08.08.2001 von Richard Borg KOSMOS Alter: ab 12 Jahre Spieler: 2 |
"Wenn Götter streiten, erzittert die Erde. Göttervater Zeus kann es einfach nicht lassen, hat er doch eine Affäre nach der anderen. Damit ihm seine Frau Hera nicht auf die außerehelichen Schliche kommt, hat er ihren Helfer Argus festgesetzt. Seine Göttergattin bebt vor Zorn und hält im Gegenzug Zeus Geliebte Io gefangen. Und so lassen die beiden Streitenden ihre Verbündeten gegeneinander aufmarschieren, um die Gefangenen zu befreien. Zyklopen, Amazonen, Medusa, Hydra, Pegasus und viele andere Gestalten der griechischen Mythologie stehen sich in diesem göttlichen Zwist gegenüber." ... und wollen in diesem taktischen Kartenspiel zum Sieg geführt werden ... Spielmaterial: Das Spiel besteht aus 86 Spielkarten (43 Karten für jeden), 1 Zeus- und 1 Hera-Stein, je einer Übersicht der Sonderkarten für Zeus und Hera, sowie einer Spielanleitung. Zeus (grün) und Hera (violett) werden als viereckige Holzsteine dargestellt. Die Sagengestalten sind wunderschön und mit Liebe zum Detail auf den Karten umgesetzt – man sollte sich die Zeit nehmen und die Karten etwas genauer ansehen. Die Rückseiten sind farblich der jeweiligen Gottheit angepasst. Es gibt drei Arten von Karten: 1. Karten, mit einem Zahlenwert zwischen 0 und 7, die den Kampfwert der Karte angibt. 2. Karten, mit einem Zahlenwert und einem mythisches Symbol. Diese Karten besitzen zusätzlich noch Sonderfunktionen. 3. Karten, die nur ein mythisches Symbol in den Ecken aufgedruckt haben. Dies sind „Aktionskarten“, die im Unterschied zu den Karten mit Zahlenwerten nicht auf den Tisch ausgelegt, sondern direkt in die Ablage gespielt werden. Die Spielanleitung ist umfangreich. Im Anhang gibt es einen Überblick über alle Sagengestalten. Spielablauf: Jeder Spieler erhält seine 43 Spielkarten, den dazugehörigen Götterstein und die Übersichtskarte. Zeus muss nun versuchen Io, Hera hingegen Argus zu befreien. Dazu mischt jeder Spieler seinen Kartenstapel und zieht 9 Karten. Der Rest kommt als verdeckter Nachziehstapel neben den Spieler. (Sollte sich jetzt schon Io oder Argus unter den Karten befinden, wird diese Karte wieder in den Nachziehstapel gemischt und durch eine andere Karte ersetzt) Aus den Handkarten werden nun 3 Karten ausgewählt und verdeckt, nebeneinander auf den Tisch gelegt. (Karten, die auf dem Tisch nebeneinander liegen bilden eine Gruppe) Diese Karten müssen sich nun (wie in einem Gefecht) gegenüberliegen: Spieler 1xxxxx[Hera]xxxx[Zeus]xxxxxSpieler 2 [Hera]xxxx[Zeus] Im Verlauf des Spieles können dann noch weitere Karten auf den Tisch ausgespielt werden. Dabei ist folgendes zu beachten: Es dürfen nie mehr als 3 Karten nebeneinander und nie mehr als 4 Karten hintereinander (Reihe) gelegt werden. Es sind somit maximal 4 Gruppen in 3 Reihen möglich: Spieler 1xxxxx[Hera] [Hera] [Hera] [Hera]xxxx[Zeus] [Zeus] [Zeus] [Zeus]xxxxxSpieler 2 [Hera] [Hera] [Hera] [Hera]xxxx[Zeus] [Zeus] [Zeus] [Zeus] Startspieler ist, wer als letzter in Griechenland war. Dieser hat nun so viele Aktionspunkte, wie er Reihen ausliegen hat. Am Beginn sind dies 3 Punkte. Diese Punkte müssen für folgende Aktionen aufgebraucht werden: (Aktionen können in beliebiger Reihenfolge und auch mehrmals ausgeführt werden) 1. Das Nachziehen von Karten: Für einen Punkt darf eine Karte vom eigenen Stapel nachgezogen werden. Mehr als 12 Karten darf man nicht auf der Hand haben. 2. Das Ausspielen von Karten: Karten (mit Zahlenwerten) dürfen für einen Punkt auf den Tisch ausgelegt werden. Die Karten dürfen an beliebiger Stelle vor, hinter oder zwischen Karten gelegt werden. Die anderen Karten werden dementsprechend verschoben. In eine Reihe mit 4 Karten bzw. eine Gruppe mit 3 Karten können keine Karten mehr gelegt werden, und Karten, die einmal ausgelegt wurden, dürfen nur durch das Ausspielen neuer Karten wieder verschoben werden. Die verdeckt liegenden Karten dürfen vom jeweiligen Spieler jederzeit angesehen werden. 