Spielbesprechung von Györög Kurt
Der Herr der Ringe -
Die Entscheidung

21.08.2002

von Reiner Knizia
KOSMOS
für 2 Spieler
ab 12 Jahren

"Die Entscheidung zwischen Licht und Finsternis in Mittelerde wird fallen. Doch zu wessen Gunsten?
Wird der Hobbit Frodo es mit der Hilfe seiner Gefährten schaffen, den Ring nach Mordor zum Schicksalsberg zu bringen? Oder gerät er unterwegs in die Hände der finsteren Gefolgsleute des dunklen Herrschers Sauron und bringt damit Finsternis über ganz Mittelerde? Nur einer kann gewinnen!"


... wird Frodo oder Sauron siegreich sein? Man wird sehen ...

Spielmaterial:
Das Spiel besteht aus 1 Spielplan, 9 helle Lichtkarten, 9 dunkle Finsterniskarten, 2 Lichtsonderkarten, 2 Finsternissonderkarten, 9 helle Kärtchen und Mauern, 9 dunkle Kärtchen und Mauern und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Als Spieler des Lichts versucht man Frodo nach Mordor zu bringen, oder als Spieler der Finsternis Frodo zu besiegen bzw. 3 seiner Figuren ins Auenland zu bringen.
Außerdem hat man gewonnen, wenn man den Gegner zugunfähig macht.

Spielablauf:
Der Spielplan wird so zwischen den Spielern aufgebreitet, das die Spitze mit Hobbingen zum Spieler des Lichts zeigt, und die Spitze mit dem Schicksalsberg zum Spieler der Finsternis.
Jeder Spieler erhält die dementsprechenden 9 Spielfiguren, und stellt diese - für den Mitspieler verdeckt - am Spielplan auf. Die einzelnen Spielfiguren können nur vom Spieler selbst eingesehen werden, der Mitspieler sieht nur die "Mauerrückseite". Außerdem erhält jeder Spieler 9 Handkarten.

Der Spieler der Finsternis beginnt. Der Spielzug besteht immer entweder aus
nur Bewegung oder
Bewegung und Kampf.

Nur Bewegung:
Der Spieler bewegt eine seiner Spielfiguren um ein Feld in ein angrenzendes Gebiet. Dabei darf immer nur vorwärts, niemals - Ausnahmen bestätigen die Regel - seitwärts oder rückwärts gezogen werden.
Dabei ist auch noch zu beachten, das in gewissen Gebieten nur eine gewisse Anzahl von Figuren stehen darf.
Z.B. in der Gebirgszone darf pro Spieler nur eine Spielfigur stehen, im Auenland und Mordor maximal 4 Figuren je Spieler, ansonsten nur zwei.
Außerdem gibt es für den Spieler des Lichts einige Ausnahmen, wie den Fluss Anduin (seitwärts ziehen erlaubt) und die Minen von Moria (mehr als ein Feld weiterziehen), auf die ich hier aber nicht näher eingehen möchte.

Bewegung und Kampf:
Wird eine Spielfigur in ein Gebiet gezogen, indem sich bereits eine oder mehrere fremde Figuren befinden, so kommt es zum Kampf:
Dazu werden beide Figuren "offengelegt", und die Texte der Spielfiguren vorgelesen und ausgeführt. Hier kann der Kampf dann auch schon alleine durch den Text entschieden und eine Spielfigur besiegt sein.
Ist dies nicht der Fall, dann wählt jeder Spieler eine seiner Handkarten aus und legt diese gleichzeitig mit seinem Gegenspieler offen aus. Auf den Karten ist entweder ein Text, oder aber auch eine "Stärkewert" aufgedruckt. Textkarten werden zuerst ausgeführt. Sollten diese Textkarten noch immer keine Entscheidung herbeigeführt haben, so wird der Stärkewert der Spielfigur mit dem Stärkewert der Karte addiert, und der Spieler mit dem höchsten Gesamtstärkewert hat gewonnen.
Gibt es jetzt noch immer ein unentschieden, gelten beide Figuren als besiegt.

Ausgespielte Handkarten werden - wie die besiegte Spielfigur - zur Seite gelegt. Sind alle 9 Handkarten aufgebraucht, dann dürfen diese wieder auf die Hand genommen werden.

Sollten sich nach einem Kampf noch immer gegnerische Figuren im Gebiet befinden, so müssen diese dann sofort anschließend bekämpft werden.

