REZENSION


ÖSTERLICHES FILMMENÜ

von Fred H. Schütz



Es gibt schöne Filme, es gibt gute Filme, und es gibt Filme die weder das eine noch das andere sind. In dieser dritten Kategorie gibt es Streifen die sozusagen als Krönung des Unvermögens so grottenschlecht sind, daß ihnen seit einer Reihe von Jahren ein Sonderpreis - die goldene Himbeere - verliehen wird.
Also wollen wir sehen, in welche Kategorien die Filme einzuordnen sind, die das deutsche Fernsehen sich erdreistete mir an Ostern 2009 anzubieten - und da fürchte ich, daß wir um die goldene Himbeere nicht herumkommen werden …
Nun, der Karfreitag - das Osterfest beginnt bekanntlich an diesem Tag - ließ sich ganz ordentlich an: am späten Nachmittag beehrte mich RTL-2 mit der zigsten Wiederholung von Quigley der Australier (dies ist eine nicht ganz geglückte Übersetzung von "Quigley Down Under", aber wenn man bedenkt, was sich die Filmgewaltigen mit dem Titel für den Bond-Film "Ein Quantum Trost" geleistet haben - also ich hätte A Quantum of Solace mit Ein Quentchen Trost übersetzt!)Aber wir wollen nicht abschweifen. Der Film ist an die zwanzig Jahre alt, das heißt nicht mehr so ganz taufrisch und nach soundsoviel Wiederholungen wäre er wohl zur Hauptsendezeit nicht mehr am rechten Platz gewesen; also bin ich auch mit der Sendung am Nachmittag zufrieden. Quigley ist zu jeder Zeit sehenswert. Tom Selleck spielt hier einen aufrechten Amerikaner, der da, wo man ihn hinstellt, nicht nur seinen Mann steht sondern auch und vor allem für Unterdrückte einsteht - und die Napoleon III.-Barttracht stand ihm doch auch recht gut, nichtwahr?
Mir hat der Film gefallen.
Aber dann, am Abend! Zuerst war Vin Diesel ein illegaler Rennfahrer in The Fast and the Furious (USA ‚01, gleicher Sender.) Das dürfte eine Rolle sein, die ihm auf den Leib geschnitten ist, aber da ich mich für Rennfahrerfilme überhaupt nicht erwärmen kann, habe ich ihn mir auch nicht angesehen und kann deshalb nicht sagen, wie schlecht er gewesen sein muß. Sorry, der Kandidat hat Null Punkte…
Direkt anschließend, sozusagen das Tüpfelchen auf dem I: Jennifer Lopez in The Cell (USA 00, wiederum RTL-2). Jennifer mit der platten Latino-Nase und dem ausladenden Hinterteil. Sie folgt dem Trend der Zeit und spielt eine Psychotherapeutin, die für das FBI einen vertrackten Fall knacken soll. Angeblich, so steht's im Journal, kann sie nicht nur schauspielern sondern sogar - man hört's und glaubt's nicht - verdammt gut singen!

Nun, bei einem guten Regisseur ist alles möglich - so war jedenfalls Alfred Hitchcocks Devise. Und die Hauptdarstellerin macht auch nicht, daß ein Film gut sei …
Nach wenigen Filmminuten Schaltpult mit buntflackernden Knöpfen wie bei Star Trek und entsprechendem Dialog - Zukunftsmusik und darum als Science Fiction deklariert, also echt! - war klar: Auch die besten Filmtricks ersetzen die Handlung nicht!
So endete mein Filmabend am Karfreitag vor einer dunklen Röhre …
In den Ostersamstag - Stiller Samstag genannt weil die Glocken schweigen (der Legende gemäß wurden sie zur Segnung nach Rom gesandt) - hatte ich hohe Erwartungen gesetzt - würden die sich erfüllen?
Zuerst mal sah ich einen ganzen Tag lang nichts. Nun ja, man hat ja auch noch andere Dinge zu tun …
Aber dann, zur Hauptsendezeit Antonio Banderas! Na, ist das etwa Nichts? Man muß doch keine deutsche Hausfrau mit Putzfimmel sein um Antonio zu mögen, nichtwahr!
