REZENSION


KAMPFBASTION 333

von Hermann Urbanek



von Autorenteam
Roman - mgverlag - Plaidt 2007 - 177 Seiten - € 10,00

Ein altes, aber immer noch treffendes Sprichwort besagt, dass jedes Ding zwei Seiten hat, und demzufolge auch jede Erfindung oder die Weiterentwicklung oder Optimierung bereits bestehender Techniken nicht unbedingt nur Vorteile mit sich bringt. Das trifft auch auf die moderne Drucktechnik zu, auch wenn die Auswirkungen für den Normalbürger nicht so spürbar sind wie in es in anderen Bereichen der Fall ist. Wohl aber bedeutsam, ja geradezu gravierend sind die Auswirkungen für die schmale Schicht der Bevölkerung, die das Lesen zu ihren Hobbys zählt, auch oder gerade wenn es sich dabei "nur" um Unterhaltungsliteratur handelt. Und in ganz speziellem Maße für die Freunde der phantastischen Literatur, für die Leser von Science Fiction, Fantasy und Phantastik.
War es früher höchst aufwändig, ein Buch herzustellen und dem entsprechend nur kalkulierbar, wenn die Auflage eine bestimmte Mindesthöhe hatte, so ist es jetzt Dank der modernen Drucktechniken möglich, sogar Kleinstauflagen noch kalkulierbar zu machen und mit diesen einen wenn auch nicht exorbitanten Gewinn zu erzielen.
Der Vorteil legt natürlich auf der Hand: Bücher, die sonst nie veröffentlicht worden wären, weil die mögliche Verkaufsauflage für die herkömmlichen Buchverlage zu gering gewesen wäre, um damit in die Gewinnzone zu gelangen, können und werden jetzt veröffentlicht, neue Verlage, die sich auf Nischenprodukte spezialisiert haben oder jungen deutschsprachigen Autoren eine Chance zur Veröffentlichung bieten wollen, wurden aus der Taufe gehoben, kurz: Das Angebot, unter dem die interessierten Leser wählen können, ist deutlich größer geworden. Nicht umsonst geht der kontinuierliche Aufwärtstrend, den das Genre in den letzten Jahren verzeichnete, zumindest was der Zahl der Veröffentlichungen betrifft, zu einem großen Teil auf das Konto der neuen Klein- und Spezialverlage.
Aber es gibt natürlich auch eine Kehrseite dieser Medaille. Etliche dieser kleineren Verlage haben kein Lektorat, zumindest nichts, was man unter Nachsicht aller Taxen als solche Institution bezeichnen könnte, es gibt daher oftmals kein Arbeiten mit den Autoren und auch keine nennenswerte Korrekturarbeit und redaktionelle Betreuung. Und so kommt es bisweilen dazu, dass Bücher von Autoren auf den Markt gebracht werden, die außer Enthusiasmus nur wenig zu bieten haben und dabei leider übersehen, dass das Schreiben eine harte Arbeit ist, die man ebenso erlernen und in der man Fertigkeiten erwerben muss, wie bei jedem anderen Beruf auch. "Kampfbastion 333" ist ein ganz typisches Beispiel dafür.
Die Aufmachung ist recht ordentlich, das Titelbild mit einer typischen Action-Szene durchaus ansprechend, Schrifttype und Logo markant aber nicht dominierend. Man erkennt sofort, worum es sich handelt: Um einen Roman der Military-SF zur Serie "Dan Horn". Aber damit sind eigentlich schon alle Positiva aufgezählt. Während auf dem Cover der Titel des Buchs mit "Bastion 333" angegeben wird heißt das Buch dann im Vorsatz und auch im Innenteil "Kampfbastion 333", eine Inkonsistenz, die an längst verflossene alte Leihbuchzeiten erinnert. Das trifft auch auf das Backcover zu, das zwar noch ein stimmiges Bild einiger der Handlungsträger bietet, aber auch einen Textbeitrag, der die ersten Zeilen des Vorworts leicht verändert wiedergibt und nur so von Fehlern und Peinlichkeiten strotzt:
Der globale Artenkampf, ausgelöst durch die Rebugs, vernichtete die Masse allen Lebens in den bekannten Galaxien. Der Krieg, der einige Generationen andauerte, trieb alles unbarmherzig in eine Material- und Artenzermürbung hinein. Generationen von Rassen gaben stellenweise ihre Hoffnungen auf, starben aus, oder flüchteten in andere Regionen des Alls. Fast alle autarken Bastionen wurden vernichtet, Flotten zerrieben, und lebenswichtige Planeten bis auf den Kern zerschmolzen.
Rund 3000 Jahren nach irdischer Zeitrechnung taucht erneut eine Rebug-Einheit in eine Region der Galaxis ein, und man erinnert sich an den großen Krieg… aber man hatte es vernachlässigt, sich gegen einen erneuten Kampf zu rüsten…
Wir schreiben das Jahr des Herrn 1307.

