Spielbesprechung von Györög Kurt
Pueblo
02.04.2002

von M. Kiesling und W. Kramer
Ravensburger
für 2 - 4 Baumeister
von 10 - 99 Jahren

"In diesem Spiel beauftragt ein Häuptling die Baumeister seines Volkes ein neues, mächtiges Pueblo nach seinen Vorstellungen zu errichten. Keiner der Baumeister soll sich in den Vordergrund drängen, indem er Steine in der von ihm bevorzugten Farbe sichtbar verbaut. Der Häuptling beobachtet misstrauisch den Baufortschritt und bestraft jeden Baumeister, der sich nicht an seine Vorgabe hält."

Spielmaterial:
1 Spielplan, der den Bauplatz darstellt und eine fast gleich große Zähltafel, die gemeinsam in die Tischmitte kommen. Dann gibt es 27 farbige und 16 neutrale Bausteine. Je nach Anzahl der Baumeister werden jeden von ihnen eine bestimmte Anzahl von farbigen und neutralen Bausteinen zugeteilt.
Dann gibt es da noch 1 Spielanleitung, 1 Häuptling, 4 Zählsteinen in den Farben der Baumeister und einen weißen Markierungsstein.
Der Häuptling kommt auf ein Eckfeld des "Bauplatzes" und die Zählsteine der Baumeister starten in der Mitte der Zähltafel bei "0".
(Die einstweilen übriggebliebenen 4 Kultstätten und Zugreihenfolgekarten werden erst später für die "Profiversion" benötigt.)

Spielziel:
Man muss nun versuchen seine farbigen Spielsteine so geschickt zu verbauen, das der Häuptling bei seinem "Rundgang" womöglich nichts bzw. so wenig wie möglich davon merkt. Denn sollten ihm farbige Steine "zu Gesicht" kommen, gibt es Strafpunkte. Wer am Ende, wenn alle Steine verbaut wurden, am wenigsten Strafpunkte bekommen hat, hat auch das Spiel gewonnen.

Spielablauf:
Vor Beginn des Spieles werden von den Baumeistern je ein farbiger und ein neutraler Baustein zu einem "Block" zusammengestellt. Ein einzelner farbiger Baustein bleibt übrig - mit diesem fängt der jüngste Spieler zu bauen an. Der Ablauf dabei ist immer gleich:

1. Einen Stein verbauen:
Dabei ist folgendes zu beachten:
  • Liegt ein einzelner farbiger oder neutraler Baustein vor dem Spieler, muss dieser verbaut werden.
  • Gibt es nur "Blöcke", darf einer "zerlegt" werden und der Spieler kann entscheiden, ob er den neutralen bzw. den farbigen Stein verbaut.
  • Steinen müssen innerhalb des 8 x 8 Rasters am "Bauplatz" so verbaut werden, das immer alle 3 quadratischen Flächen einer Seite entweder den Spielplan und/oder auf anderen Bausteinen zu liegen kommen.
  • Die Steine können dazu beliebig gedreht und gewendet werden, und dürfen auch auf andere Spielsteine (egal welcher) Farbe zu liegen kommen.
  • Auch die Höhe und Form des Pueblos unterliegt dabei keiner Vorschrift.

2. Den Häuptling ziehen und den "Bau" kontrollieren: Wenn der Stein verbaut wurde, muss der Spieler den Häuptling auf dessen "Laufleiste" mindestens 1 und höchstens 4 Felder weit bewegen. Danach prüft der Häuptling das Pueblo auf "farbige" Steine.
Dabei schaut er immer geradeaus auf den "Bau".
Für alle "sichtbaren" farbigen Bausteine gibt es sofort Strafpunkte - und zwar für Steine in der 1. Ebene 1 Strafpunkt, Steine in der 2. Ebene "bringen" dann schon 2 Strafpunkte, in der 3. Ebene 3 Strafpunkte usw.
Je nach Anzahl der Strafpunkte werden die Spielfiguren der Baumeister auf der Zähltafel weiterbewegt. Der "beste" Baumeister ist somit immer der, dessen Spielfigur am wenigsten weit gezogen wurde.