Bei RTL-2 war's: The Body - Das geheimnisvolle Grab (USA/Israel 01) Und prompt kriege ich einen Anfall ob der Deutsch-Titel-Tümelei! Mußte das sein? War es denn unbedingt notwendig des Rätsels Lösung schon im Titel zu verraten? Also fasse ich mich wie bei Überseetelefongesprächen üblich, nicht an die Nase sondern kurz und verrate, daß Antonio hier ein vom Vatikan geschickter amerikanischer Priester ist, der herausfinden soll ob die von der Archäologin Olivia Williams in einem antiken Grab nahe Jerusalem entdeckte antike Leiche die von Jesus von Nazareth ist …
Der Fall ist so brisant, daß der jerusalemer Weihbischof Derek Jacobi (Himmel! Spielt der immer nur Priester?) Selbstmord begeht.
Doch, doch, den Film kann man sich anschauen. Wenn man sich damit abfindet, daß das Verhältnis Olivia - Antonio in ein Liebesverhältnis ausartet (das soll es schließlich auch im wahren Leben geben, wenngleich in aller Regel die Haushälterin sich als Freundin des Priesters entpuppt …)
Der nächste Fall, mit zeitlichem Abstand und dazu noch auf einem anderen Sender (Sat-1): Mark Dacascos! Also, Mark Dacascos - das sei gleich gesagt - mag ich und deshalb suche ich mir seine Filme auch immer wieder aus. Sie haben allerdings - auch das sei gleich gesagt - nicht immer Niveau, nur weiß man das vorher so gut wie nie.
Dieser hieß Sabotage - Dark Assassin (stöhn! Jetzt werden Originaltitel auch noch auf Englisch eingedeutscht - eingedeutscht, nicht übernommen, das ist der Unterschied und ein übler dazu!) Ein kanadischer Film von 1996, bitteschön …

Der - deutsche, wohlgemerkt! - Titel "Dark Assassin," d.h. dunkler Meuchler ist insofern doppelsinnig, als daß der böse Bubi nicht nur ein Killer ist der aus dem Hinterhalt ("aus der Dunkelheit heraus") mordet, sondern er ist auch von dunkler Hautfarbe. Ob das Absicht war ist nicht klar. Ein böser Bubi ist er, weil er das Morden genießt.
Er benutzt eine Spezialkanone auf Dreibeingestell - das für den Schuß auf den Untergrund festgenietet wird - und mit Zieleinrichtung die ihm gestattet auf zehn Kilometer einer Fliege das linke Auge auszuschießen. Dieselbe Kanone kam übrigens auch in dem Film "Der Schakal" - mit Bruce Willis als Schakal - zur Anwendung.
Als normaler Bürger heißt Böser Bubi Johnston, seinen Vornamen habe ich aber leider nicht behalten.
Nun, in diesem Film ist Mark Dacascos Spezialagent - bei welcher Firma bleibt geheim - und Böser Bubi ist es auch, natürlich bei der gleichen Firma. Aus nicht erkennbarem Grund - es sei denn, ihm macht es Spaß Leute ins Jenseits zu befördern - nietet er Mark bei irgendeinem Einsatz um und der Gute braucht drei Jahre, um wieder auf die Beine zu kommen. Fortan begibt er sich auf Böse-Buben-Jagd. Dabei kommt ihm FBI-Agentin Carrie-Anne Moss in die Quere und die beiden können sich auf den Tod nicht ausstehen, zumal ihnen Böser Bubi das Leben schwer macht. Bei Mark zum Beispiel setzt er alles daran ihn vom Leben zum Tod zu befördern - was ihm auch mehrmals beinahe gelingt.
Bei Mark und Carrie-Anne funkt es mehr als gemächlich und nur als sich herausstellt, daß sie ledige Mutter ist kommen sie in Fahrt. Nun ja. Ganz zum Schluß begeht Böser Bubi den Riesenfehler sich als Kidnapper des kleinen Mädchens zu betätigen, aber sowas tut man besser nicht mit einer Mutter die Mark Dacascos an der Seite hat. Schließlich kann der besser mit Sprengstoffen umgehen, und als der Böse Bubi auf der Flucht sein Spielzeug zurücklässt, ist endgültig Sense. Mark montiert die Kanone auf das Dach irgendeines zufällig in der Gegend herumstehenden Autos und wartet bis Böser Bubi genau vierzehn Kilometer weit gekommen ist und sich in Sicherheit wähnt. Peng! Dann sieht man nur noch wie sich eine Wolke roter Blutspritzer auf der Windschutzscheibe des Fluchtautos breit macht …
Nun, wer Action liebt kommt hier auf seine Kosten. Wer schöne Frauen mag hat mit Carrie-Anne Moss leider daneben getroffen. Und ich - also, von Mark Dacascos habe ich schon bedeutend bessere Filme gesehen.
