Spielbesprechung von Györög Kurt
Die Fürsten von Florenz
13.11.2002

von Richard Ulrich und Wolfgang Kramer
ALEA
für 3 - 5 Spieler
ab 12 Jahren

"So höret, ihr großen Strategen!
Erlebet die Blütezeit der Renaissance. Schlüpft in die Rolle italienischer Adelsdynastien, führet eure Familie wie dereinst die Medici oder Borgia. Bauet prachtvolle Gebäude, leget beeindruckende Parks an und holet recht berühmte Künstler und Gelehrte an euren Hof. Und tuet alles, diese gar wohlfeil zu unterstützen, auf dass sie ihre grandiosen Werke zu eurem Wohle vollbringen mögen. Mehret euer Ansehen - und werdet so der ruhmreichste Fürst von Florenz!"


Das Spiel um Mäzene, Künstler und Gelehrte !!!

Spielmaterial:
1 Spielplan, 5 Spieltafeln, 30 Gebäude, 18 Landschaften, 12 Freiheiten, 6 Baumeister, 7 Gaukler, 60 Spielkarten (21 Personen-, 14 Prestige-, 20 Bonus- und 5 Abwerbekarten), Spielgeld, 6 Spielfiguren, 6 Spielsteine und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Nach 7 Runden die meisten Prestigepunkte besitzen.

Spielablauf:
Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt.
Jeder Spieler erhält 1 Spieltafel, 1 Spielstein, 1 Spielfigur, 3 Personenkarten und 3.500 Florin. Das restliche Geld kommt als "Bank" über den Spielplan, die Spielfigur der Spieler das Startfeld "0/50".
Rechts vom Spielplan kommen die Objekte (Wald, See, Park, Gaukler, Baumeister, Prestige- und Abwerbekarten) für die Phase A, für die Phase B werden link vom Spielplan die Gebäude, Freiheiten, Bonus- und Personenkarten abgelegt. Der schwarze Spielstein kommt auf das Feld "1" der Runden-/Mindestwerkzahl-Tabelle und gibt die aktuelle Runde und die mindestens notwendige Werkzahl an, die benötigt wird. Die schwarze Spielfigur bekommt der älteste Spieler und wird damit zum Startspieler.

Je Runde besteht nun jeweils aus 2 Phasen:
  • Phase A: die Versteigerungsphase und
  • Phase B: die Aktionsphase.

Phase A:
Jeder Spieler kann in dieser Phase maximal 1 Objekt erwerben. Danach scheidet er für diese Phase aus. Es muss sich jedes Mal um ein anderes Objekt handeln. Der Ablauf ist wie folgt:
  • Der Startspieler nennt sein Wunschobjekt, welches er für 200 Florin erwerben möchte.
  • Reihum haben nun die Mitspieler die Möglichkeit für dieses Objekt zu bieten und zu passen.
  • Der Höchstbietende erhält das Objekt, zahlt den Betrag in die Bank und sperrt mit seinem Spielstein den Stapel dieses Objektes, indem er diesen auf den Stapel stellt. Er scheidet für diese Phase aus.
  • Dies geht solange, bis der letzte Spieler sich für 200 Florin - ohne Versteigerung - ein Objekt aussuchen darf.

Wald, See, Park und Gaukler werden auf der Spieltafel des jeweiligen Spielers "gebaut", und erhöhen die Werkzahl, wenn bestimmte Personen am Hof des Spielers "ein Werk" vollbringen. (Die Werkzahl gibt den "Wert" ein Werkes an, der in Florin abgegolten wird.)
Die Baumeister bringen Vergünstigungen und Vorteile beim Bau von Gebäuden. Mit Abwerbekarten können Personen von anderen Höfen abgeworben werden, und Prestigekarten bringen - wenn sie erfüllt werden - am Ende des Spieles noch Punkte.

Phase B:
Es können bis zu 2 der folgenden Aktionen ausgeführt werden:
  • 1 Freiheit einführen
  • 1 Person an den Hof holen
  • 1 - 2 Bonuskarten erwerben
  • 1 - 2 Gebäude errichten
  • 1 - 2 Werke vollbringen

Freiheit einführen:
Es können für 300 Florin die Meinungs-, Religions- oder Reisefreiheit eingeführt werden, welche ebenfalls die Werkzahl einzelner Werke erhöhen.

Person an den Hof holen:
Für 300 Florin kann eine Person(enkarte) (er-) geworben werden, die noch in der gleichen Runde ein Werk vollbringen darf.

Bonuskarten erwerben:
Ebenfalls für 300 Florin kann eine Bonuskarte gekauft werden. Von diesen können bei einem Werk beliebig viele eingesetzt werden, um die Werkzahl zu erhöhen.

