Spielbesprechung von Györög Kurt
Pacal
Die Pyramiden des Jaguar
17.04.2002

von Günter Burkhardt
Klee-Spiele
für 2 Spieler
ab 12 Jahren

"Der Maya-König Pacal wurde am 26. März 603 n. Chr. von einer Frau Zuc Kuk geboren. Wie Pacal wirklich hieß, ist nicht bekannt. Er wird so genannt, da sich in vielen Inschriften, die sich auf seine Person beziehen, ein kleiner Kriegsschild entdeckt wurde. Und Schild heißt in der Sprache der Mayas "Pacal". Dieser König bestieg den Thron im Alter von 12 Jahren und regierte 68 Jahre lang. Doch nun muß ein würdiger Nachfolger her. Daher bauen beide Spieler an ihren Kartenpyramiden. Der größte Wert muß oben sein, die dariunterliegenden sind von links nach rechts immer kleiner. Wer stellt zuerst seine Pyramide fertig und wird neuer König?"

... und dieser Herausforderung stellen sich die beiden Spieler in diesem pyramidalen Kartenspiel !!!

Spielmaterial:
Das Spiel besteht aus 50 Spielkarten (mit den Werten 1 - 50), 2 Spielfiguren, 1 Spielplan und 1 Spielanleitung.

Spielablauf:
Jeder Spieler sucht sich eine Spielfigur aus. Diese werden am äußeren Feld am Spielplan platziert und zeigen an wie viele Runden von den einzelnen Spielern bereits gewonnen wurden.
Dann werden die 50 Spielkarten gemischt, und mit jeweils 10 Karten vor den Spielern Pyramiden ausgelegt. (In der 1. und somit untersten Reihe liegen 4 Karten, darüber dann noch 3, 2 und 1 Karte. Dabei muss die Kartenrückseite nach oben zeigen.)
Von den restlichen Karten erhält jeder Spieler 15 Karten, die er auf die Hand nimmt.
Startspieler wird, wer die höchste Zahl unter der Pyramidenspitze liegen hat.

Abwechselnd werden nun dem Mitspieler zwei Karten angeboten, indem man diese offen auf den Tisch legt. Eine davon muss er sich jetzt aussuchen, und in seine Pyramide einbauen. Die verbleibende Karte wird nun in die eigene Pyramide verbaut. Ist dies geschehen, ist der Mitspieler dran, zwei Karten offen anzubieten. Das geht abwechselnd so weiter.

Dabei ist aber zu beachten, das an der Pyramidenspitze immer die höchste Zahl liegen muss, und alle anderen Zahlen von oben nach unten, und von links nach rechts immer kleiner sein müssen.
Bereits gelegte Zahlen dürfen dabei nicht mehr umgelegt werden. Es ist nur erlaubt eine zweite Karte auf eine bereits liegende Karte zu legen. (Diese muss so gelegt werden, das jederzeit ersichtlich ist, das hier zwei Karten liegen.) Drei Karten dürfen nie am selben Platz gelegt werden.
Wenn 14 Karten gespielt wurden, darf die letzte Karte noch, wenn möglich in die eigene Pyramide eingebaut werden.

Eine Runde endet, wenn:
1. ein Spieler alle 10 Felder bebaut, und somit seine Pyramide fertiggestellt hat. Dieser Spieler gewinnt auch die Runde.
2. beide Spieler ihre Pyramiden im gleichen Zug fertig stellen. Es gewinnt der Spieler, beim dem die Differenz zwischen größtem und kleinstem Wert am geringsten ist.
3. wenn ein Spieler nach den Bauregeln keine Karte mehr anlegen kann. Dieser hat die Runde dann sofort verloren.

Der Sieger bewegt seinen Spielstein am Spielplan ein Feld weiter, und die nächste Runde beginnt wieder mit dem mischen aller 50 Karten.

Spielende:
Wenn ein Spieler 3 Runden gewonnen hat, hat er auch das Spiel gewonnen, und darf sich bis zum nächsten Mal als "würdiger Nachfolger" König Pacals ansehen.

Und wem zum Spielen der Partner fehlt, kann sich an der Solovariante versuchen: Es werden ebenfalls alle 50 Karten gemischt, und eine Pyramide aus 10 Karten aufgebaut.
Die restlichen Karten bilden den Nachziehstapel, von dem Karten gezogen und in die Pyramide (nach den obigen Bauregeln) eingebaut werden müssen.
Kann die Pyramide fertiggestellt werden, hat man gewonnen und man zählt wie viele Karten man dazu benötigt hat. Sollte man eine Karte nicht "gültig" anlegen können, so hat man verloren und muss von vorne beginnen.

