Spielkritik von Györög Kurt
Venezia
13.06.2001

von Ronald Hofstätter
Queen Games
Alter: 10 bis 99 Jahre
Spieler: 2 bis 4

"Der große Taubendoge ist tot und die vier ehrwürdigen Taubenfamilien der Lagunenstadt kämpfen nun um die Nachfolge. In der Wahl der Mittel ist man nicht sehr zimperlich, denn schließlich will jede Familie die Vorherrschaft in den sieben Bezirken. Alles ist offen und die Karten werden neu gemischt. Vieles will da gut überlegt sein. Sich auf den Markusplatz konzentrieren, um Nachschub an jungen Tauben zu bekommen? Oder lieber gleich mit aller Macht versuchen, die ersten Siegpunkte in den Bezirken zu holen? Doch aufgepaßt! Nicht nur die anderen Taubenfamilien machen Ihnen das Leben schwer: Taubenjäger Marcus Eliminato macht seinen Namen alle Ehre und den Markusplatz unsicher während in den übrigen Bezirken der Stadt am Ende jeder Runde ein Viertel gesäubert wird. Setzen Sie Ihre Taubenreserven überlegt ein und spielen Sie Ihre Karten clever aus - dann rückt der Sieg in greifbare Nähe!"

So wird das Spiel VENEZIA beschrieben. Und wenn man schon einmal in Venedig war kann man sich das Ganze auch noch "bildlich" vorstellen.

Spielmaterial:
Das Spiel besteht aus einer Spielanleitung, einem Spielplan, 6 kleine graue Holzwürfel (die Kleriker Tauben bzw. Joker), 2 mittlere schwarze Holzwürfel (die Taubenfänger), 3 mittlere orange Holzwürfel (die Touristen) und eine großen schwarzen Spielstein (der Raubvogel). Weiters gibt es eine Tafel mit zwei Pfeilen, und je Spieler 40 kleine Holzwürfel (die Tauben), einen Stammbezirk (flacher Spielstein), einen Satz von 18 Spielkarten und drei Spieltafeln (ein Kurzanleitung, eine Tafel auf der die Taubenreserve und das Nest aufgezeichnet ist und eine "Spielablauftafel").
Die Spielkarten bestehen aus einer Piazza San Marco-Karte, einer Finte-Karte, 8 Bezirkskarten und 8 Aktionskarten.
Die Tafel mit den zwei Pfeilen zeigt zwei Kreise mit den Werten 1 bis 10, bzw. A - H.
Auf dem Spielplan sind die sieben Bezirke von Venedig eingezeichnet, die Siegpunkte bringen, außerdem San Giorgio Maggiore, die Friedhofsinsel San Michele und etwas herausgehoben der Markusplatz. Dieser wird als Raster von 8x10 Felder (A-H, 1-10) dargestellt.
Rund um den Spielplan sind Häuser mit den Nummern 1 bis 50 aufgezeichnet. Diese werden als Zählleiste verwendet.

Spielablauf:
Gespielt wird in mehreren Runden, die jeweils aus 4 Phasen bestehen (Planung, Piazza San Marco, Die Bezirke und Wertung).
Man beginnt mit 12 Tauben und einem kompletten Satz Spielkarten. Der Rest der Tauben verbleibt im "Vorrat" und wird für "neuen Tauben" verwendet.
Die 12 Tauben kommen auf die Spieltafel für die Taubenreserve.
Startspieler ist der jüngste Spieler. Dieser erhält die "Startspielerkarte" und legt als erster seinen Stammbezirk fest, der durch den flachen Spielstein markiert wird.

In der 1. Phase (Planung) bestimmt man den Spielablauf. Man muss sich entscheiden, ob man Tauben auf den Markusplatz einsetzen möchte oder nicht. (Dies ist insofern ratsam, da man nur am Markusplatz neue Tauben erhalten kann.) Dazu legt man entweder die Karte "Piazza San Marco" (wenn man Tauben einsetzen möchte) oder die "Finte" (keine Tauben einsetzen) verdeckt auf das erste Feld der "Spielablauftafel".
Dann entscheidet man sich für eine Aktion (außer in der 1. Runde), die man spielen möchte, und legt dies als nächste verdeckte Karte auf die "Spielablauftafel".
Mit bis zu drei "Bezirkskarten", die man ebenfalls verdeckt auf die "Spielablauftafel" legt, entscheidet man sich, in welchen Bezirken man Tauben einsetzen will.
Auf diese verdeckt ausliegenden Karten darf man jetzt aus der Taubenreserve die Anzahl Tauben legen, die man im jeweiligen Bezirk ansiedeln bzw. am Markusplatz einsetzen möchte. (Tauben, die man auf die "Finte" legt, können nach dem Aufdecken auf die Bezirkskarten aufgeteilt werden).