Ich hätte mir gerne noch Jackie Chan angeschaut, aber der Film begann leider erst nachts um zwei und das war selbst mir ein bißchen zu spät …
Was ist der Unterschied zwischen zu spät und zu früh? Ich möchte gerne wissen wieso die deutschen Fernsehgewaltigen das Programm so gestalten, daß die wirklich guten Filme nachts zwischen drei und fünf gesendet werden - da kann doch nur böse Absicht dahinterstecken, oder …!
Ich will mal kurz anführen welche Filme am Ostersonntag gesendet wurden die ich gerne gesehen hätte: zum Beispiel Die Zeitmaschine der frühen Fünfziger (ob die rezente Neuverfilmung wirklich besser ist, müßte man mir erst noch beweisen) Walter Matthau mit Holzbein und Ratte fressend in der schrägen Komödie Piraten, der erste Film der Stirb-langsam-Reihe in dem Bruce Willis nicht nur Blut schwitzt (der zweite wurde am Montag gesendet - und wo, bitteschön, bleibt der Rest?) Und dann Blood Dianmond, in dem das ehemalige Milchgesicht Leonardo DiCaprio beweisen sollte, daß er kein Bubi mehr ist - älter geworden ist er ja, das sieht man an den Fotos, aber ist er auch besser? Ich habe der Sache mißtraut.
Die beiden Filme die ich mir am Ostersonntag ausgesucht habe waren - Glück muß der Mensch haben - wahre Glückstreffer!
Zunächst Nachts im Museum (USA 06, RTL) nach der Idee eines bulgarischen Comiczeichners namens Trenc oder Terenc. Ben Stiller läßt sich als Nachtwächter im Naturkundemuseum von New York anstellen. Sein kleiner Sohn will ihm zunächst nicht glauben, daß die Ausstellungsstücke nachts lebendig werden - aber dann wird der Junge selbst in den Strudel der Ereignisse mit hineingerissen. Inzwischen benimmt sich das schwanzwedelnde Gerippe eines Tyrannosaurus wie ein Haushund, der die weggeworfene Rippe wiederbringt, Cowboy Tom Mix und der römische Feldherr Claudius fahren einträchtig im spielzeuggroßen kanariengelben Studebaker (einer in den Dreißigern des zwanzigsten Jahrhunderts modernen Edelkarosse) durch das Museum und hinaus in die Stadt, und Dschingis Khan bekommt Deutschunterricht. Robin Williams als Ex-US-Präsident Theodore Roosevelt muß sich gefallen lassen, daß man ihn überfährt und später die beiden Teile mittels Wachsschmelzprozess zusammenkittet. Die beiden unehrlichen Verwalter Dick Van Dyke und Mickey Rooney sind in ihrem Unterfangen sich die magische Tafel, die alles in Bewegung bringt, anzueignen allerdings recht glücklos.
Das war Slapstick reinsten Wassers und ein herrliches Sehvergnügen obendrein!
Nachdem ich den Briten Jason Statham in den beiden Transporter-Filmen gesehen hatte, habe ich mich zu der Bemerkung hinreißen lassen, er wäre ganz sicher ein viel besserer Bond, James Bond, als der immer griesgrämig dreinschauende Daniel Craig, weil er nämlich nicht so brutal, dafür aber eine ganze Ecke klüger agierte.
Diese Ansicht vertrete ich auch jetzt noch, trotz Crank (USA 06, Ostersonntag spätabends auf RTL), der die Grenze des Erträglichen überschreitet. Deshalb dachte ich zuerst, dieser Film muß aus britischer Produktion stammen, aber nichts da! er ist so amerikanisch wie Obamas Hündchen - trotz der Sexszene auf offener Straße …
Der Film scheint sich an "DOA - bei Ankunft Mord", mit Dennis Quaid, zu orientieren. Als Auftragskiller Chev ist Jason berufsmüde und will aussteigen. Das paßt verschiedenen Leuten aber nicht und er bekommt einen so raffiniert gestrickten Giftcocktail verpasst, daß er ständig in Bewegung bleiben muß, wenn er nicht hops gehen will (mach das mal und dann sprechen wir uns in einer Stunde!)
Zunächst verleiht er sich per Red Bull Flügel, um dann eine härtere Gangart einzulegen: er besorgt sich gewaltsam aus irgendeiner Klinik eine Überdosis Adrenalin - und das macht ihn nicht nur agil sondern richtig geil. Deshalb zerrt er ja Freundin Eve (hübsch: Amy Smart, mit blitzender Kehrseite; nun ja, vielleicht sind Blondinen doch nicht so doof) zu besagtem Sex auf die belebte Straße. Ihr scheint's zu gefallen und sie will mehr aber er hetzt weiter.
