Spielbesprechung von Györög Kurt

Mexica 09.02.2002 von M. Kiesling und W. Kramer Ravensburger für 2 - 4 Spieler von 10 - 99 Jahre

"Auf ihrer Wanderschaft durch Mexico suchten die Azteken, oder Mexica, wie sie sich später nannten, das von ihrem Gott Huitzilopochtli prophezeite Zeichen: Wo ein Adler auf einem Kaktus sitzt und eine Schlange frisst, dort sollten sie sich niederlassen. Viele Jahre später erreichten die Mexica 1325 endlich ihr Ziel und gründeten auf einer Insel im Texcoco See ihre neue Heimat. Der Ausbau der Stadt Tenochtitlán dauerte knapp 200 Jahre. Erreichbar war die Insel über Dämme. Die zu Bezirken zusammengefassten Gebäudegruppen, die Calpulli, waren die Grundzellen der aztekischen Gesellschaft. Im Jahr 1521 zerstörte Hernán Cortés Tenochtitlán. Als die Stadt fiel, lebten auf einer Fläche von ungefähr 15 km² mehr als 200.000 Menschen. Später entstand an der gleichen Stelle Mexico City. Nur noch wenig ist von der einstigen Hauptstadt der Mexica erhalten geblieben." Soviel zum geschichtlichen Hintergrund zu Mexica ... Uns stellt sich nun folgende Aufgabe: "Lasst das Reich der Mexica wieder auferstehen. Baut mit Hilfe von Kanälen Bezirke (Calpulli) und errichtet Brücken und Gebäude. Für das Gründen der Bezirke und für die wertvollsten Gebäude erhaltet ihr Wertungspunkte und rückt euren Wertungsstein auf der Wertungsleiste vor. Wer hier nach der letzten Wertung vorne liegt gewinnt." Spielmaterial: In der Schachtel mit der "blauen Maske" befindet sich ein schön gestalteter Spielplan, 43 Kanalteile (6x 1er und 37x 2er), 11 Brücken, 15 Calpulli-Plättchen (mit den Werten 3 bis 13), 72 Gebäude (6x 1er, 5x 2er, 4x 3er und 3x 4er je Spieler), 12 Aktions-Chips, 4 Spielfiguren (Mexica), 4 Wertungssteine, 4 Kurzspielregeln und eine Spielanleitung. Spielablauf: Der Spielplan wird ausgelegt. Die Calpulli-Plättchen werden verdeckt gemischt und 8 davon (nach Werten sortiert) auf den dafür vorgesehen Platz am Spielplan gelegt. Die Wertungssteine der Spieler werden auf das Feld 0 der Wertungsleiste platziert - Kanalteile, Brücken und Aktions-Chips bereitgelegt Jeder Spieler erhält 9 seiner 18 Gebäude und eine Übersichtstafel. Der älteste Spieler beginnt und stellt seinen Mexica auf eines der 4 Startfelder. Dann sind die anderen an der Reihe und platzieren ebenfalls ihre Mexica am Spielplan. Jetzt stehen jedem Spieler pro Spielzug 6 Aktionspunkte (AP) zur Verfügung, die er wie folgt einsetzen darf: (Aktionen können beliebig oft und in beliebiger Reihenfolge durchgeführt werden, überschüssige AP verfallen) 1. Kanalteile legen: Für 1 AP kann ein 1er oder 2er-Kanalteil auf den Spielplan gelegt werden. 2. Brücken bauen bzw. versetzen: Für 1 AP darf eine Brücke auf einen Kanal gebaut werden. Stehen keine Brücken mehr zur Verfügung, kann eine bestehende Brücke für 1 AP versetzt werden. 3. Mexica ziehen: Für jedes Feld, das sich der Mexica bewegt, zahlt man 1 AP. Ebenso für eine Bewegung auf eine Brücke, von einer Brücke und von Brücke zu Brücke. Für 5 AP kann man seinen Mexica auf jedes beliebige Feld am Spielplan versetzen. 4. Gebäude errichten: Die Kosten für den Bau eines Gebäudes richtet sich nach dessen Größe. Ein 1er-Gebäude kostet 1 AP, ein 2er 2 AP, usw. 5. Aktions-Chips erwerben: Pro Spielzug kann man, für je 1 AP, maximal 2 Aktions-Chips erwerben. Diese können dann in einem beliebigen anderen Zug kostenlos eingesetzt werden und erhöhen die AP, die dem Spieler zur Verfügung stehen. Zusätzlich darf der aktive Spieler jederzeit, ohne dafür AP bezahlen zu müssen, folgende Aktionen ausführen: 1. Bezirke bilden: Zu Beginn des Spieles stellt der Spielplan einen einzigen großen Bezirk dar. Dies ändert sich durch das Legen von Kanalteilen. Denn, wird ein Teil des Spielplanes durch Kanalteile vom Rest abgetrennt (es reicht, wenn sich die Kanalteile diagonal berühren), bildet sich damit ein neuer Bezirk. Dazu muss sich der Mexica des Spielers aber nicht in diesem Bezirk befinden. Für das Bilden von Bezirken gibt es keine Punkte. Gebildete Bezirke können jederzeit durch Legen neuer Kanalteile wieder verändert werden. 