SCHWERPUNKTTHEMA


ZWERGE


ZWERGENFLUCH

von Stefan Bellack



Autor Frank Rehfeld
Fantasy, Taschenbuch
Blanvalet, München, April 2009
479 Seiten/ 13,- €
ISBN: 978-3-442-26604-3

Ein Schürftrupp der Zwerge von Elan-Dhor, der Stadt unter dem Schattengebirge, dringt tief in die Erde vor, in bisher unbekannte Regionen, auf der Suche nach einer gigantischen Goldader. Begleitet wird der Trupp von einer Handvoll Krieger, unter Führung des Kriegsmeisters Barlok. Die Goldader wird entdeckt, aber viele der Zwerge lassen ihr Leben als man auf einen unsichtbaren Gegner trifft.
Unterdessen schmiedet die Hohepriesterin Tharlia ein Komplott gegen König Burian, den Herrscher Elan-Dhors. Sie will ihn seines Amtes entheben und selbst zur Königin des Zwergenvolkes aufsteigen, doch verfolgt sie dabei, auch wenn der erste Eindruck täuscht, uneigennützige Interessen. Ihre Intrige resultiert aus ihrer Sorge um die Zukunft der Zwerge.
König Burian ignoriert indes Barloks Warnungen und will die Goldader um jeden Preis ausbeuten. Er schickt seinen nichtsnutzigen Sohn Farlian mit einem Kampftrupp in die Tiefe, begleitet von der Priesterin Ailin. Doch das Desaster ist quasi vorprogrammiert. Der Trupp wird aufgerieben und es gibt nich einmal eine Handvoll Überlebender.
Und der unsichtbare Feind hat inzwischen die Tore Elan-Dhors erreicht.
Durch das Studium alter Schriften wird den Zwergen klar, dass es sich bei dem unbekannten Gegner um unter die Oberfläche verbannte Elben handeln muss, die Verlierer eines uralten Krieges. Durch den Vorstoß zur Goldader, wurden die Siegel gebrochen, die die Elben in der Tiefe bannten.
Als König Burian weiter uneinsichtig bleibt, die inzwischen akute Bedrohung Elan-Dhors weiterhin als Hirngespinste abtut und selbst eine Abordnung der Goblins, deren Volk ebenfalls bedroht ist, hinauswerfen läßt und somit weiter seine Unfähigkeit demonstriert, ist der Weg für Tharlia als neue Königin geebnet.
Neben der Ausarbeitung von Strategien zur Bekämpfung des unsichtbaren Feindes, beschließt man, eine Expedition zu den Hochelben zu schicken und diese um Hilfe zu bitten. Schließlich geht die Bedrohung aller Völker der Tiefenwelt von Abtrünnigen ihres eigenen Volkes aus, so dass auch die Elben in der Verantwortung stehen.
Angeführt wird die achtköpfige Gruppe von Kampfführer Warlon, der sich schon in der Tiefe mehrfach bewährt hat.
Die Oberflächenwelt stellt für die Zwerge natürlich eine besondere Herausforderung dar. Und während Warlon und seine Begleiter, zu denen erneut die Priesterin Ailin zählt sowie der Dieb Lokin, sich durch allerlei Unbill kämpfen und mühsam versuchen, an Informationen über den Verbleib der Elben zu gelangen, bereitet man sich unter dem Schattengebirge auf den drohenden Angriff der Dunkelelben vor sowie auf eine mögliche Evakuierung Elan-Dhors.
Doch Warlon gerät mit seinem Trupp in einen Hinterhalt bei dem fast Alle umkommen und tief unter der Erde kommt es zur Schlacht gegen die Dunkelelben. In diesen, schier aussichtslosen Kampf, greifen jedoch plötzlich die Goblins ein und gemeinsam gelingt es, das Blatt zu wenden. Die Armee der Dunkelelben verfügt jedoch über unerschöpfliche Reserven und die Atempause währt nur kurz. Letztendlich muß Elan-Dhor aufgegeben werden. Währenddessen erhalten Warlon und seine beiden verbliebenen Begleiter, wenn auch auf tragische Weise, unverhoffte Unterstützung bei ihrer Suche.
