auflage von mehr als 30 Millionen Exemplaren, wurde verfilmt und zur Fernsehserie.
Was machte nun den Erfolg seiner Romane aus? Wahrscheinlich waren es die aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen sowie die amourösen Verwicklungen seiner Protagonisten. In "Bis zur bitteren Neige" etwa thematisierte er die Probleme des Alkoholismus, in "Und Jimmy ging zum Regenbogen" den Handel mit biologischen Waffen oder später in "Doch mit den Clowns kamen die Tränen" das Thema der Genmanipulation und in "Im Frühling singt zum letzten Mal die Lerche" die globale Umweltzerstörung.
Auch sonst war Johannes Mario Simmel (sein Großvater gehörte zu den Gründern der Sozialdemokratischen Partei in Deutschland) ein politischer Mensch, der seine Meinung auch Kund tat. 1988 trat er aus dem Verband deutscher Schriftsteller aus, er engagierte sich für verfolgte Schriftsteller, gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Noch vor 5 Jahren sprach er sich gegen die blau-rote Koalition in Kärnten aus und verließ aus Protest die Sozialdemokratische Partei.
Viele Auszeichnungen wurden ihm während seiner Schaffensjahre überreicht, wie das Große Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien, der Award of Excellence der Society of Writers der Vereinten Nationen, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse. Deutschland zeichnete ihn 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse aus.
Schon 1957 gewann der den deutschen Jugendfilmpreis, zwei Jahre später den ersten Preis des Dramatikerwettbewerbs am Nationaltheater Mannheim und 1980 den Kulturpreis der Deutschen Freimaurer.
Er lebte die letzten Jahrzehnte mit seiner Familie in der Schweiz. Als er pflegebedürftig wurde zog er in eine Altersresidenz in der Nähe von Zug, wo er am 1. Jänner 2009 verschied.



Romane:
Mich wundert, daß ich so fröhlich bin. Zsolnay, Wien 1949
Das geheime Brot. Zsolnay, Wien 1950
Der Mörder trinkt keine Milch. Ein Kriminalroman. Demokratische Druck- und Verlags-Gesellschaft (Bären-Bücher 19), Linz 1950
Man lebt nur zweimal. Demokratische Druck- und Verlags-Gesellschaft (Bären-Bücher 21), Linz 1950
Ich gestehe alles. Zsolnay, Wien 1953
Der Hochstapler. Immer, wenn er Kuchen aß …
(mit Hans Hartmann). Südverlag, München/Konstanz 1954
Gott schützt die Liebenden. Zsolnay, Wien 1957
Affäre Nina B. Zsolnay, Wien 1958
Es muß nicht immer Kaviar sein.
Schweizer Druck- und Verlagshaus, Zürich 1960
Bis zur bitteren Neige. Knaur, München 1962
Liebe ist nur ein Wort. Knaur, München 1963
Lieb Vaterland magst ruhig sein. Knaur, München 1965
Alle Menschen werden Brüder. Knaur, München 1967
Und Jimmy ging zum Regenbogen. Knaur, München 1970
Der Stoff, aus dem die Träume sind. Knaur, München 1971
Die Antwort kennt nur der Wind. Knaur, München 1973
Niemand ist eine Insel. Knaur, München 1975
Hurra, wir leben noch. Knaur, München 1978
Wir heißen euch hoffen. Knaur, München 1980
Bitte, laßt die Blumen leben. Knaur, München 1983
Die im Dunkeln sieht man nicht. Knaur, München 1985
Doch mit den Clowns kamen die Tränen. Knaur, München 1987
Im Frühling singt zum letztenmal die Lerche. Knaur, München 1990
Auch wenn ich lache, muß ich weinen. Knaur, München 1993
Träum den unmöglichen Traum. Knaur, München 1996
Der Mann, der die Mandelbäumchen malte. Knaur, München 1998
Liebe ist die letzte Brücke. Knaur, München 1999

Dramen:
Der Schulfreund. Ein Schauspiel in 12 Bildern. Rowohlt Theater Verlag, Hamburg (1958/60?)