Man muss sich das mal bildlich vorstellen: stellenweise Hoffnungen aufgeben … Flotten zerrieben … gegen einen Kampf rüsten …!
Wer aber trotzdem nicht aufgibt, das Buch aufklappt und zu lesen beginnt, wird im Prolog mit noch weiteren originellen Textstellen belohnt, wie sie in dieser Form sicher noch nie zuvor zu lesen waren:
Das Auftauchen dieser erneuten Bedrohung brachte unter den Rassen Angst und Schrecken, wo die Rebug-Generationsschiffe drohend und unbarmherzig ihre alten Naturschema treibend, der Ausbeutung und der Vernichtung aller Arten, ihrem Nutzen zu eigen machen vermochten.
Das Militär schlug Alarm, aber die Regierungen sahen diesem alten Aggressor nüchtern entgegen - sie wollten verhandeln, sofern es dazu kommen sollte. Die Gilde der Wissenschaftler verschiedener Arten lehnten diese Vorschläge ab, vereinten sich, und bildeten einen Komplott gegen ihre eigenen Regierungen und Führer. Selbst Militärs schlugen sich auf die Seite der Wissenschaftsgilde, die mit enorm aufgebrachten Geldern und Material die alten Aufzeichnungen des "Großen Krieges" studierten und auswerten wollten: Die alten Bastionen ausfindig machen, Daten sichern, um dann effektive militärische Gegenmaßnahmen einzuleiten … ein Unterfangen, was auf Zeit lief.
(Seite 9f)
Nein, auch wenn man es kaum zu glauben vermag, es wurde kein einziger Buchstabe verändert. Das ist der Originaltext! Der erste Satz ist überhaupt vollkommen unverständlich. Und dann muss man natürlich froh sein, dass die Regierungen dem Angreifer nüchtern entgegen sahen - man stelle sich vor, sie wären betrunken oder im Drogenrausch gewesen, was da alles hätte passieren können! Und es war auch schlau von den Wissenschaftlern, sich zu vereinen und einen Komplott zu bilden! Ja, ja, die "Eierköpfe" wissen halt, was zu tun ist!
Was soll man da noch sagen? Vielleicht: Deutsche Sprach´, schwere Sprach´!
Wer sich von all dem nicht abschrecken lässt und trotzdem weiter liest, der bekommt eine von der Grundidee zwar nicht originelle und uninteressante, aber ziemlich dilettantisch zu Papier gebrachte Geschichte vorgesetzt, aus der man mit etwas Geschick nichts Spektakuläres aber doch einiges mehr hätte machen können - einem Geschick und Können, das aber offensichtlich den unter "Autorenteam" veröffentlichenden Schreibern völlig abgegangen ist: Von Tempelrittern, die vor den sie verfolgenden Vasallen des Königs Philipp IV. fliehen und einen Alien zu einem vereinbarten Treffpunkt bringen; von einer Gruppe Außerirdischer, die auf der Suche nach einer alten Kampfbastion in unser Sonnensystem kommen; und vom deutschen Flieger Daniel Horn, der im Rahmen des NATO-Einsatzes nach Afghanistan versetzt wird und dort eine unerwartete Begegnung der dritten Art hat.
Leider fehlte auch das Gespür, wie man am besten die verschiedenen Handlungsfäden miteinander verknüpft, um die Spannung zu steigern. So werden die einzelnen Handlungsebenen zu oft und unmotiviert gewechselt und damit statt Spannung Langeweile erzeugt. Sprachliche Inkompetenz tat das Ihrige dazu.
So stellt "Kampfbastion 333" nicht den Beginn einer neuen erfolgreichen Militär-SF-Serie mit dem Titel "Dan Horn" dar, sondern ist eher ein abschreckendes Beispiel - ein Beispiel dafür, wie man es NICHT machen sollte. Sollte es nach dieser desaströsen Leistung noch einen weiteren Band geben, dann wäre das fast schon eine Sensation.


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