Spielbesprechung von Györög Kurt
Die Mauer
26.11.2002

von Thomas Fackler
ZOCH-VERLAG
für 3 - 6 Spieler
ab 8 Jahren

"Schon seit Menschengedenken hat sich der "Homo Sapiens" zum Schutz vor äußeren Einflüssen und zur Definition seiner sozialen Identität mit Mauern umgeben. Die uns vorliegende uralte Bauordnung wurde von Spielehistorikern bei der Freilegung eines altgermanischen Things in der Nähe von Marburg entdeckt. Um die Stammesangehörigen zu schützen, mussten Ihre Mitglieder offenbar mit spielerischen Mitteln zum "Mauerbau" angetrieben werden. Besonderen Streit gab es dabei meist bei der Frage, an welchen strategischen Punkten der Mauer sich Türme und Tore zu befinden hatten. Wer sein gesammeltes Baumaterial zuerst verbaut hatte, kam in jener Zeit offenbar zu hohen sozialen Ehren. Den Letzten allerdings bissen die Hunde und er hatte einen großen Krug mit Met an seine Mitbewerber zu spendieren ..."

Bluff, Glück und viel Spaß !!!

Spielmaterial:
6 Bausätze mit je 7 Bauteilen (5 Mauerteile, 1 Turm und 1 Tor), 1 Bauherrenstein, 1 Leinensäckchen und 1 Spielregel.

Spielziel:
Als Erster seine Bauteile loswerden.

Spielablauf:
Jeder Spieler erhält einen 7-teiligen Bausatz, den er bis Spielende vor seinen Mitspielern geheim hält. Der jüngste Spieler erhält das Baumeistersiegel und wird zum ersten Bauherrn.
Jede Baurunde läuft nun wie folgt ab:

1. Planungsphase:
  • Der Bauherr nimmt nun den Bauteil verdeckt in seine Hand, den er in dieser Runde bauen möchte, und legt die Faust nun auf den Tisch.
  • Die Mitspieler versuchen zu erraten, welcher Bauteil dies ist. Sie nehmen nun ebenfalls einen Bauteil in die Hand und legen die Faust auf den Tisch.
  • Der Bauherr, aber auch die Mitspieler prüfen ihre Hand leer lassen, und die "hohle Hand" auf den Tisch legen.

    2. Bauphase:
    Jetzt werden alle Fäuste gleichzeitig geöffnet:
  • Errät kein Mitspieler das Vorhaben des Bauherrn, dann darf der Bauherr seinen Bauteil verbauen.
  • Hat mindestens ein Mitspieler den Bauteil erraten, den der Bauherr bauen wollte, so dürfen nun nur die Mitspieler - die den Bauteil erraten haben - genau diesen Bauteil verbauen.

    Beim Bau ist folgende Bauordnung zu beachten:
    §1: Die Mauer darf nicht verzweigen. Es darf nur an den beiden Enden der Mauer angebaut werden.
    §2: Es darf kein Tor neben ein Tor, kein Turm neben einen Turm und kein Tor neben einen Turm gebaut werden.

    Tritt in der Bauphase der Fall ein, das zwar mehrere Mitspieler den Bauteil des Bauherrn erraten haben, aber nicht alle Mitspieler den erratenen Bauteil anbauen können (siehe Bauordnung), dann darf doch der Bauherr seinen Teil verbauen.
    Kann jedoch der Bauherr seinen Bauteil nicht gültig anbauen, so darf niemand in dieser Runde bauen.

    Gibt es beim Aufdecken der Fäuste eine oder mehrere "hohle Hände", dann ist wie folgt vorzugehen:
    1. hat nur der Bauherr eine "hohle Hand", so darf er einen beliebigen Teil aus seinem Vorrat verbauen.
    2. hat sich der Bauherr - und genau ein Mitspieler - für die "hohle Hand" entschieden, so darf der Mitspieler dem Bauherrn einen beliebigen seiner Bauteile "schenken". Das "Geschenk" muss vom Bauherrn angenommen werden.
    3. haben der Bauherr - und mehrere Mitspieler sich für die "hohle Hand" entschieden, so baut niemand.

    Nach der Bauphase wird der Bauherrenstein an den nächsten Mitspieler weitergegeben, und eine neue Runde beginnt.

    Spielende:
    Wenn ein Spieler alle Bauteile verbaut hat, endet die erste Spielrunde. Die restlichen Spieler erhalten für jeden übriggebliebenen Bauteil - je nach Art und Größe - Minuspunkte.

    Nach einer vereinbarten Anzahl von Runden, oder wenn eine vereinbarte Summe von Minuspunkten erreicht wurde, endet das Spiel und derjenige Spieler mit den wenigsten Minuspunkten hat gewonnen.

    Fazit:
    Die Mauer ist ein lustiges Bluff- und Zockerspiel, indem Glück - aber auch das Einschätzungsvermögen - eine Rolle spielen. Man kann aber auch Taktik und Berechnung - vor allem gegen Ende des Spieles - einsetzen.

    Das Spielmaterial ist komplett aus Holz gemacht und kann, wenn man anstatt der Schachtel das beiliegende Leinensäckchen verwendet, leicht überall hin mitgenommen werden.
    Die Mauer eignet sich - aufgrund der variablen Spieldauer - hervorragend für zwischendurch, am Anfang oder am Ende eines Spieleabends, oder wenn man möchte - auch mal für einen ganzen Abend.
    Außerdem benötigt man nicht viel Platz, und man kann fast überall spielen.

    Die Spielanleitung ist kurz und bündig gehalten, aber klar geschrieben und mit vielen Beispielen - in Wort und Bild - versehen. Fragen bleiben keine offen. Auch wenn man am Anfang glaubt, die vielen Möglichkeiten seien etwas verwirrend - nach der ersten Runde braucht man für die Auswertung der Bauphase gar nicht mehr nachlesen bzw. -blättern.

    Auch mit Kindern lässt sich die Mauer gut spielen, hier sollte man nur beachten, das es für Kinder nicht so einfach ist, die ganzen Bauteile in einer Hand zu verstecken, so wie es in der Spielanleitung angegeben ist. Hier ist es ratsam, entweder einen Sichtschirm oder aber auch das beiliegende Leinensäckchen als Hilfsmittel zu nehmen.
    Und je mehr Spieler spielen, desto lustiger wird "Die Mauer" ...

    Wer diese Art von Spiele mag, wird - ob Gelegenheitsspieler oder Vielspieler - viel Freude und vor allem Spaß haben ...

    Vielen Dank an den ZOCH-VERLAG für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

  • "Die Mauer" bei spielenet.de