Kleines ABC der Reptilienmedizin

 

Ein großes Kapitel!! Das Wichtigste ist die Vorsorge, je besser die Haltung und somit auch die Verfassung des Reptils desto weniger ist es anfällig auf Krankheiten. Ein weiterer Faktor ist die Hygiene. Wird ein Terrarium stets sauber gehalten verringert man die Möglichkeit sich Parasiten einzuschleppen um ein Vielfaches. Bei Reptilien ist es nicht immer einfach rechtzeitig festzustellen ob dem Tier was fehlt. Das liegt daran, daß sie es sich in freier Wildbahn nicht leisten können schwach oder krank zu wirken, da dies für mögliche Prädatoren quasi eine Einladung wäre. Deshalb kann es manchmal bereits zu spät sein wenn man erkannt hat, daß das Tier nicht gesund ist. Das Spektrum an Krankheiten und Parasiten ist sehr groß weshalb hier in Folge nur die am häufigsten auftretenden Probleme kurz beschrieben werden.

 

  Parasiten

>Ektoparasiten:

Hierbei handelt es sich um Parasiten die auf der Haut leben und über diese das Blut des Wirts saugen. Ektoparasiten werden oftmals bei Wildfängen gefunden. Es ist allerdings auch möglich sich Parasiten wie z.B. Milben über Futtertiere einzuschleppen. Dies ist meistens auf Unsauberkeit und mangelnde Hygiene der Futtertierzüchter bzw. der Händler zurückzuführen. Ektoparasiten können sofern man sich diese erst einmal zugezogen hat schlagartig überhand nehmen, sofern man sie nicht rechtzeitig erkennt und behandelt.

Milben:

Es gibt mehrere Arten die sich bei Reptilien finden lassen, wobei die hartnäckigste wohl die rote (Vogel)Milbe ist. Diese Ektoparasiten sind als kleine schwarze oder rote Punkte meist mit freiem Auge schon gut zu erkennen. Symptome sind Juckreiz, Häutungsstreß bis hin zu apathischen Zuständen. Behandlung sollte in schweren Fällen durch den Tierarzt erfolgen. Da wirksame Mittel Rezept- oder Apothekenpflichtig sind muß man sich auch in leichteren Fällen erst mal an einen Veterinär wenden um eben diese Mittel beziehen zu können.  Die meisten im Zoogeschäft erhältlichen Produkte gegen Milben sind mehr oder weniger wirkungslos. Diese enthalten meist verschiedenste Öle und basieren darauf die Parasiten zu ersticken. Abgesehen davon sind diese Produkte gegenüber den Milbeneiern wirkungslos wie allerdings auch die meisten Gifte. Die Eier von Milben sind in der Regel extrem widerstandsfähig. Dies liegt daran, daß Milbeneier wenig bis nichts mit ihrer Umwelt austauschen und somit auch kein Gift aufnehmen. Dadurch können sie in der Natur sämtlichen extremeren Klimabedingungen trotzen. Folge dessen muß das Terrarium gründlich dekontaminiert werden! Am besten mit heißem Wasser und Danchlor. Man sollte darauf achten, daß die Wassertemperatur bei über 60° Celsius liegt. Durch das heiße Wasser werden die Eier als auch verbliebene Milben regelrecht gekocht und durch das Danchlor die Eischalen als auch der Chitinpanzer der Parasiten angegriffen. Ich selber sprühe die Terrarien vor dieser Prozedur zusätzlich erst einmal mit einer Pyrethrum-Spray aus (z.B. Vandal). Davor werden natürlich die Tiere aus dem Terrarium entnommen. Des weiteren werden die Lüftungsgitter mit einem Klebeband verschlossen. Einrichtungsgegenstände sind ebenso gründlich zu reinigen. Wie schon gesagt geht es hierbei nicht nur um die Vernichtung der Milbe sondern ebenso um die Eier. Wenn man diese Dekontaminierung nicht gründlich durchführt und Eier oder gar Milben überleben hat man nach ein paar Wochen einen neuerlichen Befall.

Im Folgenden möchte ich nun die meiner Meinung nach beste Methode Punkt für Punkt vorstellen um sich dieser Parasiten zu entledigen. Hier nun die einzelnen Schritte für einer erfolgreichen Behandlung:

Behandlung des Tiers:

Das Reptil aus dem Terrarium entnehmen und mit einem Antiparasitikum (am besten Frontline) einsprühen und gut einreiben. Um die Augen als auch um das Maul herum verwendet man ein mit dem Mittel getränktes Wattestäbchen um zu vermeiden, daß die Arznei mit den Schleimhäuten in Berührung kommt. Anschließend wird das Tier in einen entsprechend großen, nahezu luftdichten Behälter gesetzt. Ich verwende gerne Faunaboxen bei denen ich dann 90% des Lüftungsgitters mit Frischhaltefolie abdecke. Auch eignen sich Plastikdosen sofern man zwei bis drei Löcher hineinbohrt. Nach ca. 20-30 Minuten wird das Tier lauwarm gebadet. Es ist zu empfehlen einen Tropfen Spülmittel beizufügen. Das nimmt dem Wasser seine Oberflächenspannung wodurch tote  Milben und ähnliches zu Boden sinken. Auch noch mehr oder weniger lebende Parasiten sind dadurch nicht im Stande an der Oberfläche zu schwimmen. Nach weiteren 10-20 Minuten wird das Reptil kurz lauwarm und vorsichtig abgebraust und abgetrocknet. Zum Schluß Sprüht man noch etwas von dem Antiparasitikum auf eine Küchenrolle und reibt das Tier damit ab. Danach ist das Tier milbenfrei. Alle Schritte sollten unbedingt sehr behutsam durchgeführt werden, da diese wie auch jede andere Behandlung für ein Reptil mit Streß verbunden ist!

