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JAMES GRAHAM BALLARD, VON 15. NOVEMBER 1939 BIS 19. APRIL 2009

von Andreas Leder



Der britische Schriftsteller James Graham Ballard verstarb am 19. April 2009 im Alter von 78 Jahren. Schon im Jahr 2006 wurde bei ihm Krebs festgestellt, daraufhin schrieb er seine Autobiografie unter dem Titel "Miracles of Life", die 2008 veröffentlicht wurde.
Ballard kam 1930 als Sohn eines Textilunternehmers auf die Welt und verbrachte seine ersten Jahre im internationalen Viertel von Shanghai, in einem abgeschotteten Bezirk für Europäer. Seine Erfahrungen, die er mit der Gefangenschaft nach dem Angriff der Japaner 1943 auf die Stadt machte, verarbeitet er 1984 in dem Roman "Empire of Sun".
Als Jugendlicher kommt Ballard im Jahr 1946 mit seiner Familie zurück in sein Heimatland England, das er bisher nur von Bildern kennt. Das folgende Medizin- und Psychologiestudium bricht er schon nach kurzer Zeit ab, zu sehr haben sich die Bilder der Toten von den Kampfhandlungen, die er miterleben musste, in sein junges Gedächtnis eingeprägt.
1953 geht er zur Royal Air Force nach Kanada. Dort lernt er Science-Fiction-Magazine kennen, die er reihenweise verschlingt. Doch die angebotene fröhlich-optimistische Hölle eines amerikanisierten Weltraums treibt ihn 1956 zu seiner ersten eigenen SF-Story.
Da es schon sehr viele Autoren gibt, die sich im Bereich der "Space Opera" tummeln, beschließt Ballard sich dem "Inner Space" zu widmen und hier vor allem den Auswirkungen eines überbordenden Konsums auf die Gesellschaft.
Ballard gründete eine Familie, verlor aber 1964 seine junge Frau Mary durch eine Lungenentzündung, die drei gemeinsamen Kinder zog er alleine auf.
Viele seiner Texte beschreiben Dystopien, also Gesellschaften, die sich negativ entwickeln. Auch das Lagerleben, dem er zwei Jahre unterworfen war und das er ganz offensichtlich als Falle empfunden hat, kommt in seinen Werken immer wieder zum Vorschein.
Die Erfahrungen seines Lebens machten ihn zum Zweifler an der Vernunft des Menschen - und wahrscheinlich hat er damit sehr recht.

Einige Romane von Ballard wurden auch verfilmt. 1996 war es "Crash" (Regie: David Cronenberg), 1987 "Empire of the Sun" (Regie: Steven Spielberg) und 2001 "The Atrocity Exhibition" (Regie: Jonathan Weiss).
In zwei Jahren, 2001, soll nach seinem Roman "High Rise" (dt. "Hochhaus") unter der Regie von Vincenzo Natali ein Film entstehen.


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