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ROBERT FELDHOFF, VON 16. JULI 1962 BIS 17. AUGUST 2009

von Hermann Urbanek



Am 18. August 2009 starb der bekannte PERRY RHODAN-Autor Robert Feldhoff, der auch für die Exposés der Serie verantwortlich zeichnete, nach langer schwerer Krankheit. Er war 47 Jahre alt.
Der deutsche SF-Autor wurde am 16. Juli 1962 in Schorndorf geboren und wuchs in Oldenburg auf, wohin seine Eltern im Jahr 1964 übersiedelten. Dort besuchte er das Gymnasium und schloss seine schulische Ausbildung 1981 mit dem Abitur ab. Im Anschluss daran begann Feldhoff, der nicht zum Wehrdienst eingezogen wurde, ein Studium der Wirtschaftswissenschaften, aus dem er aber nach dem fünften Semester langsam ausstieg.
Zur Science Fiction stieß Robert Feldhoff im Alter von elf Jahren: "Mein Vater hatte früher alle ‚Perry Rhodan'-Romane gesammelt, und die lagen immer auf seinem Nachttisch herum. Immer, wenn ich an seinem Nachttisch vorbeikam, haben mich diese komischen Bilder interessiert. Nach einiger Zeit konnte ich dann nicht widerstehen. Ich habe kurz reingelesen, nichts verstanden und das Heft wieder weggeschmissen. Dann habe ich versucht, irgendwelche andere Sachen zu lesen, aber irgendwann musste ich doch mal wieder ran, und dann hat's geklappt, dann habe ich's verstanden."
Von da an war er, von einer kurzen Pause von einem Jahr zwischendurch abgesehen, ein regelmäßiger Leser der deutschen Weltraumserie, deren Handlungsfäden er wöchentlich und teilweise in drei Auflagen verfolgte.
Als er zweiundzwanzig Jahre alt war, fasste Feldhof den Entschluss, sich selbst als Autor zu versuchen: "1984 saß ich dann hier am Schreibtisch und hatte keine Lust mehr zu studieren.
Ich hatte eine Idee für eine Kurzgeschichte, jedenfalls, was ich für eine Idee gehalten hatte. Ich habe mich hingesetzt und etwas geschrieben, anschließend die Kurzgeschichte zwei Monate lang weggelegt. Ich habe noch mal angefangen und da hat das dann geklappt.
Die Kurzgeschichte ist auch veröffentlicht worden… aber ich hab sie nicht im Originalzustand an die Verlage gegeben, sondern habe eine Kurzgeschichtensammlung geschrieben, die zwei Mal überarbeitet und dann erst losgeschickt. Und zwar an alle Verlage, die ich kannte."
Ein paar Monate später erschien die erste dieser frühen Geschichten "Abgründe", in der von Thomas Le Blanc zusammengestellten Anthologie Jupiter (1985). In ihr geraten Erdenmenschen, die die Pyramiden eines Wüstenplaneten erforschen, in einen Sandsturm und werden mit bedrohlichen Löchern in der Planetenoberfläche konfrontiert.
Zwei weitere Stories, die in etwa zur gleichen Zeit verkauft wurden, erschien erst Jahre später: "Orgienengel" (1989; mitten im Trubel des Winterschlussverkaufs erscheint ein vom Aussehen her an den Teufel erinnerndes Wesen in einem Kaufhaus, das sich selbst als Orgienengel bezeichnet und die Kaufwütigen unter der Verlockung eines Schatzes dazu bringt, sich der Prüfung in drei Orgien zu unterziehen) und "Wolkenstadt" (1989; ein Schriftsteller, dem das Manuskript seines neuesten Romans gestohlen und das dann unter einem anderen Namen bei einem verdächtigen Verlag veröffentlicht wurde, stellt Nachforschungen an, um Beweise dafür zu finden und so zumindest zu dem ihm zustehenden Geld zu kommen, und scheut dabei auch nicht davor zurück, unbefugt in das Verlagsgebäude einzudringen), die Feldhoff vor der Veröffentlichung nicht mehr überarbeiten konnte und die er als nicht besonders gelungen ansieht.
