Die Katakomben
unterhalb des Stephansdomes
der stephansdom stand
ja eigentlich im damaligen Wien
als er erbaut wurde etwas ausserhalb des stadtkerns.
aber wie es immer schon war, bei vielen kirchen
so drängte es die menschen in deren nähe.
da jedes neue leben in ihnen geweiht wurde,
so hatten die leut ebenso den wunsch, den letzten langen schlaf
in deren nähe anzutreten.
also befand sich rund um den stephansdom
ein riesiger friedhof, oder gottesacker wie er genannt wurde.
aber die zeit veränderte vieles, es wurde platz für schöne
häuser gebraucht und die reichen zogen es natürlich vor,
nahe dem dom wohnen zu wollen.
wie´s so oft passierte, das alte musste dem neuen weichen
und es war für viele menschen erschütternd, wie wenig
die worte : Requiem aeternam dona eis, domine !
( Herr schenke ihnen die ewige Ruhe!) nun galten.
die gebeine der verstorbenen wurden aus der lockeren erde
gerissen und in karren geworfen , durcheinander ohne jede pietät.
im jahre 1486 wurden die katakomben in einem keller des Deutschen Ordens
unterhalb des stephansdomes eingerichtet.
sie sollten wie so viele grüfte natürlich einigen wohlhabenden
familien
als grabstätten dienen aber auch als Beinhaus,
in dem die gebeine
tausender anonymer toter gelagert wurden.
Adalbert Stifter berichtete in seiner erzählung
"Ein Gang durch die Katakomben" wie schrecklich es damals da
unten
ausgesehen hat. die gänge waren knöchelhoch vom moder bedeckt,
die leichen lagen kreuz und quer durcheinandergeworfen.
es war bedrückend. das feucht dumpfe klima liess eine vollständige
verwesung nicht zu und so fanden sich diese toten oft fast unversehrt
übereinandergestapelt oder aus geborstenen särgen heraushängend.
die kleidungsstücke waren am ehesten zerfallen, man erkannte trotzdem
teure brokate und das ansehen der schillernden fetzen inmitten dieser
szenerie der vergänglichkeit, wirkte bizarr und grotesk.
1873 wurden viele brunnen in der stadt stillgelegt und es kam zu einem
enormen ansteigen des grundwasserspiegels.
dieser zustand war nun nicht mehr tragbar und die gänge mussten
endgültig geräumt werden.
wenn man heute diese unterirdischen gänge aufsucht so sind sie
weitgehendst leer.
man kann noch die gruft
der Wiener Erzbischöfe und der Kardinäle sowie die Herzogsgruft in der
die eingeweide der
habsburger mächtigen in urnen beigesetzt sind.
man kann schon noch einige Karner aufsuchen in denen auch heute noch
skelette wohlgeschlichtet liegen oder auch durcheinadergeworfene haufen
mit
resten von särgen und kleidern.
auch einige
mumifizierte leichen liegen hier.
so ein gang durch die katakomben ist geschichte,
geschichte die sich innerhalb dieser festen mauern erhält.
dieser gang ist aber auch eine begegnung der bedrückenden art,
eben mit der vergänglichkeit.
der modrige geruch trägt dazu bei, aber es ist eine erfahrung
die interessant ist und eine besichtigung der katakomben
ist es irgendwie wert auch eine solche erfahrung zu machen.
liebe grüsse
sonja
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