2. Bezirke gründen: Im Gegensatz dazu gibt es für das Gründen von Bezirken Punkte. Ein Bezirk wird gegründet, wenn sich der Mexica des Spielers in diesem Bezirk befindet und er ein passendes Calpulli-Plättchen in diesen legen kann. Ein Calpulli-Plättchen ist dann passend, wenn die türkise Zahl am Plättchen mit der Anzahl der Landfelder des Bezirkes übereinstimmt. Der Spieler erhält dann für das Gründen so viele Punkte, wie die gelbe Zahl am Calpulli-Plättchen angibt. Sollten sich noch andere Mexica in diesem soeben gegründeten Bezirk befinden, erhalten diese so viele Punkte, wie die weiße Zahl angibt. Die Größe eines gegründeten Bezirkes darf nicht mehr verändert werden - es dürfen in diesen keine Kanalteile mehr gelegt werden. Durch den Bau von Gebäuden, zeigt man seinen Einfluss in diesem Bezirk an. Dies ist wichtig, den bei den beiden Wertungen erhält man je nach Einfluss Punkte dafür. Die 1. Wertung wird ausgelöst, wenn die ersten 8 Calpulli-Plättchen verbraucht wurden und ein Spieler alle 9 Gebäude verbaut hat. Die Runde wird noch fertiggespielt, so dass jeder Spieler gleich oft dran war. Jetzt werden alle gegründeten Bezirke abgerechnet: Der Spieler mit dem meisten Einfluss erhält so viele Punkte wie die türkise Zahl angibt. Der Spieler mit dem zweitmeisten Einfluss erhält die gelbe Zahl an Punkte gutgeschrieben, der Dritte die Punkte laut weißer Zahl. Ein eventueller 4. Spieler geht leer aus. 5 Bonuspunkte erhalten jene Spieler, deren Mexica bei der Wertung auf einem Startfeld stehen. Nach der 1. Wertung werden die noch nicht verwendeten 7 Calpulli-Plättchen aufgelegt und die Spieler erhalten die restlichen 9 Gebäude. Im 2. Durchgang ist darauf zu achten, das Calpulli-Plättchen, die keine Verwendung mehr finden, weil die dazugehörigen Bezirke nicht mehr gegründet werden können, aus dem Spiel genommen werden. Spielende: Die 2. Wertung (=Spielende) wird durchgeführt, wenn wiederum alle Calpulli-Plättchen verbraucht bzw. beiseite gelegt wurden und ein Spieler alle seine Gebäude verbaut hat. Die Runde wird jedoch wieder fertiggespielt, so dass jeder Spieler gleich oft dran war. In der 2. Wertungen werden wieder alle gegründeten Bezirke abgerechnet (auch die, die schon in der 1. Wertungen berücksichtigt wurden). Jetzt werden aber auch gebildete Bezirke (=ohne Calpulli-Plättchen) gewertet. Und zwar erhält der Spieler mit dem größten Einfluss so viele Punkte wie der Bezirk Felder hat. Der Zweite die Hälfte, der Dritte noch ein Viertel (jeweils aufgerundet). Ein 4. Spieler geht wieder leer aus. Wieder 5 Bonuspunkte erhalten jene Spieler, deren Mexica bei der Wertung auf einem Startfeld stehen. Sieger ist, wer jetzt seinen Wertungsstein auf der Wertungsliste am weitesten vorne hat. Bei Gleichstand jener Spieler mit den wenigsten Aktions-Chips. Fazit: Mexica ist das 3. Spiel der sogenannten Trilogie von Kiesling und Kramer. Zu dieser Trilogie gehören neben Mexica, die Spiele Tikal und Java. Allen Spielen gemeinsam ist der Ablauf mit den vorgegeben AP, sowie die "Kramerleiste". Jene Wertungsleiste die sich um das Spielfeld herum zieht. Dann hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder auf. Mexica ist meiner Meinung nach jenes Spiel, das sich am leichtesten (von den Dreien) Spielen lässt. Was aber nicht heißt, das der Tiefgang bzw. die taktischen Möglichkeiten geringer wären. Ganz im Gegenteil, auch bei Mexica findet man mit jeder gespielten Partie neue Feinheiten und taktische Finessen, die man ausnutzen bzw. einsetzen kann. Dies führt dann dazu, das man nach jeder Partie sogleich noch eine weitere anhängen möchte, um die neuen Fein- bzw. auch Gemeinheiten auszuprobieren zu können. Außerdem ist Mexica ein Spiel, das sich in jeder Besetzung (2 bis 4 Spieler) gut spielt. Am meisten Spaß hatten wir jedoch beim Spiel zu dritt. Bei vier Spielern wird es ziemlich eng und es können eventuell längere Wartezeiten auftreten. Beim Spiel zu zweit ist es dagegen fast zu einfach Bezirke zu gründen. An dieser Stelle möchte ich auf eine Variante hinweisen, die ich aus einem Spielerforum übernommen habe und die mir ausgesprochen gut gefällt. Diese Variante für zwei Spieler sieht wie folgt aus: Vor dem eigentlichen Spiel werden 10 Gebäude einer dritten Farbe auf dem Spielplan verteilt. Abwechselnd je 1 Gebäude von jedem Spieler. Vorschlag: 1x 4er, 2x 3er, 3x 2er und 4x 1er. (Je nach Geschmack kann man durch Ändern der Gebäudewerte den 3. Spieler stärker oder schwächer machen) Dadurch wird es auch beim Spiel zu zweit enger (und somit interessanter) am Spielplan. Außerdem können nicht mehr nur durch den Bau eines 1er-Gebäudes in den Bezirken jede Menge Punkte erzielt werden. Die dritte Farbe wird einfach bei der Wertung mit eingebunden und auch der Wertungsstein auf der Wertungsleiste weiterbewegt. Alles in allem kann man Kiesling und Kramer nur wieder zu einem hervorragenden Spiel gratulieren, dass uns noch lange beschäftigen wird ... Vielen Dank an RAVENSBURGER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

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