Kinder- und Jugendbücher:
Von Drachen, Königskindern und guten Geistern. Für die Jugend zusammengestellt von
Johannes Simmel. Leuen (Sagen unserer Heimat), Wien 1950
Weinen ist streng verboten! Eine Geschichte für kleine und große Mädchen. Leuen, Wien 1950
Neuausgabe als: Weinen streng verboten. Droemer Knaur, München 1977
Ein Autobus, groß wie die Welt. Ein Reiseerlebnis voll Spannung für Buben und Mädel.
Jungbrunnen, Wien 1951
Meine Mutter darf es nie erfahren. Ein aufregendes Abenteuer rund um ein schlechtes Zeugnis. Jungbrunnen, Wien 1952
Wenn das nur gut geht, Paul. Ein aufregendes Abenteuer. Weiß, München/Berlin 1953

Erzählungen:
Begegnung im Nebel. (7) Erzählungen. Zsolnay, Wien 1947
Niemand ist eine Insel. (2 Erzählungen mit) Zeichnungen von Eugen Ledebur. Wien 1948
Zweiundzwanzig Zentimeter Zärtlichkeit und andere Geschichten aus dreiunddreißig Jahren. Knaur, München 1979
Die Erde bleibt noch lange jung und andere Geschichten aus fünfunddreißig Jahren. Knaur, München 1981

Filme nach seinen Werken:
1958 Nackt, wie Gott sie schuf - Regie: Hans Schott-Schöbinger (mit Marisa Allasio, Rik Battaglia, Paul Bösiger, Jan Hendriks, Ellen Schwiers und Carl Wery)
1960 Mein Schulfreund - Regie: Robert Siodmak (mit Heinz Rühmann, Loni von Friedl und Ernst Schröder)
1960 Mit Himbeergeist geht alles besser - Regie: Georg Marischka (mit O. W. Fischer und Marianne Koch)
1961 L'Affaire Nina B. - Regie: Robert Siodmak (mit Nadja Tiller, Pierre Brasseur und Walter Giller)
1961 Es muß nicht immer Kaviar sein - Regie: Géza von Radványi (mit O. W. Fischer, Eva Bartok und Senta Berger)
1961 Diesmal muß es Kaviar sein - Regie: Géza von Rádvanyi (mit O. W. Fischer, Eva Bartok und Senta Berger)
1971 Liebe ist nur ein Wort - Regie: Alfred Vohrer (mit Judy Winter, Malte Thorsten, Herbert Fleischmann und Friedrich Georg Beckhaus)
1971 Und Jimmy ging zum Regenbogen - Regie: Alfred Vohrer (mit Alain Noury, Horst Tappert, Horst Frank und Judy Winter)
1972 Der Stoff, aus dem die Träume sind - Regie: Alfred Vohrer (mit Herbert Fleischmann, Edith Heerdegen, Hannelore Elsner und Arno Assmann)
1973 Alle Menschen werden Brüder - Regie: Alfred Vohrer (mit Harald Leipnitz, Doris Kunstmann und Klaus Schwarzkopf)
1973 Gott schützt die Liebenden - Regie: Alfred Vohrer (mit Harald Leipnitz, Gila von Weitershausen und Andrea Jonasson)
1974 Die Antwort kennt nur der Wind - Regie: Alfred Vohrer (mit Marthe Keller und Karin Dor)
1975 Bis zur bitteren Neige - Regie: Gerd Oswald (mit Maurice Ronet, Suzy Kendall, Susanne Uhlen und Ferdy Mayne)
1976 Lieb Vaterland magst ruhig sein - Regie: Roland Klick (mit Günter Pfitzmann, Rudolf Wessely, Margot Werner und Rolf Zacher)
1983 Die Wilden Fünfziger - Regie: Peter Zadek (mit Juraj Kukura, Boy Gobert, Peter Kern, Christine Kaufmann, Sunnyi Melles, Beatrice Richter, Eva Mattes, Dietrich Mattausch und Hermann Lause)
1983 Mich wundert, dass ich so fröhlich bin - Regie: Michael Kehlmann (mit Karlheinz Hackl, Gertraud Jesserer und Klausjürgen Wussow)
1986 Bitte lasst die Blumen leben - Regie: Duccio Tessari (mit Klausjürgen Wussow, Gerd Böckmann, Hannelore Elsner, Hans Christian Blech und Radost Bokel)
1990 Mit den Clowns kamen die Tränen - Regie: Reinhard Hauff (mit Sunnyi Melles, Hans Christian Blech, Olgierd Lukaszewicz, Yoshi Oida und Ulrich Pleitgen)
2008 Und Jimmy ging zum Regenbogen - Regie: Carlo Rola (mit Heino Ferch, Dennenesch Zoudé, Judy Winter).
Das TV-Remake des 1971er-Films
2008 Gott schützt die Liebenden - Regie: Carlo Rola (mit Peter Simonischek, Iris Berben, Johannes Silberschneider, Ole Puppe)


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