Eine Besonderheit bei der "Kontrolle" ist noch zu beachten:
Der Bauplatz ist in Viertel eingeteilt. Wird der Häuptling auf ein Eckfeld bewegt, so betrachtet er den Bau aus der "Vogelperspektive" und es wird (unabhängig von der Höhe) für jeden "sichtbaren" farbigen Baustein im jeweiligen Viertel 1 Strafpunkt vergeben.

Spielende:
Das Spiel endet, nach dem der letzte Stein verbaut und der Häuptling bewegt wurde.
Jetzt begibt sich der Häuptling auf seine abschließende "Kontrollrunde".
Ausgehend von seinem momentanen Standort (dieser wird mit dem Markierungsstein gekennzeichnet), bewegt sich der Häuptling Feld für Feld um das Pueblo und verteilt nochmals Strafpunkte für sichtbare farbige Steine.
Wer danach am wenigsten Punkte "gesammelt" hat ist Sieger, und darf sich bis zur nächsten Runde als "Großer Baumeister" bezeichnen.

Fazit:
Pueblo gehört für mich sicher zu den interessantesten Spieleneuheiten 2002. Es ist ein Spiel, das auf den ersten Blick schlicht und einfach aussieht, aber mit jeder Partie neue Möglichkeiten und Varianten zum Vorschein bringt. Ist das Spiel beendet, möchte man sofort noch eine Runde spielen um diese oder jenen Strategie auszuprobieren.
Die Spielanleitung ist sehr gut aufgebaut und mit Beispielen ausgestattet, sodass keine Fragen offen bleiben. Trotzdem glaube ich, das man Pueblo am besten mit einer "Proberunde" erklärt.
Der Spielplan und die Zählleiste sind, dem Thema angepasst, mit schönen indianischen Zeichen "verziert" und ziehen die Blicke auf sich. Und werden die "Bausteine" von Kindern entdeckt, sind diese vom Spiel nicht mehr wegzubekommen. (So kam es auch, das ich eine Partie mit meiner 6½ jährigen Tochter spielen "musste" - die sich dabei gar nicht so schlecht angestellt hat und mit etwas "Unterstützung" meinerseits sogar das Spiel knapp für sich entscheiden konnte.) Aber auch die Erwachsenen sind von den Spielsteinen angetan und schnell vom Spiel gefesselt.
Während des Spieles kann es dann schon hin und wieder zu längeren Wartezeiten kommen, wenn ein Mitspieler sich nicht einscheiden kann, wo er seinen Spielstein am besten platzieren sollte.
Und in den ersten Runden (bis das "räumliche Denken" etwas trainiert wurde) kann es auch immer wieder vorkommen, das Spieler öfter "probieren" müssen, bis ein Stein "richtig" eingebaut werden kann und auch "passt".
Diese Zeit kann man dann aber dazu nutzen, eine Runde um den Tisch zu machen, um den Überblick auf der gegenüberliegenden Seite nicht zu verlieren und für sich die beste "Lücke" für den nächsten Stein zu suchen.
Und auch sollte man sich immer Gedanken machen, wie sich die Position eines Steines in der Schlusswertung auswirken könnte - denn momentan kann dem Häuptling ja ein Stein mit etwas Hilfe "entgehen" - bei der Endrunde wird dann aber alles gnadenlos aufgedeckt !!!

Wer noch mehr Herausforderung sucht, dem wird auch gleich eine Variante "Abbau" und eine Profiversion mitgeliefert.
Beim "Abbau" gilt es dann nicht nur das Pueblo aufzubauen, sondern auch wieder abzureißen. Und wenn möglich so, das man dem Häuptling farbige Bausteine der Mitspieler präsentieren kann.
In der Profiversion wird durch "Kultstätten" (auf denen keine Steine gelegt werden dürfen) der Bauplatz eingeengt - und das Pueblo muss sehr schnell in die Höhe gebaut werden. Außerdem wird um die Zugreihenfolge gesteigert. Und ganz "Ausgefuchste" können dann auch noch die Profiversion mit der "Abbau"-Variante mischen ...
Dadurch ist auf alle Fälle gesichert, dass das Spiel lange Zeit interessant bleibt und seinen Reiz auch für anspruchsvolle Spieler nicht verliert ...

Pueblo ist ein Spiel, das man gut zu zweit, aber auch mit mehreren Spielern spielen kann und uns noch lange Zeit fesseln wird ...

Vielen Dank an RAVENSBURGER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Pueblo" bei spielenet.de