Reinigung des Terrariums:

Lüftungsgitter abkleben und das Terrarium gründlich mit einem Pyrethrum-Spray (z.B. Vandal) aussprühen. Terrarium schließen und das Mittel eine gute halbe Stunde bis Stunde wirken lassen. Anschließend wird das Becken komplett ausgeräumt und der Bodengrund entsorgt. Einrichtungsgegenstände werden in einer Wanne mit heißem Wasser eingeweicht. Dem Wasser wird je nach Menge 1/4-1 Liter Dankchor und ein Allzweckreiniger beigefügt. Alle Gegenstände müssen gründlich geschrubbt und gereinigt werden. Abschließend werden sie noch mit heißem Wasser abgebraust. Das Terrarium wird ebenso mit einer Chlorlösung abgesprüht. Hierzu nimmt man einen halben Liter gut 60° heißes Wasser und mengt etwa 100ml Danchlor und einen Tropfen Spülmittel bei. Anschließend sprüht man das Terrarium damit gründlich aus. Je nach Größe muß man natürlich auch mehr Lösung verwenden. Das Becken wird wieder geschlossen. Nun wartet man ab bis das Terrarium weitgehend getrocknet ist. Das Terrarium wird noch mal sorgfältig gereinigt und ausgewischt, Rückwände werden mit heißem Wasser abgesprüht. Klebestreifen von den Lüftungen entfernen, einrichten, neuer Bodengrund... fertig! Alles in Allem ist natürlich ein gewisser Zeitaufwand aber dafür ist in der Regel mit keinem wiederkehrendem Befall zu rechnen.

Zecken:

Treten in der Regel nur bei Wildfängen auf und müssen manuell entfernt werden.

>Endoparasiten:

Hierzu gehören sämtliche Arten von Würmern, Amöben und deren Artverwandten. Symptome sind Abmagerung, Appetitlosigkeit und apathisches Verhalten aber auch schweres Atmen und Würgen können Indizien sein. Betroffene Tiere müssen unbedingt dem Tierarzt vorgeführt werden. Dieser kann anhand eines Abstrichs den genauen Typ feststellen und die dementsprechende Behandlung einleiten. Die Behandlung muß meistens mehrfach wiederholt werden. Die Tiere werden in diesem Zeitraum in einem sterilem Quarantänebecken gehalten. Dieses wird täglich gereinigt um eine Neuinfektion durch den eigenen Kot zu verhindern.

Krankheiten

Rachitis:

Hervorgerufen durch Vitamin D3 und Kalziummangel. Symptome sind Knochenerweichung zum Beispiel am Kiefer und Knochendeformationen an den Extremitäten. Behandlung durch den Tierarzt. Zumeist wird dem betroffenen Tiere subkutan Kalzium als auch D3 verabreicht.

Nervenzittern:

Akuter Mangel an Kalzium und Spurenelementen. Symptome sind unkontrolliertes Zittern von Schwanz und Gliedmaßen. Zur Behandlung löst man das Vitaminpulver mit welchem sonst das Futter bestäubt wird in Wasser auf und verabreicht as dem Tier, wenn notwendig mehrmals. Wenn das keine Abhilfe bringt ist ein Tierarzt aufzusuchen.

Zungenlähmung:

Tritt eigentlich nur bei Chamäleonen auf und wird durch Mangel an B-Vitaminen verursacht. Die Tiere sind dadurch nicht mehr im Stande mit der Zunge ihre Beute zu fangen. Behandlung mit Vitaminpräparaten wie Reptisol oder Sanostol sorgt meist für eine schnelle Heilung, ansonsten ist der Tierarzt zu konsultieren.

Pilze:

Treten in verschiedensten Formen auf. Sie führen zu Veränderungen der Haut oder krustenähnlichen Gebilden. Der Tierarzt ist aufzusuchen.

Lungenentzündung:

Symptome sind Ausfluß aus der Nase und Ansammlungen von meist gelblichen Schleim im Maul. Es ist umgehend ein Tierarzt aufzusuchen da es sonst zu einem tödlichen Verlauf kommen kann. Meist werden die Tiere mit Antibiotika und Spülungen der Mundhöhle behandelt.

Maulfäule:

Meist durch falsche Haltung hervorgerufen. Das Zahnfleisch beginnt sich aufzulösen und in weiterer Folge auch der Kieferknochen. Ebenso Entzündungen und Schleimbildung in der Mundhöhle. Behandlung durch den Tierarzt.

Verletzungen

Kleinere Verletzungen:

Hierzu gehören kleine bis mittelschwere Verletzungen der Haut oder  Krallen, diese heilen bei richtiger Behandlung zumeist ohne Komplikationen. Es ist dennoch ratsam darauf zu achten, daß Wunden gesäubert und desinfiziert werden. Unterstützend ist auch die Anwendung von Heilsalben bzw. Brandsalben bei Verbrennungen, wobei die Salben eher dünn aufgetragen werden sollten.  Bei schweren Verletzungen und etwaigen Entzündungen  ist eine Behandlung durch den Tierarzt notwendig.