Im KOSMOS-Verlag wurde 2002 dieses äußerst interessante Spiel neu aufgelegt. Und zwar als

Die Pyramiden des Jaguar
Pacal
17.04.2002

von Günter Burkhardt
KOSMOS
für 2 Spieler
ab 10 Jahren

"Zwei Forscher haben im zentralamerikanischen Dschungel Teile der verschollenen Jaguar-Pyramiden zusammengetragen. So gut die beiden bislang zusammengearbeitet haben, so uneinig sind sie sich jetzt in der Frage, nach welchem System die Steinriesen aufeinander zu schichten sind, damit sich wieder die originalgetreuen "Pyramiden des Jaguar" ergeben. Beim Bau müssen nämlich bestimmte Konstruktionsregeln eingehalten werden. Wer dabei einen Fehler macht, bringt seinem Konkurrenten Vorteile und dieser darf auf dem Dschungelpfad vorrücken. Daher versucht jeder so zu spielen, dass der andere möglichst oft Fehler macht."

... und so versuchen nun zwei "Dschungelforscher" sich gegenseitig durch trickreiches Anlegen von Karten zu überlisten !!!

Spielmaterial:
Es gibt 1 Spielplan mit zwei Pyramidenplätzen und einem Dschungelpfad, 2 Dschungelforscher, 10 Jaguarsteine, 40 Karten (mit den Werten 1 - 40) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Es wird über mehrere Runden gespielt. Wer mit seinem Forscher am Dschungelpfad am weitesten vorrücken konnte, gewinnt das Spiel.

Spielablauf:
Jeder Spieler sucht sich eine Spielfigur aus und stellt diese auf das Startfeld des Dschungelpfades. Nachdem die 10 Jaguarsteine neben dem Spielplan bereitgelegt wurden, werden die 40 Karten gemischt und an jeden 15 davon verdeckt ausgeteilt. Die restlichen Karten werden neben den Spielplan verdeckt abgelegt.
Um den Startspieler zu ermitteln spielt jeder Spieler eine seiner Handkarten verdeckt aus. Gleichzeitig werde diese dann aufgedeckt. Der Spieler mit der höheren Zahl beginnt, und die Karten werden wieder auf die Hand genommen.

Der Startspieler bietet nun seinem Mitspieler zwei seiner Handkarten an, indem er diese offen auf den Tisch legt. Eine davon muss dieser sich nun aussuchen und auf seinen Pyramidenplatz legen. Die übriggebliebene muss am eigenen Pyramidenplatz verbaut werden.
Danach ist der Mietspieler an der Reihe, und bietet seinerseits zwei seiner Handkarten offen an. Davon muss man nun zuerst eine wählen und anbauen, die verbleibende Karte gehört dann wieder dem Mitspieler. Das geht abwechselnd so weiter.

Beim Ablegen der Karten am Pyramidenplatz ist folgendes zu beachten:
1. An der Pyramidenspitze muss immer die höchste Zahl liegen.
2. Alle anderen Karten müssen so angelegt werden, dass alle Zahlen von oben nach unten, und von rechts nach links immer kleiner sein müssen.
3. Bereits gelegte Zahlen dürfen dabei nicht mehr umgelegt werden. Es ist aber erlaubt eine zweite Karte auf eine bereits liegende Karte zu legen. Diese Karte wird dann mit einem Jaguarstein markiert.
4. Auf eine Karte mit einem Jaguarstein darf keine weitere Karte mehr gelegt werden.

Wenn ein Spieler gezwungen ist, eine bereits liegende Karte mit einer anderen zu überdecken, dann darf der Gegenspieler seinen Forscher am Dschungelpfad weiterbewegen, und zwar gemäß der Stufe, auf der die Karte überdeckt werden musste. (In der untersten Reihe ist das 1 Schritt, in der 2. Reihe 2 Schritte usw.)

Je nachdem, auf welchem Feld der Dschungelforscher zu stehen kommt, gibt es die Möglichkeit ein Ereignis auszuführen. Und zwar sofort nachdem der Forscher bewegt wurde.

Folgende Ereignisse gibt es:
1. Ein eigener Jaguarstein darf wieder entfernt werden.
(Diese Karte darf dann nochmals überbaut werden.)
2. Eine Karte (ohne Jaguarstein) vom eigenen Pyramidenplatz entfernen.
(Liegen am Platz mehrere, überbaute Karten, werden alle Karten entfernt.)
3. Eine Karte (ohne Jaguarstein) vom gegnerischen Pyramidenplatz entfernen.
(Liegen am Platz mehrere, überbaute Karten, werden alle Karten entfernt.)
4. Man darf vom Mitspieler eine Karte ziehen und ungesehen unter den Kartenstapel neben dem Spielplan schieben.

Eine Runde endet, wenn:
1. ein Spieler alle 10 Felder bebaut, und somit seine Pyramide fertiggestellt hat. Dieser Spieler gewinnt auch die Runde.
2. beide Spieler ihre Pyramiden im gleichen Zug fertig stellen. Es gewinnt der Spieler, bei dem die Differenz zwischen größtem und kleinstem Wert am geringsten ist. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit dem höchsten Kartenwert.
3. wenn ein Spieler nach den Bauregeln eine Karte nur auf eine Karte mit einem Jaguarstein legen könnte. Dieser hat die Runde dann sofort verloren.
4. ein Spieler an der Reihe ist und nur mehr eine oder keine Karte mehr hat.
Beide Spieler dürfen noch eine Karte (wenn vorhanden) am eigenen Pyramidenplatz verbauen. Sollte kein Spieler eine Pyramide fertig stellen können, gewinnt derjenige, der am wenigsten freie Bauplätze übrig hat. Bei Gleichstand wird wieder die Differenz zwischen höchster und niederster Zahl herangezogen.