1987 erschien die Erzählung "Geradeaus und immer weiter", in der ein Inspektionskommando auf einem trostlosen verlassenen Planeten nach Informationen sucht.
Die Kurzgeschichten stellen für Feldhoff aber nur einen ersten Schritt auf dem Weg zu einer Laufbahn als erfolgreicher Autor dar: "Ich habe nach den Kurzgeschichten einen dicken Fantasy-Schinken mit vierhundertfünfzig Seiten geschrieben. Und zwar innerhalb eines dreiviertel Jahres, einmal getippt und zweimal umgearbeitet. Da ich mich während dieser Zeit sehr intensiv mit dem einen Text auseinandergesetzt habe, konnte ich mir sehr viel von meinem Rüstzeug holen. Ich habe jeweils einen Satz auseinandergenommen, ihn analysiert und bin dann auch darauf gestoßen, wie man ihn verbessern kann."
Auf diese Weise arbeitete sich Feldhoff autodidaktisch Routine an Doch es gelang ihm nicht, den Roman bei einem Verlag unterzubringen. Auch mit seinem zweiten Roman hatte er keinen Erfolg, wenn auch aus anderen Gründen: "Also habe ich mich hingesetzt und in einem geringfügigen Bruchteil der Arbeit für den ersten Roman einen ‚Terra Astra'-Roman geschrieben… Der Horst Hoffmann hat mir dann zurückgeschrieben, dass er den Roman angelesen hätte, er ihn aber nicht nehmen könne, da ‚Terra Astra' gerade eingestellt wurde."
Doch Feldhoff ließ nicht locker So setzte er sich hin und schrieb einen Roman, der im "Perry Rhodan"-Milieu spielte und schickte ihn an Horst Hoffmann, den damals für "Perry Rhodan" zuständigen Redakteur. Hoffmann nahm das Manuskript an, und der Roman erschien im Frühjahr 1987 unter dem Titel Der Alpha-Asteroid in der PR-Taschenbuchreihe.
Danach bestellte Hoffmann den jungen Autor nach Rastatt und nahm ihn ins "Perry Rhodan"-Autorenteam auf. Vor seinem Sprung zum Profiautor arbeitete Feldhoff als Rezensent für das SF-Fachblatt Science Fiction Times.
Feldhoffs Einstieg bei der erfolgreichen deutschen SF-Serie war Band 1328, Die Harmonie des Todes, der noch vor dem zuvor geschriebenen PR-Planetenroman in den Handel kam. Seither ist er zu einem der interessantesten und beliebtesten Autoren bei "Perry Rhodan" geworden.
Seit 1989 bis 1993 berichtet Feldhoff in loser Folgen in seiner Kolumne "Robby on Comic" im Rahmen des ‚Perry Rhodan'-Reports über Trends und interessante Neuerscheinungen im Comic-Bereich. Mit dem Zeichner Dirk Schulz kreierte er die SF-Comic-Serie Indigo, die im Münchner Splitter-Verlag erscheint. Der satirische SF-Comic Chic & Chloe kam über die Nummer zwei nicht hinaus.
Nach dem Tod von Kurt Mahr wurde Feldhoff in die PR-Exposé-Redaktion berufen, eine Arbeit, die er bis Heft 1999 gemeinsam mit Ernst Vlcek bewältigte, für die er nach dessen Ausstieg mit Band 2000 dann alleine verantwortlich war.
Neben mehreren hundert Exposes für "Perry Rhodan" verfasste Feldhoff im Laufe seiner schriftstellerischen Karriere auch 100 Hefte zur größten Weltraumserie der Welt, 11 Taschenbücher, ein knappes Dutzend Kurzgeschichten, zumeist ebenfalls im PR-Univer-sum angesiedelt, und das PR-Hardcover "Grüße vom Sternenbiest", für das er 1998
mit dem Deutschen Science Fiction Preis ausgezeichnet wurde. Auch für das PR-Computerspiel "Perry Rhodan - The Adventure", das 2008 veröffentlicht wurde, verfasste er die Grundlagen.
Mit seinem Roman "Letoxx der Fälscher" (PR 2242) wurde erstmals ein Nicht-Jubiläumsheft in Überlänge veröffentlicht.
Sein 100. Heftroman "Evolux" (PR 2450) war gleichzeitig sein letzter.
Sein Wissen und seine Erfahrung gab er als Dozent an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel an angehende Jungautoren weiter.


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