3. Die Herausforderung einer gegnerischen Karte: Wenn sich Karten in der 1. Gruppe gegenüberliegen, ist eine Herausforderung (ab der 2. Runde) möglich. Diese kostet ebenfalls einen Aktionspunkt und verläuft folgendermaßen: Der Herausforderer schiebt seine Karte etwas nach vor und deckt sie auf. Der Gegner muss nun seine Karte umdrehen und somit den Kampfwert seiner Karte preisgeben. Die Schwächere Karte kommt auf den Ablagestapel, die Stärkere wird, nun offen liegend, auf ihren Platz zurückgelegt. Bei Gleichstand kommen beide Karten aus dem Spiel. Entsteht so eine Lücke in der 1. Gruppe, wird diese durch das Nachrücken dahinterliegender Karten geschlossen. 4. Der Einsatz einer mythischen Karte: Für einen Aktionspunkt kann eine mythische Karte eingesetzt werden, die anschließend auf den eigenen Ablagestapel gelegt wird. Durch das taktische Auslegen der Karten und den geschickten Einsatz der Sonderfunktionen bzw. Sonderkarten versucht man nun die Gefangenenkarte beim Gegner ausfindig zu machen. Unterstützt werden die Spieler dabei von Medusa (besiegt fast jede Karte), Pandora (einer unberechenbaren Karte), Pegasus (einer sehr vielseitigen Karte), Pythia (besiegt als Einzige die stärkste Karte), Sirenen (verführen gegnerische Kämpfer), Hades (holt eine abgelegte Karte zurück), Persephone (bringt Pegasus-Karten zurück), Dionysos (kann die Position einer Karte ändern) ... Und zu guter Letzt können auch Hera und Zeus selbst ins Geschehen eingreifen (gewähren einen zusätzlichen Aktionspunkt) ... Spielende: Das Spiel gewinnt, wer die Gefangenenkarte in der 1. Gruppe des Gegners durch einen eigenen Kämpfer (Kampfwert 1 – 7) bzw. durch einen „Pegasusangriff“ in den Handkarten herausfordert und somit befreit. Aber nicht nur der Verlust der Gefangenenkarte führt zur Niederlage. Wenn man nicht alle seine Aktionspunkte verbrauchen kann, oder am Beginn seiner Runde keine Karte ausliegen hat, hat man ebenfalls verloren. Fazit: Blitz und Donner ist ein wunderschön aufbereitetes, taktisches Kartenspiel, bei dem aber auch der Glücksfaktor eine Rolle spielt. Die Spielanleitung ist umfangreich, aber man muss diese schon mehrmals „durcharbeiten“, bis man die Erklärungen verstanden hat. Ein „flüssiges“ und somit wirklich interessantes Spielen ist aber erst möglich, wenn man alle Sonderkarten einigermaßen im Kopf hat, und nicht bei jeder Karte erst nachlesen muss, was man damit anfangen kann. (Welche Rolle die Sagenfiguren in der Mythologie gespielt haben, ist am Ende der Spielanleitung beschrieben) Am Anfang ist das Spiel nicht sehr aufregend. Ein paar Karten auslegen, ein paar Herausforderungen führen und eventuell „abchecken“, ob die Gefangenkarte schon gezogen wurde. Alles läuft irgendwie etwas „planlos“ ab. Man hofft höchstens auf einen Glückstreffer. Und so ein Glückstreffer kann das Spiel dann auch früh entscheiden. Aber mit jeder Spielrunde wird es dann spannender. Die ersten Vermutungen, wo sich der Gefangene befinden könnte, kommen auf und man arbeitet „gezielt“ auf die Befreiung hin. Nun ist es auch wichtig den Einsatz der Sonderkarten gut vorzubereiten, und im richtigen Moment zuzuschlagen. Die taktischen Feinheiten kommen voll zum Einsatz. Und schon ist man vom Spiel „gefesselt“ ... Hier sei nun erwähnt, das der Spielablauf auch dadurch gesteuert wird, wann welche Karte nachgezogen und somit zum Einsatz kommen kann. Und dies ist reine Glückssache, hängt es ja davon ab, wie die Karten in den verdeckten Nachzugstapel gemischt wurden. Aber vielleicht macht gerade dieser Umstand auch einen Teil des Spielreizes aus. Es gleicht somit kein Spiel dem anderen ... Die Spielschachtel ist im „üblichen Zwei-Spieler-Format“ von KOSMOS gehalten, die Spielidee, Umsetzung und der Spielmechanismus finde ich gut gelungen. Blitz und Donner ist ein gutes und interessantes Spiel für Taktiker, denen auch etwas Glück immer willkommen ist. Nur für den „langwierigen“ Spielbeginn (der ab und zu auftreten kann, wenn aber schon gar keine Karten passen) müsste man sich etwas einfallen lassen: Man könnte sich schon am Anfang ein, zwei Sonderkarten „ausgesucht“ auf die Hand nehmen (???) ... Ansonsten übt Blitz und Donner einen „gewissen Reiz“ auf die Spieler aus. Die wunderschöne Aufbereitung der Karten tut dazu auch ihren Teil und lässt dementsprechend die Atmosphäre aufkommen. Und schon möchte man es gerne noch einmal so richtig „blitzen und donnern“ lassen ... Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars |
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