Und um die ganze Sache dann auch noch spannender zu machen, sind alle Spielfiguren mit unterschiedlichen Stärkewerten und "Funktionen" ausgestattet:

Frodo: Stärkewert 1, kann sich seitwärts "zurückziehen", wenn er angegriffen wird.
Gandalf: Stärkewert 5, im Kampf muss der dunkle Spieler seine Karte als Erster ausspielen.
Aragorn: Stärkewert 4, darf in ein beliebiges angrenzendes Gebiet ziehen - vorwärts, seitlich oder rückwärts.
Legolas: Stärkewert 3, besieht den Fliegenden Nazgul sofort.

Fliegender Nazgul: Stärkewert 3, kann über beliebig viele Spielfiguren in beliebiger Richtung beliebig weit fliegen.
Schwarzer Reiter: Stärkewert 3, kann durch mehrere Gebiete vorwärts ziehen.
Ork: Stärkewert 2, besiegt sofort die erste angegriffene helle Spielfigur.
Warg: Stärkewert 9, gegen den Warg haben die Texte auf den hellen Spielfiguren keine Wirkung.

... um nur ein paar zu nennen.

Spielende:
Der Spieler des Lichts gewinnt, wenn es ihm gelingt Frodo nach Mordor zu bringen. Der Spieler der Finsternis gewinnt, wenn ihm gelingt Frodo zu besiegen bzw. 3 dunkle Gestalten ins Auenland zu bringen. Sollte ein Spieler zugunfähig sein, hat sofort der andere Spieler gewonnen.

Es wird empfohlen, immer zwei Partien zu spielen. Jeder sollte einmal Spieler des Lichts und der Finsternis sein. Der Gewinner erhält nach jeder Partie so viele Punkte, wie eigene Spielfiguren übrig geblieben sind. Wer nach den zwei Partien die meisten Punkte hat, hat gewonnen.

Fazit:
"Die Entscheidung" ist eine tolle Umsetzung des "Herr der Ringe"-Themas in einem taktischen Spiel für Zwei. Das Spiel selbst erinnert zwar sehr an "Stratego", bekommt aber durch die vielen Sonderaktionen trotzdem seinen eigenen Charakter. Und da die Umsetzung nicht nur thematisch, sondern auch grafisch sehr gut gelungen ist, kommt beim Spielen auch richtig Stimmung auf.

Die Spielanleitung selbst ist ausführlich geschrieben, und lässt eigentlich keine Fragen offen.
Man darf sich dabei nur nicht von der Vielfalt der Möglichkeiten und Beschreibungen der Spielzüge und -figuren verwirren lassen. Nach dem erstem Durchlesen fühlt man sich von den ganzen Möglichkeiten fast "erschlagen". Nach den ersten paar Partien - und die braucht man auf alle Fälle, um die ganzen Möglichkeiten im Spiel überschauen zu können - wird die ganze Sache dann klarer, und man bemerkt das "Die Entscheidung" gar nicht so kompliziert ist, wie sie auf dem ersten Blick erscheint. Auch hat man nach ein paar Runden die einzelnen Figuren und deren Möglichkeiten kennen gelernt, und kann diese dann auch gezielt taktisch und klug einsetzen und die Vorteile für sich nutzen.

Da die "helle" und die "dunkle Seite" verschiedenartige taktische Möglichkeiten bieten, sollte man, um ein ausgeglichenes Spiel zu erhalten, in jeder Partie jeweils die "helle" als auch die "dunkle Seite" spielen. Jedes Spielende kann, wie in der Anleitung beschrieben, mit Punkten bewertet werden. Gewinner ist dann, wer danach die meisten Punkte erreichen konnte.
Da man für eine Runde mit ca. 30 Minuten auskommt, sollte das kein Problem darstellen. Im Gegenteil - da man mit jedem Spiel die Möglichkeiten besser kennen lernt, brennt jeder darauf, eine Revanche zu spielen, um seine "neue Taktik" ausprobieren zu können.

"Die Entscheidung" ist ein taktisches Spiel für Zwei, das bei uns sehr gut angekommen ist, und das wahrscheinlich für alle "Tolkien"-Fans ein "MUSS" ist. Und um langanhaltenden Spiespass zu garantieren - und auch etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen - gibt es noch eigene Sonderkarten, die in einer Variante für "ausgefuchste" Spieler eingesetzt werden können.

Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Der Herr der Ringe - Die Entscheidung" bei spielenet.de