REZENSION


SÖLDNERLEBEN IM MITTELALTER

von Eva Kalvoda



von Gerry Embleton und John Howe
Motorbuchverlag, ISBN 3-613-02678-3

Wer hätte das gedacht, John Howe, bekannt als kongenialer Zeichner von Fantasie und vor allem von Herr der Ringe-Bilder, gehört zu den durchgeknallten Leuten, die sich in ihrer Freizeit in Rüstungen werfen und mit Schwertern aufeinander einprügeln. Naja, das hört sich jetzt schlimmer an als es ist, denn diese Leute stecken sehr viel Geld, Zeit und Mühe in ihr Hobby. Die Kostüme sind alle selbst gemacht, was bei einem Kittel vielleicht noch geht, aber bei Lederstiefel schon eine Herausforderung darstellt. Was all diese Mühen sollen, fragt sich der eine oder andere? Es geht darum, Geschichte lebendig zu machen und zu erleben, nicht einfach als Historisches auswendig zu lernen. Und genau das versuchen die Autoren in diesem Buch, nämlich die Geschichte des 15. Jahrhunderts lebendig erscheinen zu lassen und somit dem geneigten Leser näher zu bringen. Mit vielen Fotos, die meisten extra für dieses Buch gemacht, wandert der Leser durch eine vergessen geglaubte Zeit, und stößt dabei immer wieder auf Fakten und Details, die überraschend oder merkwürdig sind. Da gibt es zum Beispiel ein Foto, auf dem ein Kerl in Plattenrüstung einen Handstand macht, um dem Leser zu beweisen, das ein gerüsteter Krieger keinesfalls die plumpe Schildkröte ist, die gerne von der Literatur vermittelt wird. Die Hygiene war auch nicht so schlimm, wie uns immer weisgemacht wird, gehörte doch ein Bad für Gäste zur unabdingbaren Gastfreundschaft, und sogar die Ärmsten hatten Bettlaken, wenn auch nur, um die dicken Wolldecken nicht so oft reinigen zu müssen. Oder wusstet ihr, dass Papst Gregor IX die Handbüchse (frühes Gewehr) mit einem Bann belegt hat? Was knallt und stinkt muss schließlich Teufelswerk sein, und darf demnach nur gegen Ungläubige eingesetzt werden. Vermutlich ist er damit nicht durchgekommen, weil die guten gläubigen Christen nicht gerne Teufelswerk in Händen hielten, und wenn es mal okay ist, und mal nicht, kann es doch eigentlich nicht wirklich vom Teufel sein, oder? Solche Details sind es, die dieses Buch zu genau dem machen, was die Autoren bezweckt haben, nämlich lebendige Geschichte. Für Leute, die gerne Abenteuergeschichten schreiben, sollte dieses Buch eine Pflichtlektüre sein, räumt es doch mit einigen Vorurteilen auf, und hilft so, Geschichten realer zu erzählen. Kann ich jedem nur empfehlen!


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