Gebäude errichten:
Besitzt man noch keinen Baumeister, so kann man für 700 Florin ein beliebiges Gebäude am seinem Hof errichten. Besitzt man aber schon mindestens 1 Baumeister, so reduzieren sich die Kosten auf 300 Florin.
Ab 3 Baumeister ist der Bau von Gebäuden kostenlos. Dabei ist folgendes zu beachten:
  • Gebäude müssen vollständig in das Spielplan-Raster passen und dürfen keine anderen Gebäude oder Landschaften überdecken.
  • Jedes Gebäude darf am Hof nur einmal vorkommen.
  • Ein einmal errichtetes Gebäude bleibt bis zum Ende des Spieles an seinem Ort. Es darf weder versetzt noch abgerissen werden.
  • Gebäude dürfen nicht direkt neben anderen Gebäuden errichtet werden. Diese Regel wird aber aufgehoben, sobald sich ein 2. Baumeister am Hof befindet.

Gebäude erhöhen wiederum die Werkzahl, wenn Personen ein Werk am Hof vollbringen.

Werke vollbringen:
Dazu wird eine Personenkarte offen vor den Spielplan des Spielers gelegt.
Auf jeder Personenkarte ist angegeben, welche Landschaften, Gebäude und Freiheiten notwendig sind, um die Werkzahl zu erhöhen. Landschaften bringen 3, Gebäude 4 und Freiheiten 3 Punkte. Außerdem werden für jeden Gaukler 2 Punkte, für jede Personenkarte (in der Hand oder bereits ausgespielt) 1 Punkt dazugezählt.
Diese Gesamtzahl kann nun noch durch das Ausspielen von Bonuskarten erhöht werden.

Die erreichte Werkzahl wird mit dem Spielstein am Spielplan markiert und die Bank zahlt dem Spieler die Werkzahl multipliziert mit 100 in Florin aus. Dieses - gerade eben erhaltene Geld - kann teilweise oder komplett in Prestigepunkte umgewandelt werden. Je 200 Florin, die man jetzt in die Bank wieder zurückzahlt, kann man seine Spielfigur um 1 Prestigepunkt nach vor bewegen.

Am Ende der Phase B erhält dann noch der Spieler mit der größten Werkzahl einen Bonus von 3 Prestigepunkten. Die Spielsteine werden wieder zurückgenommen, und der nächste Spieler ist an der Reihe.

Sollte während Spieles jemand Geld benötigen, so darf er jederzeit seine Spielfigur um 1 Prestigepunkt zurücksetzen und erhält dafür 100 Florin von der Bank.

Spielende:
Nach der 7. Runde endet das Spiel. Der Spieler mit den meisten Prestigepunkten ist Sieger.
Bei Gleichstand gewinnt jener Spieler, der das meiste Geld besitzt.

Fazit:
Die Fürsten von Florenz ist ein tolles Steigerungs- und Strategiespiel, das über eine Spielzeit von 1 - 1½ für Spannung sorgt.

Das Spielmaterial ist liebevoll gestaltet und passt sehr gut zum Thema. Die Spielsteine sind aus Holz, der Rest aus kompakten, starken Karton. Die Spielschachtel hat eine eingenehme Größe, und alle Spielsteine sind in eigenen Fächern gut untergebracht, und überstehen jeden Transport so, das sie auch danach noch dort zu finden sind, wo sie sein sollen. Hier ein großes Lob an den Verlag.
Noch zu vermerken ist - wenn man das Spiel in voller Besetzung spielt - das man darauf achtet, das auch genug Platz zur Verfügung steht.

Die Spielanleitung ist mit 12 großformatigen Seiten - wie bei ALEA üblich - umfangreich ausgefallen, aber mit vielen Beispielen und Bildern versehen und lässt keine Fragen offen. Hier darf man sich nur nicht von der Vielfalt täuschen lassen. Es sieht alles - anfangs - viel "schlimmer" und "komplizierter" aus, als es dann tatsächlich ist.
Nach ein, zwei Runden merkt man, das der Ablauf eigentlich ganz einfach ist ... Auch kommt man mit jeder Partie besser ins Spiel, erkennt Möglichkeiten und kann Pläne schmieden und Strategien austüfteln und einsetzten. Hier merkt man dann auch, das hinter dem einfachen Ablauf ein sehr interessantes Spiel mit sehr vielen Möglichkeiten steckt, das langen Spielspaß garantiert.
Auch kommen die Fürsten von Florenz fast gänzlich ohne Glückskomponenten aus. Selbst wenn man Karten kauft bzw. zieht, darf man aus 5 Karten 1 wählen, und der Rest kommt wieder zurück unter den Stapel ...
Lobenswert - und bei ALEA auch üblich - ist die "Kurzanleitung" für den Wiedereinstieg, der am rechten Rand der Spielanleitung geführt wird.

Grundsätzlich ist ein Spiel für mindestens 3 Spielern vorgesehen. Ich habe aber mehrere Spiele auch nur zu zweit gespielt, und ich muss sagen, das auch hier Spielspass aufgekommen ist, und das Spiel "gar nicht so schlecht" funktioniert hat.

Den meisten Spaß macht es zwar schon in voller Besetzung - aber sollte mal der "3. Mann" / die "3. Frau" fehlen - auch zu zweit sind die Fürsten von Florenz gut spielbar ...

Vielen Dank an ALEA für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Die Fürsten von Florenz" bei spielenet.de