Der Autor, Frank Rehfeld, ist sicherlich vielen Lesern durch seine Mitarbeit an verschiedenen Heftromanserien des Bastei Verlages bekannt wie "Der Hexer", "Dino-Land", "Die Abenteurer".
In "Zwergenfluch" zeichnet er ein Bild des Zwergenvolkes, das seine Blütezeit schon lange hinter sich hat. Nur die Stadt Elan-Dhor hat die Zeiten überdauert und zeugt von der einstigen Macht des Zwergenvolkes, welches nur noch "wenige zehntausend" Angehörige zählt. Die Minen sind ausgebeutet, die übrigen Städte verfallen, der Handel mit den Menschen, aufgrund mangelnder Güter, stagniert. Die Elben haben sich von allem weltlichen Geschehen zurückgezogen und an der Oberfläche sind die Menschen die neue, aufstrebende Rasse.
Über das Volk der Zwerge erfährt man, dass dieses monarchisch regiert wird, in Kasten unterteilt ist (Krieger, Gelehrte, Arbeiter) und dass Zwerge sehr langlebig sind.
Ansonsten erscheint mir die Schilderung der Zwerge als zu "menschlich". Beim Lesen vergißt man oft völlig, dass man es hier mit Zwergen, sprich kleinwüchsigen Wesen, zu tun hat, würde es der Autor denn nicht ab und an betonen. Allein aufgrund ihrer Statur und Größe, müssten beispielsweise Geh- und Laufverhalten sowie Kampftechniken anders dargestellt werden. Beispielsweise im Kampf gegen die Dunkelelben fällt es mir schwer, mir vorzustellen wie ein Zwerg einem hochgewachsenen Elb mit der Axt den Kopf vom Rumpf trennt oder ihm den Schädel spaltet.
So aber sind die Figuren austauschbar mit menschlichen Charakteren. Man würde diese sicherlich nicht anders beschreiben.
Auch kommt Warlons Trupp viel zu schnell und zu leicht mit dem Aufenthalt an der Erdoberfläche klar. Ich stelle mir dies als eine sehr tiefgreifende Veränderung der gewohnten Lebensumstände vor, wenn man sein Leben, welches nach Jahrhunderten zählt, ausschließlich unter der Erde verbringt, nie den Himmel oder die Weite der Welt sieht und sich nun plötzlich auf der Oberfläche bewegt. Dieses Thema wird im Roman leider nur kurz gestreift.
Mit der Suche der Zwerge nach den Hochelben und der aus unterschiedlichen Charakteren zusammengewürfelten Gruppe, haben wir es mal wieder mit dem Motiv der klassischen Queste zu tun wie sie beispielsweise auch im "Herrn der Ringe - Die Gefährten" zum Tragen kommt und dieser Vorlage sich Rehfeld auch hier bedient.
Letztendlich werden dem Thema "Zwerge" mit dem vorliegenden Roman keine neuen Facetten hinzugefügt.
Rehfeld verfügt zweifelsohne über einen routinierten Schreibstil, der zu unterhalten weiß. Doch erzählt er seine Geschichte so geradlinig, dass die Handlung schnell vorhersehbar wird.
Am Schluss stellt man sich zwangsläufig die Frage, ob es diesen Roman bzw. mal wieder eine Trilogie, der zweite Band "Zwergenbann" erscheint im September dieses Jahres, wirklich braucht? Ich, für meine Person, würde diese Frage mit einem "Nein" beantworten.
Die Frage, wie tausende von Elben in der Tiefe eines Gebirges überleben und leben können und das offensichtlich über Jahrhunderte, wird Rehfeld hoffentlich in seinen Folgeromanen erklären.

Anmerken möchte ich noch, dass ich den Preis von € 13,-- für dieses Buch als überteuert erachte. Ein normales Taschenbuchformat, das vorliegende beträgt 13,5 x 20,5 cm, sowie ein Preis von vielleicht € 8,95 wären hier durchaus angemessen. Heyne, Knaur etc. gehen da mit gutem Beispiel voran.


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