SCHWERPUNKTTHEMA


ZWERGE


DER ZWERG AN SICH …

von Eva Kalvoda



… stammt von den Wikingern ab. Ehrlich! Na gut, also eigentlich stammt er aus der nordischen Mythologie, was aber fast das Gleiche wie Wikinger bedeutet. Schon dort sind die Zwerge manchmal listig, oft sehr weise, und immer, jawohl immer sind sie Meister der Metallbearbeitung.
Es gibt in der Edda zwei verschiedene Entstehungsmythen der Zwerge, eine direkt beschrieben, und eine zweite, von der nur berichtet wird. Beide Versionen sind im Grunde ekelhaft, aber ihre Verschiedenheit erklärt vielleicht auch die verschiedenen Eigenschaften, die man den Zwergen nachsagt.
Im direkten Entstehungsmythos wird berichtet, dass sich die Götter versammelten, um zu beschließen, welches von ihnen aus dem Blut des Riesen Brimir und den Knochen des Riesen Blainn die Zwerge erschaffen soll. Und wurde Modsognir als der Mächtigste der Zwerge und Durin als sein Zweiter erschaffen. Irgendwie kam dann auch noch Durins Schar dazu. Diese Zwerge waren feinsinnig und kunstfertig.
An anderer Stelle berichtet Snorri, dass die Zwerge ursprünglich Maden waren, die aus dem Fleisch des Urriesen Ymir krochen, und denen die Götter dann einen Verstand eingaben.
In den nordischen Sagen wird dann auch berichtet, dass diese Zwerge so hässlich waren, dass die Götter sie unter die Erde verbannten. Hier ist möglicherweise der Grundstein des Kleinwuchses der Zwerge gelegt worden, da in der Edda eigentlich nirgendwo steht, dass Zwerge besonders klein wären. Das hat sich erst in den nachfolgenden Sagen entwickelt.
Und hier findet sich vermutlich auch die Erklärung für die oft sehr unterschiedlichen Attribute, die Zwergen nachgesagt werden. Einerseits sollen sie ehrliche, weise, hart arbeitende, den Musen zugetane Leutchen sein. Andererseits sollen Zwerge listig, gemein, stur und unbeherrscht sein.
Tatsache bleibt, dass alle magischen Gegenstände in den nordischen Sagen von Zwergen erzeugt wurden. Ob es Thors Hammer, Odins Sperr, die nordischen Ringe der Macht Draupnir, Andvaranaut, oder die Fesseln für Fenris. Das Schwert Gram und das Schwert Tyrfing und auch Freyas Halsband entstand durch Zwergenhand. Die sagenhafte Geschicklichkeit der Zwerge geht auch auf ihre Magie zurück, denn die Dinge, die sie schufen waren allesamt magisch. So zum Beispiel eine Perücke aus Gold für Thors Gattin, die so fein und weich war, dass sie wie echtes Haar wirkte und zu guter Letzt auf Sif´s Haupt auch noch weiter wuchs.
Als die nordischen Völker weiter südlich zogen, brachten sie die Sagen von den Zwergen mit, doch aus Unverständnis und auch Aberglauben wurden die großartigen Schmiede dem vorherrschenden Bild von Naturgeistern angepasst.
Da nimmt es nicht Wunder, das die Zwerge der nordischen Mythologie kaum mit den Zwergen vergleichbar sind, die sich in unseren Volkssagen wieder finden. Während sie in den nordischen Göttersagen definitiv zu den Alben(=irgendwie elfisch)artigen gehören, im schlimmsten Fall sogar dämonisch sind und in der Sonne zu Stein erstarren, sind die Zwerge bei uns eher zu Wichteln verkommen.
In manchen deutschen Bundesländern haben sie gar Gänsefüße! Tatsächlich gibt es sogar so etwas wie ein geographische Abstufung der Zwerge, denn: je weiter südlich man in Europa gelangt, um so ähnlich werden die Zwerge den Wichtelmännchen. Sie verkommen in vielen Gebieten gar zu Berggeistern oder Erdkobolden, die den Bauern Wechselbälger unterschieben und gefährlich sind. (Da hat mal wieder die Kirche mitgemischt.)

Aus den Schöpfern von Schätzen und magischen Waffen aus den nordischen Göttersagen wurden über Jahrhunderte die nach Gold dürstenden Zwerge der heutigen Zeit, die, wenn sie Glück haben, im Garten stehen und wenn sie Pech haben, den Nachbarn den nackten Hintern zeigen müssen.


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