Zunächst per Motorrad - toll wie er dem Verkehrspolizisten die Pistole aus dem Halfter zieht und sie ihm hinhält (der ist zu verdutzt um zuzugreifen) und schließlich mit dessen heißem Ofen davon rauscht - und dann mit dem Auto. Das hat er vorher schon einmal getan als er sich von einer Polizeistreife das Dienstfahrzeug "ausborgte" …
Er schont den Schlitten nicht, donnert durch dick und dünn, hoch und runter, von drinnen nach draußen und durch die Drehtür. Straßencafés sind vor ihm so wenig sicher, wie Kaufhausgalerien.
Er kommt dabei dem, den er sucht - einem gewissen Rudy, dem Kerl der ihm die Geschichte eingebrockt hat - immer näher, sodaß der keinen anderen Ausweg sieht als sich per Helikopter davonzumachen. Aber Chev steigt mit ein und während der Stahlvogel in die Höhe schießt, gehen sich die Kontrahenten gegenseitig an die Gurgel.
Das sowas nicht gut gehen kann dürfte klar sein und so kommt was kommen muß: die beiden purzeln aus der Maschine. Die befindet sich zu dem Zeitpunkt auf zweitausend Meter Meereshöhe. Während also Bösewicht Rudy mit dem Gesicht voran der Erde entgegen und aus der Handlung schießt schunkelt Chev gemächlich weil rückwärts nach unten. Es ist gerade so als läge er bequem auf einem Luftkissen. Ja, er hat sogar noch Zeit sich per Handy von Freundin Eve zu verabschieden ehe er auf die Erde knallt.
Na ja, aus zweitausend Meter Höhe … Der Aufprall ist so heftig, daß er noch einmal hochprallt ehe er liegen bleibt.
Aber tot ist er nicht - und weil dem so ist, gibt's eine Fortsetzung. Die lief gerade in den Kinos an, während ich diese Zeilen schrieb …
Ostermontag ist das Ende der Fahnenstange, was die Feiertage angeht. Sämtliche Ostereier sind gesucht, gefunden und gegessen (einschließlich Magenverstimmung) und was an Zuckerwerk in den Geschäften liegen geblieben ist, wird anschließend zum halben Preis verhökert …
Etliche Filme, die an diesem Tag gezeigt wurden, hätte ich wirklich gerne gesehen. Zum Beispiel Stirb langsam 2 - auch wenn man den Film schon kennt - oder noch eine Neuverfilmung des Grafen von Monte Christo … den unvergeßlichen Heinz Rühmann als Hauptmann von Köpenick … da kann zehnmal behauptet werden der Köpenick sei Fritz Muliars Paraderolle, an Heinz Rühmann reicht er einfach nicht heran!
Schließlich und superkallifratschilistisch expiaridorisch: Mary Poppins! Fünf Oscars bekam der Film seinerzeit und die hat er alle verdient!
Also mal ehrlich: am Ostermontag gab's nur einen Film, den man sich ansehen konnte - was sage ich: den man sich ansehen mußte! und der hat vier Stunden meiner Aufmerksamkeit in Anspruch genommen …
Die Frage ist: war Elijah Wood besser (Frodo) oder Ian McKellen (Gandalf)? Meine Antwort ist: keiner von beiden! Viel besser waren die Nebendarsteller deren Namen sich der Durchschnittszuschauer überhaupt nicht gemerkt hat (ich übrigens auch nicht - und Durchschnittszuschauer bin ich auch nicht …)
Im Übrigen waren die Spezialeffekte besser als manche schauspielerische Leistung.
Der langen Rede Schwachsinn: es ist bisher noch kein einziger Film dem Werk Tolkiens gerecht geworden. Cameron hat sich da womöglich den schlimmsten faux pas geleistet: es kann nicht des Autoren Absicht gewesen sein Schlachtengetümmel zu glorifizieren - sonst hätte er womöglich Gandalfs Kampf mit dem Balrog in allen gräulichen Einzelheiten geschildert.
Was RTL nicht von dem Vorwurf befreit den Zuschauer viel zu lange - nämlich bis Ostermontag - auf den dritten Teil der zu Weihnachten begonnenen Herr der Ringe-Saga warten gelassen zu haben …
Das war's was ich zu sagen hatte …


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