In der 2. Phase (Piazza San Marco) wird die erste verdeckte Karten (beginnend mit dem Startspieler) aufgedeckt. Hat man sich entschieden Tauben am Markusplatz einzusetzen, so tut man dies, indem man die gesetzten Tauben auf das Raster des Markusplatzes setzt. Auf jedem Feld darf nur eine Taube stehen. (Hat man sich für die "Finte" entschieden verteilt man die Tauben auf die anderen "Bezirkskarten").
Dann werden zwei Touristen auf den Markusplatz gesetzt. Dies geschieht, indem man auf der Tafel mit den zwei Pfeilen die Koordinaten für das jeweilige Feld am Markusplatz "erdreht". Ebenso wird auch ein Taubenfänger platziert. Dieser schickt alle Tauben in seinem Umkreis sofort auf die Friedhofsinsel San Michele. Jetzt darf man jede Taube am Markusplatz einmal bewegen. Entweder ein Feld "gehen" (in jede beliebige Richtung, auch diagonal), oder man "springt" über angrenzende Tauben. Dies kann immer nur über einzelne Tauben erfolgen, dafür aber beliebig oft. So sollte man versuchen, so nah als möglich an Touristen heranzukommen. Noch besser auf Touristen hinauf, den dafür gibt es neue Tauben. Befinden sich eigene Taube in nächster Nähe eines Touristen (in dessen Umkreis), gibt es dafür zwei neue Tauben. Hat man das Glück, und sitzt sogar auf einem Touristen, gibt es sogar 5 neue Tauben.
Dann kontrolliert man, ob man nach dem Bewegen einzelne fremde Tauben eingesperrt hat (zwischen zwei eigenen Tauben eine fremde). Gibt es so eine "Taubenzange", dann kommt die fremde Taube sofort auf die Friedhofsinsel.
Die neuen Tauben kommen in das Nest auf dem Spielplan neben der Taubenreserve.

In der 3. Phase (Die Bezirke) werden die Aktionskarten aufgedeckt. Befindet sich darunter die Aktionskarte "Familientreffen" wird diese zuerst gespielt. Ist dies nicht der Fall kann vor dem Ausspielen der Aktionskarten noch der eigene Stammbezirk mit neuen Tauben aus dem Nest verstärkt werden.
Werden gleiche Aktionskarten aufgedeckt, wird die Karte des Spielers mit den wenigsten Punkten gespielt. Herrscht Gleichstand, kommt keine der Aktionskarten zum Einsatz. Die Karten kommen wieder zurück zu den Handkarten. "Gespielte" Aktionskarten werden aber abgelegt.
Jetzt werden noch die Bezirkskarten aufgedeckt und die zugeteilten Tauben in die Bezirke verteilt.

In der 4. und letzten Phase kommt es zur Wertung. Für jeden Bezirk, in dem man die Mehrheit an Tauben besitzt erhält man 3 Punkte. Besitzt man die Mehrheit im Stammbezirk eines anderen Spielers erhält man sogar 6 Siegpunkte.
Ausnahmen: Hat man die Mehrheit in San Giorgio Maggiore kann man sich eine bereits abgelegt Aktionskarte zurückholen. Besitzt man am meisten Tauben am Taubenfriedhof San Michele kann man 2 Tauben von dort in die Taubenreserve zurücklegen.

Spielende:
Hat ein Spieler 50 Punkte oder mehr erreicht, gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten. Besitzt ein Spieler nach der Wertung die Mehrheit in 5 der 7 Bezirke hat er sofort gewonnen.

Jetzt werden noch die Touristen und Taubenfänger wieder vom Markusplatz entfernt, die Startspielerkarte im Uhrzeigersinn weitergegeben und eine neue Runde kann beginnen.

Fazit:
Die Spielanleitung finde ich gut gemacht. Sie ist einfach und verständlich aufgebaut.
Man kann mit Ihr (so habe ich es gemacht) einfach anfangen zu spielen. Die erste Partie "ruckelt" dann zwar, weil man Schritt für Schritt liest und gleich auch spielt. Für die 2. Partie hat mir dann die Kurzanleitung gereicht. Feinheiten kann man "auf die Schnelle" nachlesen. Gut finde ich auch die "bildlichen" Hinweise und Anmerkungen in der Anleitung.

Die Grafik finde ich auch gut gelungen. Als Venedig-Fan spielt man das Spiel mit einem "kleinem Lächeln" im Hinterkopf (zumindest ging und geht es mir so), weil man sich das Ganze "bildlich" vorstellen kann.

Venezia ist ein ganz nettes Spiel, indem es darum geht mit taktischem Geschick die Mehrheit von Spielsteinen zu bilden. Durch den Einsatz von Aktionskarten kann man den Spielverlauf auch noch beeinflussen. (Einsatz von Raubvögeln, Gift im Futter, Fehde, Weisung aus dem Vatikan, usw.)
Beim Spiel zu zweit muss man ziemlich genau darauf achten, wie viele Bezirke schon vom Mitspieler "beherrscht" werden, sonst endet das Spiel nur allzu schnell dadurch, das 5 von 7 Bezirken erobert wurden. Mit drei oder mehr Spielern wird diese "Gefahr" sicher nicht so stark gegeben sein.

Wem die Standardvariante nicht genügt, kann das Spiel schwieriger (mit 2 Taubenfängern) bzw. leichter (Spiel mit 3 Touristen) machen, oder beide Varianten miteinander kombinieren.
Als Variante können auch die Aktionskarten unterschiedlich eingesetzt werden.

Das Spiel ist ein netter Zeitvertreib für zwischendurch, und aufgrund seiner Spielzeit auch als Abschluss eines Spielabends geeignet. Oder wenn man nur schnell mal "ein Spielchen" machen möchte, werde ich gerne auf Venezia zurückgreifen.

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