Der Sieger bewegt seinen Forscher am Dschungelpfad um 5 Schritte weiter, wobei etwaige Ereignisse jetzt nicht berücksichtigt werden.

Spielende:
Nach jeder Runde wird eine sogenannte "Dschungelprobe" gemacht.
Es wird die oberste Karte des Kartenstapels neben dem Spielplan aufgedeckt:
  • Zeigt diese Karte einen höheren oder gleich hohen Wert, als die Zahl neben dem Forscher, der am Dschungelpfad am weitesten vorne ist, so wird sofort noch eine Runde gespielt.
    Die Forscher bleiben auf ihren Feldern stehen. Der Spieler, der mit seinem Forscher weiter hinten liegt, beginnt.
  • Zeigt die Karte aber einen niedrigeren Wert, als die Zahl neben dem Dschungelpfad, so gewinnt der Spieler dessen Forscher am Dschungelpfad weiter vorne liegt, sofort. Stehen beide Forscher am gleichen Feld, so gewinnt, wer die letzte Runde gewonnen hat.
  • Steht der vorderste Forscher neben einem Feld am Dschungelpfad, neben dem es keinen Wert mehr gibt, so endet das Spiel ebenfalls sofort, und dieser Spieler hat gewonnen.

Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

Fazit:
"Pacal" bzw. "Die Pyramiden des Jaguar" sind beides Spiele für Taktiker, die einem Quäntchen Glück auch nicht abgeneigt sind. Und dieses ist nun mal gegeben, wenn man mit Karten spielt. Der Glücksfaktor ist aber in diesen Spielen nicht so groß, das man es unbedingt als spielentscheidend bezeichnen kann.
Außerdem kann man auch mit etwas Bluff ins Geschehen eingreifen. Hier ist es dann schon wichtig, darauf zu achten, wer gerade an der Reihe ist und seine Karte als erstes am Pyramidenplatz bauen muss. Da hat es nach dem Legen schon manch große Augen gegeben.
Auch hält sich die Spieldauer mit ca. 30 Minuten im Rahmen, und man muss jederzeit mit einer Revanche rechnen. Da aber auch der Spielreiz bei beiden Spielen groß ist, wird dazu sicher niemand "nein" sagen.

Pacal präsentiert sich in einer zwar kleinen, aber doch mit sehr viel Luft gefüllten Schachtel, wobei "Die Pyramiden des Jaguar" in der schon traditionellen "Spiele für Zwei"-Schachtel ausgeliefert werden (aber auch hier blieb genug Platz für Luft).

Mir persönlich gefällt das "alte Spiel" (Pacal) trotz der optisch schöneren Aufmachung von "Die Pyramiden des Jaguars" besser. Es beschränkt sich einfach auf das Wesentliche des Spieles.
Die Karten von Pacal sind ebenso wie die Karten vom "neuen Spiel" einfach, aber nett gestaltet. Die neuen Karten haben aber nur mehr die halbe Größe, und sind meiner Meinung nach damit unhandlicher geworden.

Das "neue Spiel" ist zwar optisch schöner anzuschauen, aber die neuen Elemente (Dschungelpfad und Ereignisse) bringen trotzdem keinen neuen "Pep" in das nun mal sehr gut durchdachte "alte Spiel".
Einzig die Jaguarsteine verbessern ein kleines Manko von "Pacal". Sie erleichtern sehr den Überblick, über jene Karten, die nicht mehr überbaut werden dürfen.

Warum in der Neuauflage die Werte von rechts nach links absteigend gelegt werden müssen, und nicht wie bei "Pacal" von links nach rechts wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Ebenso warum in der Neuauflage 10 Karten weniger verwendet werden.
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Spielen besteht in der Altersangabe.
"Pacal" wird als Spiel für Spieler ab 12 Jahren angegeben, für "Die Pyramiden des Jaguar" wurde das Alter auf 10 Jahre herabgesetzt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Spielprinzip für 10-jährige schon ganz durchschaubar ist und taktisch angewendet werden kann.

Für beide Spiele aber gilt:
Wer noch keines der beiden besitzt, sollte sich eines davon auf alle Fälle zulegen. Bei einer "Neuanschaffung" würde ich "Die Pyramiden des Jaguar" empfehlen. Man hat dann die Wahl, nach den "neuen" oder "alten" Regeln zu spielen. Man kann ja die "neuen Elemente" (Dschungelpfad und Ereignisse) auch einfach weglassen, und als Sieger jenen Spieler küren, der als Erster drei Runden gewinnt. Wer jedoch "Pacal" schon sein eigen nennt, muss sich "Die Pyramiden des Jaguars" nicht unbedingt auch noch kaufen.

Und wer keinen Mitspieler findet, kann auch die Solovariante von "Pacal" für "Die Pyramiden des Jaguar" verwenden ...

"Pacal" bei spielenet.de
"Die Pyramiden des Jaguar" bei spielenet.de